„Siehe, da weinen die Götter“ in der Elbphilharmonie Hamburg: Warum sorgen Sie nicht jeden Abend für Ruhe, lieber Herr Lieben-Seutter?

Lärm in der Elbphilharmonie, Royal Concertgebouw Orchestra, Sir John Eliot Gardiner, Brahms 1 – 4  Elbphilharmonie, 7. und 8. Mai 2023

klassik-begeistert.de bittet alle Verantwortlichen – vom Senator bis zum Intendanten – höflich um Musikabende  ohne „Gerülpse und Gefurze“ im teuersten Konzerthaus der Welt: in der allein von den Hamburger Steuerzahlern finanzierten Elbphilharmonie. Sicherlich haben die Hamburger Steuerzahler ihr gutes Geld nicht für Lärm und PEINlichkeiten im Großen Saal ausgegeben. Die Lösung ist gaaaaanz einfach: eine klare Ansprache für uninformierte Konzertbesucher.

Sie haben nur eine Wahl, lieber Herr Lieben-Seutter: Sie entscheiden sich für die Kultur und gegen die Tumbheit und Dumpfheit von Unwissenden. Gegen eine pseudodemokratische (asoziale) Minoritätenakzeptanz, die der großen Mehrheit, die den Großteil der Erlöse generiert, den Abend versaut. Aber seit wann diktiert die laute rülpsende Minderheit der kulturliebenden Mehrheit, wie die Musi spielt?                                                          Andreas Schmidt, Herausgeber.

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Elbphilharmonie, 7. und 8. Mai 2023

Royal Concertgebouw Orchestra
Dirigent: Sir John Eliot Gardiner

Johannes Brahms
Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73

Johannes Brahms
Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98

von Patrik Klein

Doch, lieber Herr Lieben-Seutter, das sollten Sie jetzt jeden Abend machen, ja wirklich jeden Abend!!!

Am Samstag, 6. Mai 2023, noch gab Sir John Eliot Gardiner in der Londoner Westminster Abbey zur Königskrönung den Takt vor – am Sonntag, 7. Mai, dirigierte er in der Elbphilharmonie, einem der allerbesten Konzertsäle der Welt, von klassik-begeistert bereits hunderte Mal besucht und meist euphorisch beschrieben, Brahms erste und dritte…

…das Konzert hätte er beinahe abgebrochen, weil ein Teil des Publikums Hafengeburtstag feiern wollte und sich wie so oft benahm, wie samstags vor der Glotze auf dem Sofa – in Folge dessen musste Elphi-Intendant Christoph Lieben-Seutter ansagen, dass einen Tag später, am 8. Mai, gefälligst Ruhe im Karton ist, sonst geht er, der Weltstar am Pult, wirklich vom Podium…

…und siehe da, es wirkte: man hätte eine Stecknadel fallen hören können, wenn nicht da diese himmlische Musik den Saal durchströmt hätte – in perfektem Glanz und voller Farben – ein atemberaubendes Orchester mit einem wahren Meister am Pult gab sich die Ehre!

Patrik Klein, 17. Mai 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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von Andreas Schmidt

Bravo, lieber Herr Lieben-Seutter. So geiht dat! Sie als Wiener Jung, lange hochrangig im noblen Wiener Konzerthaus tätig*, MÜSSEN jetzt endlich als Generalintendant auf den Putz hauen. So wie Teile Ihres Publikums sich im von den Baukosten her teuersten – von Hamburger Steuerzahlern finanzierten – Konzerthaus der Welt benehmen, geht es nicht weiter.

Dieser Mob beschädigt von Beginn, Januar 2017, an das Ansehen Ihres Hauses. Wenn es so weiter läuft, geht Ihnen die Majorität der Klassik-Fans verloren, weil sie keinen Bock mehr darauf hat, mit schwatzenden, fotografierenden, filmenden Kultur- und Wohlstandsproleten einen lang herbeigesehnten Abend in der

wunderschönen, klangschönen Elphi

zu verbringen.

Schon 2019 agierten Sie erstmals – viel zu spät – für den Erhalt der Kultur in Ihrem Haus, nachdem klassik-begeistert.de als einziges Medium weltweit die Verrohung der Sitten in der Elbphilharmonie angeprangert hatte.

Bravo! Elbphilharmonie-Chef sorgt endlich für Ruhe und Ordnung in seinem Haus

Bravo! Elbphilharmonie-Chef sorgt endlich für Ruhe und Ordnung in seinem Haus, Elbphilharmonie Hamburg, 31. März 2019

Oft hunderte nasse Funktions-Jacken dampfen im Großen Saal, von Ihnen, Herr Lieben-Seutter, toleriert. Oft mehr als hundert Kulturproleten lassen fremdschämen, Menschen, die mal auf’n Selfie in die Elphi kommen, Wohlstandsproleten, die Ihr Haus vorzeitig verlassen – während der Aufführung! Menschen, die rauchen, krank sind oder zu alt sind und in Ihrem Hause den Schleim zu lösen gedenken. Ja, und immer mehr Dirigenten, die mit Ihren Nerven ob der Unsitten in Ihrem göttlichen Saal, der für gute Ohren nichts verzeiht, verzweifeln.

Sie haben die besten Götter der Welt bei sich. Bitte lassen Sie diese Götter
auch göttergleich der Musi walten.

Glauben Sie bitte nicht, ein laissez-faire-laissez-aller bringe Ihr Haus pseudodemokratisch voran, nach dem Motto: Bald gibt es auch bei Bier und Korn mit Handy und dampfender Allwetterjacke auf dem Fußboden mit Frauchen am Ohr bei Christian Thielemann einen schönen Abend.

Dafür haben WIR Hamburger die Elphi nicht erbauen lassen.

22.11.2022, 11 Uhr, Sky Lounge
Christoph Lieben-Seutter © Elbphilharmonie

Wenn die Götter wie Brahms und Bruckner erklingen, mag bitte eine jede Kreatur für einen relativ überschaubaren Nettospiel-Zeitraum von ca. 90 Minuten einfach mal verstummen und – vor Ehrfurcht – lauschen.

Der Schreib-Gott Friedrich Schiller lieferte für den größten Hamburger aller Zeiten – deutlich vor Helmut Schmidt, der zu unrecht den Namen des Hamburger Flughafens ziert: Johannes Brahms – folgendes für dessen NÄNIE:

Siehe, da weinen die Götter, es weinen die Göttinen alle,
Daß das Schöne vergeht, daß das Volkommene stirbt.
Auch ein Klaglied zu sein im Mund der Geliebten ist herrlich,
Denn das Gemeine geht klanglos zum Orkus hinab.

Andreas Schmidt, Herausgeber, 17. Mai 2023 für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

* Christoph Lieben-Seutter übte von 1996 bis 2007, vor seinem Amtsantritt in Hamburg, als Generalsekretär die künstlerische und kaufmännische Leitung der Konzerthausgesellschaft und des Festivals Wien Modern aus.

P.S.: Lieber Herr Lieben-Seutter, Sie haben einen supergroßen, schwarzen Kubus-Lautsprecher, der von der Elphi-Decke herabfährt. Allein, fast niemand im Hause versteht dessen „Ansagen“. Alle sind ja beschäftigt vor der Aufführung, Sie verstehen, monsieur…

Egal: Bei Ihrem Problem-Publikum helfen eh nur direkte, klare Ansagen, was zu tun ist und was nicht zu tun ist. Das Problem-Publikum braucht die Hilfe Ihres Hauses, so wie ein Amazonas-Indianer, der zum ersten Mal in einem Hamburger Hummer-Lokal speist. Sie müssen also jeden Abend ca. 100 Euro – so what! – ausgeben für souveräne Studenten, die Ansagen machen, wie man sich zu verhalten hat.  Und wie nicht.

Zwischen den Sätzen nicht Klatschen. Leise Husten. Handy AUS. Nicht reden. Klamotten für 2 Euro an der Garderobe abgeben – Herr Intendant, in Ihrem Wien wäre es undenkbar, mit Funktionskleidung in den Großen Saal des Wiener Konzerthaus zu rauschen!

Das ist nicht peinlich.

Das erspart der Majorität Pein. Pein heißt Schmerz. Diese 90 Prozent sind diejenigen Klassikbegeisterten, die wiederkommen wollen. Die Musik ohne Gerülpste und Gefurze (im Sinne Martin Luthers) hören wollen.

Von den (noch) unwissenden 10 Prozent kommt eh fast niemand mehr wieder. Leider kenne ich schon allerhand Gruppen (!) und Einzelpersonen, die ob der Verrohung der Sitten in Ihrem Hause nicht mehr in das zweite Hamburger Wahrzeichen – neben dem Michel, St. Michaelis – kommen wollen.

What a shame!

Sie haben nur eine Wahl, lieber Herr Lieben-Seutter: Sie entscheiden sich für die Kultur und gegen die Tumbheit und Dumpfheit von Unwissenden. Gegen eine pseudodemokratische (asoziale) Minoritätenakzeptanz, die der großen Mehrheit, die den Großteil der Erlöse generiert, den Abend versaut. Aber seit wann diktiert die laute rülpsende Minderheit der kulturliebenden Mehrheit, wie die Musi spielt?

Herzlich,

Ihr Andreas Schmidt, 17. Mai 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

P.P.S.: Wenn Sie jetzt nicht den Schalter umlegen, wird Ihrem wunderbaren Hause noch weiter und weiter Folgendes passieren, so wie Patrik Klein es vor einem Jahr notierte – der Beitrag ging wie der oben angeführte um die Welt:

Wenn Appelle ungehört verhallen und eine Mahlersinfonie zweimal abgebrochen werden muss.

Das ist nicht in Wanne-Eickel (NRW) oder Gramatneusiedel bei Wien (Niederösterreich) passiert, sondern dank der Kultur- und Wohlstandsproleten in der Elbphilharmonie in Hamburg an der Elbe Auen.

Rotterdams Philharmonisch Orkest, Yannick Nézet-Séguin, Elbphilharmonie, 27. April 2022

 

 

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