Goldener Saal, Musikverein Wien © Wolf-Dieter Grabner
von Herbert Hiess
Christian Thielemann erklärte aus seiner Sicht die Laufbahn eines Dirigenten: „Am besten an einem kleinen Theater korrepetieren, Operette dirigieren, Zweiter Kapellmeister werden, dann Erster, dann GMD, auch mal gastieren – so sollte das bis 30 laufen. Und dann wird’s schon“.
Mittlerweile ist Thielemann zum Lieblingsdirigenten der Wiener Philharmoniker avanciert und fast schon ein „Hausgott“ unter den Dirigenten und residiert für drei Konzerte im Wiener Musikverein; darunter auch mit seinem neuen Orchester – nämlich dem der Staatskapelle Berlin.
Mit den Wiener Philharmonikern dirigiert er zwei Programme; nämlich ein Brahms-Programm mit dem Doppelkonzert und der 4. Symphonie und sogar ein Operettenkonzert mit Werken von Johann Strauß.
Den Karriereratschlag von Thielemann dürfte der sogenannte „Shooting“-Star Klaus Mäkelä überhört haben; mit vier (!!!) Orchestern dirigiert er sechs Konzerte im Haus – darunter sogar mit den Wiener Philharmonikern.
Sein Debüt im Konzerthaus mit den Sibelius-Symphonien war allenfalls „überschaubar“ (Oslo Philharmonic Klaus Mäkelä, Dirigent Wiener Konzerthaus, Großer Saal, 22. Mai 2022 – Klassik begeistert (klassik-begeistert.de)). Ob die Agenten, Konzertveranstalter und er sich selbst mit dem verrückten Terminplan was Gutes tut, wird die Zeit zeigen.
Und dass die Wiener Philharmoniker schon Mäkelä engagiert haben und sogar mit der Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla zusammenarbeiten sollen, zeigt eigentlich, wie es um die „Dirigenten-Landschaft“ bestellt ist.
Auf alle Fälle bietet der Musikvereinsintendant Dr. Stephan Pauly ein breites Spektrum an Veranstaltungen; vor allem richtet er seinen Fokus auch auf die Jugend. Es gibt da nicht nur die Programme für „Kinder, Jugendliche und Familie“; hervorzuheben ist da vor allem der „Club 20“, der sich an Personen von 14. bis zum 29. Lebensjahr richtet.
Dieser „Club 20“ bietet die Möglichkeit (nach Maßgabe der Verfügbarkeit) Karten für den großen Saal um € 20,- und für den Brahms-Saal um € 10,- zu erwerben. Das ist zumindest ein großer Vorteil, denn im regulären Verkauf sind (vor allem die Spitzenkonzerte) für dieses Zielpublikum kaum erschwinglich.
Und natürlich muss der Musikverein als Konzertveranstalter selbst noch mit den Nachwirkungen des „Corona“-Irrsinns fertig werden. Einerseits sind klarerweise viele der älteren Konzertbesucher abgesprungen und die jungen Leute nicht mehr wirklich leicht als Konzertbesucher zu gewinnen – Streaming ist offenbar bequemer als der Gang zum Konzert.
Herbert Hiess, 20. März 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Altinoglu / Mahler „Symphonie Nr. 2“ Musikverein Wien, Großer Saal, 24. Februar 2024
Chicago Symphony Orchestra, Riccardo Muti Musikverein Wien, 22. und 23. Januar 2024
Lieber Herbert,
die berüchtigte „Ochsentour“ hat Karajan schon allen empfohlen. Gibt einige Dirigenten, die ihr ausgewichen sind. Manche erfolgreich, manche weniger.
Mäkelä halte ich für komplett überschätzt. Aber abwarten, ich hab ihn erst einmal live erlebt.
Liebe Grüße
Jürgen Pathy