Barbara Frittoli (4. vl) umgeben von den Pianisten Diego Mingolla und Francesco Manessi, Luisa Mauro, künstlerische Leiterin von Sequenda, sowie mehreren Teilnehmern der Meisterkurse © Vera Buffolo
Auf Einladung des Sequenda Opera Studio Luxembourg kommt die große italienische Sopranistin Barbara Frittoli im vierten Jahr in Folge nach Luxemburg, um eine Meisterklasse für Operngesang abzuhalten. Vom 27. bis 31. Mai haben acht Sänger das Privileg, mit einer der größten lyrischen Sängerinnen ihrer Generation zusammenzuarbeiten. Sie wird von den Korrepetitoren und Pianisten Diego Mingolla und Francesco Manessi begleitet.
von Jean-Nico Schambourg
Da ich das Glück habe, Barbara Frittoli sowie alle anderen Verantwortlichen und Musiker seit einigen Jahren zu kennen, darf ich an diesen Meisterkursen teilnehmen und darüber in drei Teilen berichten. Im ersten Teil stelle ich den Organisator und die Ausführenden vor. Im zweiten Teil erzähle ich dann über den Ablauf der Meisterkurse, um im dritten Teil mit dem Bericht über das Abschlusskonzert zu schließen.
Das im Jahr 2008 unter dem Namen “Nei Stëmmen Luxembourg“ (Neue Stimmen Luxemburg) gegründete Sequenda Opera Studio hat sich zum Ziel gesetzt, die Vokal- und Musikkultur im Großherzogtum durch Ausbildungskurse, Konzerte sowie Produktionen in Zusammenarbeit mit anderen luxemburgischen und europäischen Musik- und Kulturinstitutionen zu fördern.
In den letzten beiden Jahren hat Sequenda die Produktionen von Donizettis “Don Pasquale” und Rossinis “Il barbiere di Siviglia” mit jungen vielversprechenden Sängern aus der ganzen Welt auf die Bühne gebracht. Einige heute etablierte Operninterpreten haben über die Jahre an den verschiedenen Veranstaltungen von Sequenda teilgenommen, so z.B. die Sopranistinnen Alexandra Marcellier und Amelie Robins, die Mezzosopranistinnen Karine Deshayes und Beth Taylor (https://sequenda.lu).
Künstlerische Leiterin ist seit der Gründung die Mezzosopranistin und Gesangslehrerin Luisa Mauro. Dank ihrer guten internationalen Beziehungen, die sie sich als Gesangslehrerin u.a. in Toronto, Mailand, Paris und Luxemburg aufgebaut hat, kann sie große Stars der Opernwelt für die Meisterkurse in Luxemburg gewinnen. Neben den Gesangslehrerinnen Mireille Alcantara aus Paris, Enza Ferrari aus Mailand und Renata Lamanda aus Rom, konnte Sequenda vor allem in den ersten Jahren der Meisterkurse die großartige Teresa Berganza begrüßen. Später kamen dann die Mezzosopranistin Jennifer Larmore, der Tenor Ramón Vargas, bevor Barbara Frittoli übernahm.

Barbara Frittoli, eine der größten Opernsängerinnen ihrer Generation, die an der Mailänder Scala, dem Royal Opera House Covent Garden in London, der Metropolitan Opera in New York, der Wiener Staatsoper, der Opéra Bastille in Paris usw. zu Ruhm gelangt ist, muss man eigentlich nicht mehr vorstellen.
Wir erinnern uns insbesondere an ihre Desdemona an der Mailänder Scala mit Plácido Domingos Otello unter der Leitung von Riccardo Muti, sowie ebenfalls unter dessen Leitung an ihre Leonora im “Trovatore“ und ihre Alice in Verdis “Falstaff“, ebenfalls an der Mailänder Scala. Ihre Donna Elvira in “Don Giovanni“ unter Daniel Barenboim, ihre Liù in Puccinis “Turandot“ während einer Tournee mit dem Maggio Musicale Fiorentino in der Verbotenen Stadt in Peking – all diese denkwürdigen Abende wurden glücklicherweise auf Video festgehalten. Ihre größten Auftritte hatte sie wahrscheinlich in den Opern ihrer beiden Lieblingskomponisten Wolfgang Amadeus Mozart und Giuseppe Verdi.
Im Laufe ihrer Karriere hat Barbara mit den berühmtesten Dirigenten zusammengearbeitet, darunter Claudio Abbado, Lorin Maazel, Sir Charles Mackerras, Zubin Mehta, Riccardo Muti, Georges Prêtre, Daniele Gatti, Antonio Pappano, Sir Colin Davis, Seiji Ozawa, Sir Andrew Davis, Semyon Bychkov und Riccardo Chailly.
Seit einigen Jahren widmet sie einen großen Teil ihrer Zeit dem Unterrichten, um jungen Sängern ihr Wissen über die Opernkunst und ihre Erfahrungen als Sängerin zu vermitteln. So lehrt sie u.a. an den zwei bedeutendsten Gesangsakademien Italiens: der “Accademia Teatro alla Scala” in Mailand und der “Accademia Verdiana” in Parma. Darüber hinaus gibt sie Meisterkurse in und außerhalb Italiens. Und so ist sie auch dieses Jahr wieder in Luxemburg wo sie von den Korrepetitoren und Pianisten Diego Mingolla und Francesco Manessi begleitet wird.

Diego Mingolla ist seit 2015 regelmäßig bei Sequenda-Veranstaltungen. Als Pianist hat er unter anderem mit Mirella Freni, Dame Kiri Te Kanawa, Fiorenza Cossotto, Barbara Frittoli, Alessandro Corbelli und Rockwell Blake zusammengearbeitet. Er ist ein bekannter Korrepetitor und hat zuletzt an Wagners “Walküre“ in Peking, dessen “Rheingold“ in Monte Carlo, Verdis “Don Carlos“ in Helsinki sowie Ambroise Thomas’ “Hamlet“ in Turin, seinem künstlerischen Zentrum, mitgewirkt.

Francesco Manessi ist seit drei Jahren Mitglied des Sequenda-Teams. Nach seiner Tätigkeit als Pianist hat er in den letzten Jahren die Arbeit als “Maestro Collaboratore“ aufgenommen und als solcher an verschiedenen Opernproduktionen in Italien und im Ausland mitgewirkt. Seit Februar 2023 arbeitet er als Professor für das Studium von Partituren und als Pianist an der “Accademia Teatro alla Scala“.
Es ist ein großes Privileg, mit solchen begnadeten Musikern arbeiten zu dürfen und von ihrer riesigen Expertise zu profitieren. Was den Teilnehmern alles vermittelt wird und wie die Meisterkurse ablaufen, darüber berichte ich in Teil II.
Jean-Nico Schambourg, 12. Juni 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Jean-Nico Schambourg, Jahrgang 1959. Gehört einer weltlichen Minderheit an: Er ist waschechter Luxemburger! Und als solcher war es normal, Finanzwirtschaft zu studieren. Begann seine berufliche Karriere bei der Kriminalpolizei, ehe er zur Staatsbank und Staatssparkasse Luxemburg wechselte. Seit jeher interessiert ihn jede Art von Musik, aber Oper wurde seine große Liebe. Er bereist ganz Europa, um sich bekannte und unbekannte Opern und Operetten anzuhören. Nebenbei sammelt der leidenschaftliche Hobbykoch fleißig Schallplatten über klassischen Gesang (momentan ungefähr 25.000 Stück). Sang in führenden Chören in Luxemburg, verfolgt seit einigen Jahren aber ausschließlich eine Solokarriere als Bass. Sein Repertoire umfasst Lieder und Arien in zwölfSprachen. Unter der Bezeichnung “Schammilux Productions” organisiert er selbst jährlich zwei bis drei Konzerte. Perfektionierte sein Singen in Meisterkursen mit Barbara Frittoli, Jennifer Larmore sowie Ramón Vargas, organisiert von “Sequenda Luxembourg”, einer Organisation zur Förderung junger Sängertalente, geleitet von seiner Gesangslehrerin Luisa Mauro. Neu auf klassik-begeistert.de: Schammis Klassikwelt, regelmäßig am Sonntag.
Schammis Klassikwelt 30: Von Räubern und Piraten klassik-begeistert.de, 29. September 2024