Foto: Das schlaue Füchslein © Monika und Karl Forster
Ya-Chung Huang (Schulmeister/ Mücke/ Dackel/ Hahn/ Specht), Mélissa Petit (Füchsin Schlaukopf)
Ein wunderbarer Einstand für Stefan Herheim, der nicht besser hätte gelingen können. Und das wirft die Frage auf, warum das Werk allzu selten gespielt wird.
Leoš Janáček: Das schlaue Füchslein
Besetzung: Mélissa Petit, Milan Siljanov, Jana Kurucová, Ya-Chung Huang
Wiener Symphoniker
Arnold Schoenberg Chor
Giedrė Šlekytė, Dirigentin
Stefan Herheim, Regie
Museumsquartier Halle E, 20. Oktober 2022
von Herbert Hiess
Wenn man sich bei der tschechischen Oper eine Wald- und Naturszenerie vorstellt, wird man bei der aktuellen Regie im Theater an der Wien nicht enttäuscht. Der neue Intendant des Theaters an der Wien Stefan Herheim zaubert tatsächlich mit Schiebekulissen einen Wald auf die Bühne, der vordergründig sogar manchmal romantische Empfindungen auslöst.
Natürlich wäre es keine moderne Regie, wenn dann doch nicht ein paar ungewöhnliche Sachen passierten. So taucht schon vor Beginn der Aufführung die Figur des Schulmeisters (Huang) als Janáček auf und inspiziert das Publikum und straft es gelegentlich mit irritierten Blicken.
Manchmal gab es schon Absurditäten; warum plötzlich Figuren im Römerkostüm auftauchen und Leute massakrieren, ist schwer im Kontext auszumachen. Oder warum statt der Dachshöhle ein monströses Herz auf der Bühne steht, ist vielleicht auch nicht leicht zu eruieren. Und warum an den Bühnenrändern viel Gerümpel herumsteht, so dass der Eindruck einer unaufgeräumten Werkstatt entsteht. Vielleicht wäre etwas weniger dann doch mehr, damit man sich auf das Wesentliche hätte konzentrieren können.
Aber insgesamt war es eine ausgezeichnete Regie; vor allem hinsichtlich der Personenführung. Und Herheim taucht dieses fast schon philosophische Drama in leuchtende Farben. Und er bringt die Transzendenz von Tier zu Mensch und Mensch zu Tier in starken Bildern. Man weiß tatsächlich dann nicht mehr, wer ist (noch) Mensch und wer ist (schon) Tier?
Musikalisch war die Aufführung exzellent; vor allem Jana Kurucová als Fuchs mit ihrem wunderschönen und leuchtenden Mezzo und ebenso Mélissa Petit als Füchsin. Milan Siljanov als Förster und Marcell Bakonyi als Harašta bestachen genauso mit ihren exzellenten Bariton-Stimmen. Ein Atout war der vielfach einsetzbare Ya-Chung Huang.
Wirklich gut die Ballettszenen, die ganz natürlich in der Szenerie integriert waren. Und exzellent die Wiener Symphoniker unter der Dirigentin Giedrė Šlekytė, die das Orchester in leuchtenden Klangfarben erklingen ließ.
Ein wunderbarer Einstand für Stefan Herheim, der nicht besser hätte gelingen können. Und das wirft die Frage auf, warum das Werk allzu selten gespielt wird.
Herbert Hiess, 21. Oktober 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Das schlaue Füchslein von Leoš Janáček Bayerische Staatsoper, München, 30. Januar 2022
Leoš Janáček, Das schlaue Füchslein, Elbphilharmonie, 23. November 2021