LSO Batiashvili, Pappano © Carlos Suárez
Im Rahmen des Wiener Musikfestes konnte man im Wiener Konzerthaus das London Symphony Orchestra bewundern und bestaunen.
Gemeinsam mit der georgischen Meistergeigerin Lisa Batiashvili gelang dem Orchester unter seinem Chef Sir Antonio Pappano eine veritable Sternstunde.
Wiener Konzerthaus, Großer Saal, 27. Mai 2025
Hector Berlioz: Le Corsaire – Ouverture op. 21
Karol Szymanowski: Konzert für Violine und Orchester op. 21
Hector Berlioz: Symphonie fantastique op. 14
Lisa Batiashvili, Violine
Dirigent: Antonio Pappano
London Symphony Orchestra
von Herbert Hiess
Ganz im Zeichen des französischen Komponisten Hector Berlioz stand der erste Abend des zweitätigen Gastspiels des Weltklasseorchesters an der Themse. Mit der mittlerweile bekannten und beliebten Konzertouvertüre „Le Corsaire“ (natürlich eine Anspielung an Napoleon) zeigte das Orchester schon zu Beginn seine Brillanz – und das in allen Instrumentengruppen.
Angefangen mit den wilden Holzbläserfiguren und den darauffolgenden Streicherpassagen fand Antonio Pappano immer wieder zur Ruhe bei den lyrischen Stellen. Er setzte von Anfang an auf klare Strukturen, ohne jedoch die musikalischen Phrasen zu vernachlässigen. Man merkte stets, wie sehr er mit „seinem“ Orchester mitatmete und mitlebte.
Bei der „Symphonie Fantastique“, die mit zaghaften Bläserakkorden und einer ausgeprägten Streicherkantilene beginnt, setzte Maestro Pappano hier ein Versprechen, dass er bis zum Schluss durchhielt. Selten noch konnte man diese Streicherpassage in so einem wunderschönen und schwebenden Pianissimo hören.

So ging es alle fünf Sätze weiter bis zum Schluss. Das London Symphony Orchestra brillierte wie bei der Ouvertüre in allen Instrumentengruppen; großartig, dass Pappano auch bei den stärksten Fortissimopassagen die Brillanz nie verloren ging. Insgesamt eine der mitreißendsten Aufführungen dieses Werkes, die man hören konnte.
Vor der Pause gab es das erste Violinkonzert von Karol Szymanowski, das 1916 uraufgeführt wurde. Das einsätzige, zirka 25 Minuten dauernde Werk bleibt dem Instrumentalisten absolut nichts schuldig.
Inspiriert wurde der polnische Komponist durch seinen Geigerfreund Paul Kochanski, der auch die Kadenz für dieses außerordentlich interessante Konzert komponierte. Als Interpretin konnte man sicher niemand besseren als die georgische Weltklassegeigerin Lisa Batiashvili gewinnen. Sie meisterte jede komplexe Stelle mit außerordentlicher Bravour. Das Werk ist mit dichtem Orchestersatz instrumentiert; Fortissimostellen wechseln immer wieder abrupt zu zartestem Pianissimo; die Geigerin wechselte oft von wilden Läufen in schwebende Kantilenen über.
Auch hier zeigte das Orchester unter Pappano seine Weltklasse. Dem ganzen Konzert zuzuhören war ein absolutes Vergnügen; man konnte mit Freude die wunderbaren Damen und Herren bewundern, wie sie die Musik sprechen ließen.

Natürlich gab es – so wie es sich für Gastorchester gehört – eine Zugabe; und zwar von Gabriel Fauré die „Pavane“, die gerne als Wunschkonzert- und Werbemusik verwendet wird; hier war sie dank der exzellenten Flötistin ein Ereignis.
Und natürlich konnte auch Lisa Batiashvili nicht ohne Zugabe das Podium verlassen. Groß war die Überraschung, wie die Geigerin und Pappano auf die linke Seite des Podiums nach hinten gingen. Und zwar deswegen, weil sich der Maestro dort ans Klavier setzte und bewies was für ein hervorragender Pianist er ist. Gemeinsam spielten sie von Sergeij Rachmaninow die Vocalise Nr. 34/14 in der Bearbeitung für Violine und Klavier. Und wieder bewies Lisa Batiashvili, was sie für eine phantastische Geigerin ist.
Herbert Hiess, 28. Mai 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at