Der Hamburger Kultursenator Dr. Carsten Brosda ernennt vier ehemalige Mitglieder des Internationalen Opernstudios zur Kammersängerin bzw. zum Kammersänger: Vida Miknevičiūtė, Olga Peretyatko, Christoph Pohl und Alexander Tsymbalyuk (Foto: RW)
Wie die künstlerische Leiterin des Opernstudios, die Hamburger Kammersängerin Gabriele Rossmanith, während der Veranstaltung berichtete, bewarben sich zuletzt, wenn ich das richtig verstanden habe, 1.500 Sängerinnen und Sänger um einen Platz im Opernstudio, vor allem Sopranistinnen, am wenigsten Bässe. Olga Peretyatko hielt das Hamburger Opernstudio für das beste der Welt. Besonders berührt zeigte sich Alexander Tsymbalyuk bei seiner Dankesrede und lobte die Zeit, die er in diesem Hause zubringen durfte.
Jubiläumsgala: 30 Jahre Internationales Opernstudio (IOS)
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg, Ltg. Kent Nagano
Staatsoper Hamburg, 13. Oktober 2024
von Dr. Ralf Wegner
Das Opernstudio der Hamburgischen Staatsoper wurde 1994 gegründet. Jetzt, 30 Jahre später, wurden vier der ehemaligen Absolventen vom Hamburger Senat zur Kammersängerin bzw. zum Kammersänger ernannt: die Sopranistinnen Vida Miknevičiūtė und Olga Peretyatko, der Bariton Christoph Pohl und der Bass Alexander Tsymbalyuk.
Zahlreiche andere Sängerinnen und Sänger hatten hier ihre Karriere begonnen. Neben den bereits genannten u.a. die Sopranistinnen Danielle Halbwachs, Alexandra Kurzak oder Christiane Karg, die Mezzosopranistinnen Elena Zhidkova, Petia Petrova, Katja Pieweck und Maite Beaumont, der Tenor Dovlet Nurgeldiyev, der leider sehr früh verstorbene Bariton Jan Buchwald, der Bassbariton Oliver Zwarg oder der Bass Wilhelm Schwinghammer.
Wie die künstlerische Leiterin des Opernstudios, die Hamburger Kammersängerin Gabriele Rossmanith, während der Veranstaltung berichtete, bewarben sich zuletzt, wenn ich das richtig verstanden habe, 1.500 Sängerinnen und Sänger um einen Platz im Opernstudio, vor allem Sopranistinnen, am wenigsten Bässe. Olga Peretyatko hielt das Hamburger Opernstudio für das beste der Welt, wie sie dem durch das Programm führenden Opernintendanten Georges Delnon erklärte. Besonders berührt zeigte sich Alexander Tsymbalyuk, dessen Familie im Publikum saß, bei seiner Dankesrede und lobte die Zeit, die er in diesem Hause zubringen durfte.
Gesungen wurde natürlich auch. Alexander Tsymbalyuk beeindruckte mit seinem voluminösen, farbreichen und im Forte ausgesprochen durchschlagskräftigen Bass mit der Arie La calunnia aus Rossinis Barbier von Sevilla und machte es, nachdem er zusammen mit Olivia Boen das Duett Là ci darem la mano aus Mozarts Don Giovanni gesungen hatte, dem Bariton Nicholas Mogg mit nicht ganz so mächtiger Stimme schon schwer, mit Giovannis Arie Fin ch’han dal vino noch zu reüssieren.
Nachdem ich Narea Son jüngst als stimmlich nicht überzeugende Micaëla in Bizets Carmen gehört hatte, überraschte mich, wie gut sie die große Arie der Donna Anna aus Mozarts Don Giovanni Non mi dir, bell’idol mio zu Gehör brachte. Vor allem beeindruckte sie mit einer warm und voll klingenden Mittellage. Demnächst wird sie diese Partie auf der Hamburger Opernbühne übernehmen, u.a. mit Dovlet Nurgeldiyev als Don Ottavio und Erwin Schrott als Leporello.
Vida Miknevičiūtė, die mittlerweile eine bemerkenswerte Karriere im lyrisch-dramatischen Sopranfach bestreitet, sang die Hallenarie aus Wagners Tannhäuser und Olga Peretyatko beeindruckte mit klaren Koloraturen als Linda di Chamounix (O luce di quest’anima). Georges Delnon fragte sie, warum sie gerade diese Arie für das Jubiläum ausgesucht habe. Antwort: Mit dieser Arie hatte ich mich 2005 hier beim Opernstudio beworben.
Christoph Pohl sang O du mein holder Abendstern aus Wagners Tannhäuser, der Tenor Seungwoo Simon Yang begeisterte das Publikum mit seinem gefühlvollen, schönstimmigen Vortrag der Arie des Nemorino Una furtiva lagrima aus Donizettis Liebestrank und Aebh Kellys Mezzo nahm in dem Duett mit dem Bariton William Desbiens Il core vi dono aus Così fan tutte für sich ein.
Vor der Überreichung der Urkunden an die neuen Hamburger Kammersängerinnen und Kammersänger wurde noch das Duett Nadir – Zurga aus Bizets Perlenfischer gesungen, kraftvoll von dem Bariton Grzegorz Pelutis, der wenige Stunden vorher noch positiv als Sagrestano in Puccinis Tosca aufgefallen war und lyrisch überzeugend von dem Tenor Aaron Godfrey-Mayes vorgetragen. Nach der Dokumentenübergabe fanden sich alle beteiligten Sängerinnen und Sänger auf der Bühne ein, um Liam James Karai bei dem Auftrittslied des Escamillo aus Carmen zu begleiten. Eine Zugabe gewährte Kent Nagano, das Libiamo aus Verdis Traviata, einleitend vorgetragen von Seungwoo Simon Yang und Narea Son.
Das Publikum war begeistert, am Ende erhielten alle Sängerinnen und Sänger farbenprächtige Blumenbuketts überreicht.
Dr. Ralf Wegner, 14. Oktober 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeisstert.at
Aufgetretene Sängerinnen und Sänger: Vida Miknevičiūtė, Olga Peretyatko, Christoph Pohl, Alexander Tsymbalyuk; Olivia Boen, Narea Son, Seungwoo Simon Yang, Nicholas Mogg, Liam James Karai (ehemalige Mitglieder des IOS) / Marie Maidowski, Aebh Kelly, Aaron Godfrey-Mayes, Mziwamadoda Sipho Nodlayiya, Grzegoz Pelutis, William Desbiens, Keith Klein (aktuelle Mitglieder des IOS)
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Carl Orff, Trionfi Staatsoper Hamburg, 21. September 2024 Premiere