Ohne Moos nix los: „Mein Freund Bunbury“ fällt in Berlin in die Spree

Kommentar: Budgetkürzungen KOB  komische Oper Berlin, 9. Januar 2025

Foto © Jan Windszus Photography

Ein Kommentar von Ralf Krüger

Schade, einfach nur schade! Es hätte wieder ein Knüller werden können in Berlins Mitte. Ähnlich, wie „Messeschlager Gisela“ im letzten Sommer. Doch nun fällt alles ins schmutzige Wasser der Spree.

Wie Berliner Medien und klassik-begeistert berichten, sagt die Komische Oper ihre letzte Premiere in dieser Spielzeit ab. „Aufgrund erheblicher Kürzungen und damit einhergehender Sparzwänge im laufenden Berliner Haushalt…“, so liest man es auf der Website des Theaters. Zu sehen ist dort noch dieses einladende Bild mit Max Hopp, stehend auf einem plüschigen Rundsofa, vor rotem Vorhang und grüner Palme. Er, einer der großen Publikumslieblinge seit Barrie Koskys Zeiten, hätte Regie geführt und schon um das zu erleben, hätten viele Leute Tickets gekauft.

„Mein Freund Bunbury“ sollte die begonnene Tradition des „heiteren Musiktheaters der DDR“ fortsetzen. Das Musical entstand nach einem Stoff von Oscar Wilde und wurde im Oktober 1964 im Metropol-Theater an der Friedrichstraße uraufgeführt und lief danach auch erfolgreich in der Bundesrepublik. Die Musik komponierte Gerd Natschinski und wer „Messeschlager Gisela“ erlebt hat, der hätte sich auf ein neues Potpourri wunderbarer Melodien freuen können. Der Titelsong ging damals ins kollektive Bewusstsein ein.

Mit dem Aus dieser Produktion setzt die Komische Oper ein Signal, das mit Sicherheit mehr Menschen erreicht, als es eine Opern-Absetzung geschafft hätte. Das Haus, das sich seit vielen Jahren nicht zu schade ist, mit Operette und Musical auch ein Publikum jenseits des Opernbetriebes herzlich zu begrüßen, verzichtet hier auf sichere Einnahmen, leistet aber bewusst einen eigenen Beitrag zur Rettung ihres Stammhauses.

Das alt-ehrwürdige Gebäude an der Behrenstraße wird seit September 2023 saniert und das Ensemble spielt mit großem Engagement im einstigen Schillertheater in Charlottenburg und anderen Orten der Stadt.

Die Zukunft der Komischen Oper steht noch in den Sternen, aber ihr Kampf ums Überleben wird vom Feuilleton und den Medien begleitet. Viele andere Theater kämpfen auch – aber wer berichtet über sie? Es gibt in Berlin so unendlich viele Menschen, die mit Liebe und Leidenschaft spannendes Theater auf große und kleine Bühnen zaubern. Die meisten von ihnen haben keine Lobby, keine Interessenvertretung, und wir erfahren von ihrem Schicksal erst dann, wenn es zu spät ist.

Und so wie wir im Privaten staunend und erschreckend über unseren ersten Kontoauszügen des neuen Jahres sitzen, wie muss es da erst den Planern und Buchhaltern in den Theatern ergehen?

Die Silvester- und Neujahrskonzerte haben der Kultur soeben noch ein wenig Glanz und Glamour beschert. Ab jetzt werden die Zeiten weniger rosig.

Ralf Krüger, 9. Januar 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Messeschlager Gisela, Operette von Gerd Natschinski, Libretto von Jo Schulz Komische Oper, Berlin, Zelt am Roten Rathaus, 25. Juni 2024 

Messeschlager Gisela, Operette von Gerd Natschinski Komische Oper Berlin, Zelt am Roten Rathaus, 29. Juni 2024

Vorausschau: „Messeschlager Gisela“ von Gerd Natschinski Komische Oper Berlin, Zelt am Roten Rathaus, 8. Juni 2024 PREMIERE

Stephen Sondheim, Sweeney Todd Komische Oper Berlin, Premiere 17. November 2024

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komische Oper Berlin, 9. Januar 2025“

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