Ladas Klassikwelt 41: Musikalisches Potpourri des Saxophonquartetts Meier’s Clan

Ladas Klassikwelt 41  klassik-begeistert.de

von Jolanta Łada-Zielke

Vor zwei Wochen habe ich mit meinem Mann den Urlaub im Ostseebad Heringsdorf auf der Insel Usedom verbracht. Wir wollten dort unter anderem ein Open-Air-Revue-Konzert sehen, das wegen schlechten Wetters abgesagt wurde. Stattdessen hatten wir ein anderes, ebenso interessantes Musikerlebnis in der örtlichen evangelischen Kirche, nämlich das Konzert des Saxophonquartetts Meier’s Clan.

Dieses Potsdamer Ensemble bestehend aus: Ralf Benschu (Sopransaxophon), Matthias Wacker (Altsaxophon), Mark Wallbrecht (Tenorsaxophon) und Sebastian Hillmann (Baritonsaxophon) feiert gerade sein 20-jähriges Gründungsjubiläum. Die Musiker spielten damals zum ersten Mal zusammen, um ihren Saxophonlehrer Werner Meier zu seinem 70. Geburtstag zu ehren. Dann beschlossen sie, ein festes Quartett zu bilden und es nach ihrem Meister zu benennen.

Wir zögerten ein wenig, zum Konzert zu gehen, aber die Neugier und der Wunsch, gute Musik zu hören, haben gewonnen. Die Organisatoren kümmerten sich um die Musiker und das Publikum. Der Pastor und die Leute der Diakonie achteten darauf, dass die Menschen im Abstand von anderthalb Metern saßen. Als wir zehn Minuten vor Konzertbeginn kamen, waren alle Kirchbänke bereits besetzt. Natürlich saßen jeweils maximal drei Personen in einer Bank. Wir bekamen zwei Stühle im hinteren Teil des Kirchenschiffs. Zuschauer, die später eintrafen, wurden zur Chorempore geleitet.

Das Konzertprogramm umfasste sowohl klassische als auch Film- und Popmusik. Die Zuschauer waren sehr unterschiedlich im Alter, und jeder hat etwas für sich gefunden. Das erste Stück „Hilf, Herr meines  Lebens“ von Hans Puls, bei dem die Musiker die Bühne vor dem Altar betraten, erinnerte das Publikum daran, dass wir uns in einer Kirche befanden. Dann führte das Quartett „Pur ti miro“ von Claudio Monteverdi und das Allegro aus der D-Dur-Sinfonie von Friedrich dem Großen auf. Matthias Wacker, der das ganze Konzert moderierte, wies darauf hin, dass Friedrich II. von Preußen nicht nur ein ausgezeichneter Flötist, sondern auch ein Komponist war. Meier’s Clan hat auch ein Album mit seinen Werken im Arrangement für vier Saxophone aufgenommen.

Nach dem Barock war die klassische Musik an der Reihe, und der erste Satz der Sinfonie Nr. 5 c-Moll von Beethoven ertönte. Als das Thema zum zweiten Mal gespielt wurde, verwandelte sich plötzlich das Allegro in eine Jazzimprovisation, was die Zuhörer angenehm überraschte. Die Musiker wählten für den Abend meist rhythmische Stücke. Das sitzende Publikum nickte im Takt und belohnte jede Aufführung mit stürmischem Applaus.

Um den verstorbenen Ennio Morricone zu ehren, spielte das Quartett zusätzlich „Once Upon a Time in America“ vor. Es wurde auch „Vois sur ton chemin“ aus dem Film „Die Kinder des Monsieur Matthieu“ aufgeführt.

Bevor das Ensemble „All by Myself“ aus dem Repertoire von Eric Carmen spielte, bemerkte Matthias Wacker, dass das Lied auf dem Thema des 2. Klavierkonzerts von Sergei Rachmaninoff basiert.

Auf dem Programm standen auch zwei tanzbasierte Werke: „Tangoetüde Nr. 3″ von Astor Piazzolla und „Czardas“ von Vittorio Monti. Der Auftritt wurde mit Steve Wonders „Sir Duke“ beendet.

Nach zwei Botschaften an das Publikum – einer „spirituellen“ (Zusammenhalten und Beten während der Pandemie) und einer „weltlichen“ (eine Spende für die Musiker), die von einer jungen Frau aus der Seelsorge vorgelesen wurden –  spielten die Musiker schließlich Beethovens „Ode an die Freude“. Dann verließen sie die Bühne im Rhythmus von „Keep The Road Jack“.

Der Auftritt in Bad Heringsdorf fand im Rahmen der Meier’s Clan -Quartett-Sommertour durch norddeutsche Städte in Mecklenburg-Vorpommern statt. Auf der Website des Ensembles findet man Termine für weitere Konzerte. Wenn Sie die Möglichkeit haben, die Aufführung dieses Quartetts zu sehen, lohnt es sich, dahin zu gehen. Es ist ein toller Abend in Begleitung von wirklich erstklassiger Musik.

Foto: http://www.meiersclan.de

Jolanta Lada, 20. Juli 2020, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert-at

Ladas Klassikwelt 40: Krakau tanzt trotz der Pandemie

Ladas Klassikwelt (c) erscheint jeden Montag.
Frau Lange hört zu (c) erscheint jeden zweiten Dienstag.
Schweitzers Klassikwelt (c) erscheint jeden zweiten Dienstag
Sommereggers Klassikwelt (c) erscheint jeden Mittwoch.
Hauters Hauspost (c) erscheint jeden zweiten Donnerstag.
Sophies Welt (c) erscheint jeden zweiten Donnerstag.
Lieses Klassikwelt (c) erscheint jeden Freitag.
Spelzhaus Spezial (c) erscheint jeden zweiten Samstag.
Der Schlauberger (c) erscheint jeden Samstag.
Ritterbands Klassikwelt (c) erscheint jeden zweiten Sonntag.
Posers Klassikwelt (c) erscheint jeden zweiten Sonntag.

© Jolanta Lada-Zielke

Jolanta Lada-Zielke, 48, kam in Krakau zur Welt, hat an der Jagiellonen-Universität Polnische Sprache und Literatur studiert und danach das Journalistik-Studium an der Päpstlichen Universität Krakau abgeschlossen. Gleichzeitig absolvierte sie ein Gesangsdiplom in der Musikoberschule Władysław Żeleński in Krakau. Als Journalistin war Jolanta zehn Jahre beim Akademischen Radiorundfunksender Krakau angestellt, arbeitete auch mit Radio RMF Classic, und Radio ART anlässlich der Bayreuther Festspiele zusammen. 2003 bekam sie ein Stipendium vom Goethe-Institut Krakau. Für ihre  journalistische Arbeit wurde sie 2007 mit der Jubiläumsmedaille von 25 Jahren der Päpstlichen Universität ausgezeichnet. 2009 ist sie der Liebe wegen nach Deutschland gezogen, zunächst nach München, seit 2013 lebt sie in Hamburg, wo sie als freiberufliche Journalistin tätig ist. Ihre Artikel erscheinen in der polnischen Musikfachzeitschrift „Ruch Muzyczny“, in der Theaterzeitung „Didaskalia“, in der kulturellen Zeitschrift für Polen in Bayern und Baden-Württemberg „Moje Miasto“ sowie auf dem Online-Portal „Culture Avenue“ in den USA.  Jolanta ist eine leidenschaftliche Chor-und Solo-Sängerin. Zu ihrem Repertoire gehören vor allem geistliche und künstlerische Lieder sowie Schlager aus den Zwanzigern und Dreißigern. Sie ist seit 2019 Autorin für klassik-beigeistert.de.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert