Sir Antonio Pappano © Musacchio & Ianniello
Das hochkarätige Festival im altehrwürdigen Urlaubsort Stresa am Lago Maggiore hat mit einem fulminanten Orchesterkonzert in der total ausverkauften Stresa Festival Hall seinen krönenden Abschluss gefunden.
Dimitri Schostakowitsch, 9. Symphonie in Es-Dur Opus 70
Robert Schumann, Cello-Konzert Opus 129 in a-Moll
Ludwig van Beethoven, Symphonie Nr. 5 in C-Moll, Op. 67
Sir Antonio Pappano, musikalische Leitung
London Symphony Orchestra LSO
Mario Brunello, Cello-Solo
Stresa Hall, Stresa Festival, 6. September 2025
von Dr. Charles E. Ritterband
Unter der Stabführung des Star-Dirigenten Sir Antonio Pappano intonierte das London Symphony Orchestra Beethovens „Schicksalssymphonie“ Nr. 5 in C-Moll; der großartige Cellist Mario Brunello brillierte mit Schumanns Cello-Konzert Opus 129 in a-Moll.
Schon die Programm-Zusammenstellung dieses Abschlusskonzerts des diesjährigen Stresa-Festivals (17.7. bis 6. 9. 2025) war ein Meisterstreich: Zuerst die kraftvolle, eigenwillige 9. Symphonie von Dimitri Schostakowitsch, im Zentrum Schumanns Cellokonzert und zum Abschluss Beethovens wohlbekannte 5. („Schicksals-„) Symphonie. Schumanns Cellokonzert gilt als lyrisches, introspektivisches Meisterwerk der Romantik und bildet den denkbar stärksten Kontrast zu Beethovens wuchtigem Meisterwerk.
Als bemerkenswerte Fußnote der Umstand, dass Schumanns wunderbares Cellokonzert, das heute zu den wichtigsten Konzerten im Cello-Repertoire zählt, in Schumanns Lebenszeit kaum Beachtung fand…

Das Werk von Schostakowitsch hingegen steckt voller grotesker Überraschungen, Humor à la Haydn und beißende Ironie, sowie abrupten Brüchen. Stalin war von diesem satirischen Werk, von dem er sich ein sowjetisches Heldenepos erwartet hatte, sichtlich enttäuscht – er ließ es 1948 verbieten.
Das LSO ist eines der renommiertesten Orchester der Welt und Sir Antonio Pappano, ein britisch-italienischer Dirigent und zugleich Pianist, schuf sich ein internationales Renommée für seine phänomenalen Opern-Dirigate (spezialisiert auf Verdi, Puccini und Wagner), namentlich am Pult der Londoner Royal Opera Covent Garden, als deren Musikdirektor er 2002 bis 2023 wirkte und vom Londoner Opernpublikum verehrt wurde wie kein zweiter Dirigent.
Seit 2023 ist er Chefdirigent des LSO. Dass das Stresa Festival ihn und sein Orchester für das Abschlusskonzert gewinnen konnte, stellt diesem Festival ein außerordentliches Zeugnis aus.
In der 9. von Schostakowitsch verlieh Pappano diesem Werk mit perfekt präzisen Einsätzen und haarscharfen Phrasierungen all die Ironie und den Humor, den es erfordert. Erfrischend, überraschend mit seinen fast zirkushaften, tänzerischen Elementen und mit dem abschließenden stürmischen Galopp der ideale Türöffner für die weiteren Werke.

Schumanns Cellokonzert wurde vom Cellisten Mario Brunello mit Leidenschaft und subtilem, ausdrucksstarkem Einfühlungsvermögen intoniert – in perfekter Harmonie mit dem Orchester, das sich dem Solisten einfühlsam unterordnete und ihn zugleich unterstützte. Seinem historischen Instrument entlockte Brunello einen warmen, dunklen Klang – tief und doch gleichzeitig leuchtend. Sensibilität und gleichzeitig Dynamik charakterisierten diesen Klang.
Mit stehenden Ovationen bedankte sich das Festival-Publikum beim Solisten.
Triumphal, kraftvoll und gewaltig dann Beethovens 5. wie ich sie nie zuvor hören durfte. Das berührende Adagio „Nimrod“ aus Edward Elgars Enigma-Variationen Opus 36 bildete den herrlichen Abschluss dieses herausragenden Konzerts – bezeichnend für eines der spannendsten und originellsten Sommerfestivals Italiens.
Dr. Charles E. Ritterband, 10. September 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Stresa Festival 2025: Scarlatti, Stabat Mater Chiesa di Sant’Ambrogio, Stresa, 23. August 2025
Wolfgang Amadeus Mozart, Don Giovanni Stresa Festival, 2. und 3. September 2025