Kirill Petrenko © Monika Rittershaus
Robert Schumann: Ouvertüre zu Manfred
Bernd Alois Zimmermann: Konzert für Oboe und kleines Orchester
Johannes Brahms: Symphonie Nr.1 c-Moll
Albrecht Mayer Oboe
Kirill Petrenko Dirigent
Berliner Philharmoniker
Philharmonie Berlin, 29. August 2025
von Peter Sommeregger
Das Saison-Eröffnungskonzert der Berliner Philharmoniker Ende August, stets vor das Eröffnungskonzert des Musikfestes Berlin gesetzt, markiert das von den Musikliebhabern sehnlich erwartete Ende der Sommerpause.
Die blendend disponierten Berliner Philharmoniker und ihr fröhlich und entspannt wirkender Chef, Kirill Petrenko, nehmen das Publikum mit auf eine Reise in den Kosmos der ungleichen Freunde, Robert Schumann und Johannes Brahms.
Schumanns Ouvertüre zu dem Drama „Manfred“ von Lord Byron ist eigentlich nur Teil einer musikalischen Ausschmückung des Dramas, aber auch der einzige Teil davon, dem man noch häufig im Konzertsaal begegnet. Auch ohne den Inhalt zu kennen, vermittelt die Musik den Eindruck einer emotional bewegten Seele, die mit allerlei Widerständen zu kämpfen hat. In dem nur 10 Minuten dauernden Stück kann das Orchester einmal mehr seine Qualitäten beweisen.
Den größtmöglichen Kontrast bietet das zweite Stück des Abends, das Konzert für Oboe und kleines Orchester, vom 1970 freiwillig aus dem Leben geschiedenen Bernd Alois Zimmermann.
Dieser ist mit Abstand der erfolgreichste Komponist der Nachkriegs-Moderne, seine Werke stehen inzwischen seit über einem halben Jahrhundert konstant auf den Spielplänen auch der großen Orchester.
Nur von einem kleinen Orchester begleitet, ist der Solopart der Oboe extrem virtuos angelegt, Wechsel der Lautstärke, Triller, Sprünge und lange Einzeltöne gestalten das Werk höchst abwechslungsreich, aber auch herausfordernd für den Solisten. Diesen hat man mit dem Spitzenmusiker Albrecht Mayer aus den eigenen Reihen geholt, nach dem Solo-Applaus erwähnt er kurz, dass er das Werk 23 Jahre zuvor bereits mit Petrenko in Meiningen aufgeführt hätte. Der Teil einer Bach-Kantate ist eine kontrastreiche Zugabe.
Nach der Pause nimmt sich das Orchester der 1. Symphonie von Johannes Brahms an, dessen erst nach langem Zögern entstandenen Erstling dieser Gattung. Noch ist der übermächtige symphonische Schatten Beethovens gegenwärtig, aber im Verlauf des breit angelegten Werkes kann man förmlich die erstarkende Emanzipation und das Wachsen des Selbstbewusstseins von Brahms heraushören.
Kleine Zitate aus der Manfred-Ouvertüre des Freundes Schumann kann man als Indiz für die unterschwellige Dreiecksbeziehung zwischen den Freunden und Schumanns Ehefrau Clara ansehen, ehe sich das grandiose Finale mit seinem Hymnus aufbaut.
Am Ende lang anhaltender, herzlicher Applaus eines beglückten Publikums.
Peter Sommeregger, 30. August 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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