Weltstar Klaus Florian Vogt: Einzigartig rein und wohlklingend

Mozart, Mahler, Dvorak, Klaus Florian Vogt, Philharmonisches Konzert,  Elbphilharmonie

copyright: Klaus Florian Vogt
Sonderkammerkonzert/ Philharmonisches Konzert mit Klaus Florian Vogt

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) Serenade D-Dur KV 320 „Posthornserenade“
Gustav Mahler (1860-1911) Lieder eines fahrenden Gesellen
Antonín Dvorák (1841-1904) Tschechische Suite op. 39
Klaus Florian Vogt Tenor
Christian Seibold Klarinette
Olivia Comparot Fagott
Bernd Künkele Horn
Annette Schäfer Violine
Imke Dithmar-Baier Violine
Thomas Rühl Viola
Thomas Tyllack Violoncello
Stefan Schäfer Kontrabass
Elbphilharmonie, 11. Juni 2017

von Ricarda Ott

Fast gleicht er selbst einem „fahrenden Gesellen“. Zwischen Auftritten auf der ganzen Welt und derzeit gerade mitten in den Meistersinger-Proben in Bayreuth steckend ist Klaus Florian Vogt am vergangenen Sonntag zurück an seine alte Wirkungsstätte Hamburg zurückgekehrt. Inmitten seiner ehemaligen Kollegen – Vogt begann seine musikalische Karriere als Hornist beim Philharmonischen Staatsorchester Hamburg – trug er eindringlich und ganz bezaubernd Gustav Mahlers Lieder eines fahrenden Gesellen in einer spannenden Bearbeitung für Tenor plus Streichquartett, Kontrabass, Klarinette, Fagott und Horn von Andreas N. Tarkmann vor: im Kleinen Saal der Elbphilharmonie.

Und wie er dabei glänzte. Schlicht und doch immer auf den Punkt zeichnete er die lyrischen Passagen und wurde dabei stets aufmerksam von den Instrumentalisten umspült. Einzigartig rein und wohlklingend senkte sich die Stimme des 46-Jährigen scheinbar mühelos in tief-zartes Pianissimo und dann sehr geschickt abgemischt in strahlende, durchdringende Höhen. Ab und zu blitzte da dieser großartige Wagner-Tenor hervor in einer insgesamt berührend schönen kammermusikalischen Hommage an Franz Schuberts frühromantische Liederlyrik.

Und weiter: auch Vogts Textverständlichkeit und sein musikalischer Gestus sind bezeichnend. Nie übertrieben schwülstig und deshalb umso authentisch-glaubwürdiger fängt er die Emotionen der Lyrik ein und reichert sie in seinem Gesang an. Nur einmal wird die Tragik deutlich expressiv: da verzieht er nämlich schmerzerfüllt das Gesicht und fasst sich zu den Worten „Ich hab‘ ein glühend Messer in meiner Brust“ an sein Herz.

Viel zu schnell ist Vogts Auftritt an diesem Sonntag dann schon vorbei, man möchte dieser Ausnahmestimme noch viel länger lauschen. Das sehen auch viele „Fans“ im Publikum so und siehe da: Zufällig, so Vogt nach langanhaltendem Applaus, habe man noch eine Zugabe mitgebracht. Mit „Dein ist mein Herz, dein ist mein Herz“ aus der beschwingten Nummer 7 („Ungeduld“) aus Die Schöne Müllerin (1823) von Franz Schubert entlässt Vogt die Gäste gut gelaunt und auch ein bisschen verliebt in die Pause.

Begonnen hatte das Konzert zunächst mit Wolfgang Amadeus Mozarts „Posthornserenade“ (1779), einem durch und durch „Mozart-typischen“ Werk und ebenfalls von Tarkmann bearbeitet für die Oktett-Besetzung. Leichte Unsicherheiten im Zusammenspiel und in der Intonation zu Beginn des Stückes machten die engagierten Musikerinnen und Musiker ganz schnell wett mit ihrer großen Spielfreude und ihrem organischen Zusammenspiel. Zur unterhaltsamen Note trug dann noch der Auftritt des Hornisten bei, der im Outfit eines Postboten das titelgebende markante Posthorn-Signal vortrug.

Zu guter Letzt stand die Tschechische Suite op. 39 (1879) von Antonín Dvorák auf dem Programm: schmissige Musik, in der der Komponist einmal mehr Bezug nimmt auf ländlich-idyllische Volksweisen und bäuerlich-rustikale Tanzmotive seiner böhmischen Heimat. Ebenfalls für ein Oktett arrangiert erklingen die einzelnen Sätze präzise und lebendig vorgetragen von den Musikerinnen und Musikern. Hier schmerzt allerdings ein wenig die kammermusikalische Bearbeitung: in sinfonischer Originalbesetzung hätten die Tschechische Suite vermutlich eine größere Wirkung erzielt und nachhaltiger beeindruckt.

Ob das nun an der Besetzungsgröße oder am alles überstrahlenden Auftritt Klaus Florian Vogts lag: erneut konnte man in der Elbphilharmonie einen berührenden und unterhaltsamen kammermusikalischen Vormittag auf hohem musikalischen Niveau erleben.

Ricarda Ott, 12. Juni 2017, für
klassik-begeistert.de

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