Klein beleuchtet kurz 65: Glinkas "Ruslan und Ljudmila" enttäuschen an der Hamburgischen Staatsoper

Klein beleuchtet kurz 65: Glinkas „Ruslan und Ljudmila“  Hamburgische Staatsoper, 9. November 2025 PREMIERE

Regieteam und Ensemble; Foto Patrik Klein

Die Partylaune deckte am Ende viele Unzulänglichkeiten ab!

Ruslan und Ljudmila
Musik von Michail Glinka

Musikalische Leitung: Azim Karimov
Chor der Hamburgischen Staatsoper
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg

Inszenierung, Bühne und Kostüme: Alexandra Szemerédy, Magdolna Parditka

Video: Janic Bebi
Licht: Bernd Gallasch
Chor: Alice Meregaglia
Dramaturgie: Katinka Deecke, Judith Wiemers

von Patrik Klein

Ich gebe zu, dass ich diese Oper zum ersten Mal auf der Bühne erlebte. So richtig mitgerissen hat mich die Musik jedoch nicht. Flott war sie zwar, besonders die bekannte Ouvertüre, aber die langen drei Stunden eher zäh und nur wenige genüssliche Highlights.
Das Orchester gab sich in feinster Spiellaune mit einem fantastischen Geigensolo auf der Bühne. Ein Straßenmusiker (Konzertmeister Konradin Seitzer) mit Nebenverdienst im Violinkoffer! – eine glänzende Idee – Dreimal jedoch gab es dicke Patzer aus dem Blechbereich beim Einsatz kurz hintereinander – das ist für ein „A-Orchester mit Zulage“ zu wenig.

Konzertmeister Konradin Seitzer; Foto Patrik Klein

Der Dirigent Azim Karimov war mit flotten Tempi unterwegs und nicht gewillt (zu recht), sich durch Applaus den Musikfluss unterbrechen zu lassen – egal!

Das Publikum haute rein bis die Ohren klingelten und merkte es über
3 Stunden lang nicht, vielleicht einfach mal die Klappe zu halten!

Manchmal ging die Musik gefühlt eine Minute lang im Trubel unter – müssen wir uns wirklich an so etwas gewöhnen?

Der Chor der Hamburgischen Staatsoper hatte es sehr, sehr schwer – auf Russisch und ohne Vocalcoaches in kurzer Zeit diese komplexen Texte zu lernen und vor allem durch das Spiel auf der Bühne den Dirigenten kaum sehen zu können, machte das Unterfangen gar heikel –
Kompliment an den Chor: ich habe keine Unsicherheiten gehört, im Gegenteil – der Chor sang und agierte staatsopernwürdig!

Chor der Hamburgischen Staatsoper mit Alice Meregaglia; Foto Patrik Klein

Die Solisten gaben sich alle viel Mühe – aber ist ein solches Ensemble, und ich möchte hier kein Bashing betreiben, bis auf wenige Ausnahmen, wirklich staatsopernwürdig? Dem Jubel am Ende nach zu urteilen, scheinbar ja!

Die Regie wurde etwa von der einen Publikumshälfte gefeiert und der anderen ausgebuht – vielleicht waren doch viele Zuschauer dem woken, queeren und belanglosen Einerlei überdrüssig, andere fanden es wohl als den Himmel auf Erden.

Denn schließlich gab es im Haus an der Dammtorstraße freien Sekt am Ende und laute Discomusik, die das Herz höher schlagen ließ .

Partylaune allen Ortes, die unsere Aufmerksamkeit für gutes Musiktheater überdeckte?

Patrik Klein, 10. November 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Besetzung:

Ljudmila: Barno Ismatullaeva
Ruslan: Ilia Kazakov
Farlaf: Alexei Botnarciuc
Bajan / Finn: Nicky Spence
Ratmir: Artem Krutko
Naina: Kristina Stanek
Gorislawa: Natalia Tanasii
Swetosar: Alexander Roslavets

(c) Patrik Klein

Der klassik-begeistert-Autor Patrik Klein ist ein leidenschaftlicher Konzert- und Opernfreak, der bereits über 300 Konzerte (Eröffnungskonzert inklusive) in der Elbphilharmonie Hamburg verbrachte, hunderte Male in Opern- und Konzerthäusern in Europa verweilte und ein großes Kommunikationsnetz zu vielen Künstlern pflegt. Meist lauscht und schaut er privat, zwanglos und mit offenen Augen und Ohren. Die daraus entstehenden meist emotional noch hoch aufgeladenen Posts in den Sozialen Medien folgen hier nun auch regelmäßig bei klassik-begeistert – voller Leidenschaft, ohne Anspruch auf Vollständigkeit… aber immer mit großem Herzen!

Michail Glinka, Ruslan und Ljudmila Hamburgische Staatsoper, 9. November 2025 PREMIERE

Ruslan und Ljudmila, Musik von Michail Glinka Hamburgische Staatsoper, 9.11.2025, PREMIERE

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