Die Staatsoper Hamburg ist am Samstag bei "Norma" fast halb leer: Der Niedergang einer Institution scheint nur noch schwer aufzuhalten zu sein

Norma, Der Niedergang der Staatsoper Hamburg  Staatsoper Hamburg, 22. April 2023

Staatsoper Hamburg © Westermann

Staatsoper Hamburg, 22. April 2023
Vincenzo Bellini, Norma

von Andreas Schmidt

Der Niedergang der Staatsoper Hamburg schreitet scheinbar unaufhaltbar voran. Vincenzo Bellinis unfassbar schöne Oper „Norma“ besuchten am gestrigen SAMSTAG (22. April 2023) – dem Operntag neben dem Freitag – nur 980 Zuschauerinnen und Zuschauer. Das Haus bietet 1690 Plätze. Das entspricht einer Auslastung von 57,9 Prozent. Unter den 980 Zuschauern indes waren zahlreiche „friends and family“ – hinzu kommen viele stark reduzierte Karten.

Als regelmäßiger Besucher der Hamburgischen Staatsoper weiß ich, dass die Auslastung von Dienstag bis Donnerstag noch dürftiger ist seit einiger Zeit. Hier sprechen wir oft von Auslastungsquoten von etwa 25 Prozent.

Am Ostermontag lag die Auslastungsquote bei 29,6 Prozent; auf dem Programm: Simon Boccanegra von Giuseppe Verdi mit Weltstars auf der Bühne.

Werbeagenturen haben für die zweitgrößte deutsche Stadt mit einer Metropolregion von 5,5 Millionen Einwohnern die schönen Slogans „Musikstadt Hamburg“ und „Kulturstadt Hamburg“ kreiert. Da verwundert es, dass nur mehr 980 Zuschauer – davon nur circa 750 Vollzahler – in das Haus an der Dammtorstraße kommen.

Falsches Programm? Schlechte Inszenierungen? Mittelmäßige Sänger? Orchestrales Mittelmaß? Falsches Marketing? Schlechtes Image? Führungsmannschaft ohne Biss? Kein Bock mehr auf Klassik?

Eine ausführliche Kritik folgt von Dr. Ralf Wegner, nur so viel vorab:

Dirigent Kent Nagano und das Philharmonische Staatsorchester Hamburg gaben an diesem Tag ihr Debüt in der New Yorker Carnegie Hall. In Hamburg spiele das B-C-Orchester in weiten Strecken sehr gut unter der großartigen Leitung des Italieners Giampaolo Bisanti, ein Meister seines Faches. Signore Bisanti ist ein gern willkommener Gast an Alster und Elbe – Kent Nagano wäre NICHT in der Lage, eine „Norma“ zu dirigieren, da sein Repertoire – leider – sehr begrenzt ist.

Die Inszenierung ist grausam trist und trostlos. Die Handlung findet vornehmlich in einem, kurz in zwei grauen Containern statt. Die Sänger und Choristen stehen oder sitzen fast immer. Von Personenführung keine Spur. Bonjour tristesse, sehr stupide, das ganze Geschehen, hoffentlich hatte die Regisseurin Yona Kim keine Depressionen bei ihren Entwürfen.

Vincenzo Bellini, „Norma“, Premiere A, Hamburgische Staatsoper, 8. März 2020

Alle Solosänger sangen an diesem Abend nicht besser als eine Note 2. Niemand vermochte es zu packen, zu leuchten, zu Tränen zu rühren, zu begeistern.

Die Norma Barno Ismatullaeva aus Usbekistan hat sehr viel Potenzial, vermag im Pianobereich einfühlsam und samten zu überzeugen, befremdete aber vor allem in Teil 1 durch ein etwas nerviges Dauervibrato.
Besonders unschön fiel auf, dass die junge Sängerin den Spitzentönen nicht richtig gewachsen war und leider viele dieser Töne falsch und zu laut ansang. ABER: Barno ist jung und wird sicherlich deutlich zulegen. Sie bekam zu recht den meisten Applaus.

Insgesamt ist in der Staatsoper in der letzten Zeit festzustellen, dass der Applaus sehr früh abebbt und im Vergleich zu anderen Häusern sehr moderat ist. Begeisterung sieht anders aus – aber bei der katastrophalen „Inszenierung“ vom Samstag ist es kein Wunder, dass ein Teil des 70-Plus-Publikums auf den Treppen hinaus wenig freundliche Worte für das Bühnengeschehen äußerte.

Häuser wie in München, Berlin (3 Häuser) und Wien (allein 3 große Häuser) sind Freitag, Samstag und Sonntag fast immer voll. Wie es in Hamburg weitergeht – bei einem Besucher-Altersdurchschnitt von ca. 70 Jahren – ist ein großes Rätsel.

Die Herren Georges Delnon (Noch-Intendant) und Kent Nagano (Noch-Musik-Chef) gelten im Haus weithin mittlerweile als lame ducks – lahme Enten. Die Nachfolger Tobias Kratzer und Omer Meir Wellber kommen – LEIDER – erst im Sommer 2025 – so richtig ist der Israeli erst im Sommer 2027 an Bord, bis dahin ist er Musikdirektor der Volksoper Wien. Die meisten im Haus an der Dammtorstraße bezweifeln, dass beide Noch-Chefs noch nachhaltige Impulse in der Freien und Hansestadt Hamburg setzen werden, zumal sich Nagano seit jeher sehr wenig und in Zukunft womöglich noch weniger an Elbe und Alster aufhält, da sein Lebensmittelpunkt in Paris und sein zweiter Lieblingswohnort San Francisco ist. Zudem musste er leider eine sehr schwere Erkrankung durchstehen und wirkt bisweilen – kein Wunder – in Konzerten etwas schwach und den Anforderungen des Abends nicht immer gewachsen.

Georges Delnon hat für das Große Haus eine Oper – „Fidelio“ von Ludwig van Beethoven – inszeniert, die von der Fachpresse einhellig zerrissen wurde. Im Haus fiel er auch durch Jeans und T-Shirts mit Löchern auf.

Für klassik-begeistert.de ist die Staatsoper Hamburg Chefsache: Also Sache von Kultursenator Dr. Carsten Brosda (SPD). Wenn bis Sommer 2025 nichts passiert, müssen die sehr hoffnungsvollen Nachfolger mit noch mehr leeren Sitzen rechnen.

Andreas Schmidt, 23. April 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Saison ’23/24 Staatsoper Hamburg 11. März 2023

Vincenzo Bellini, Norma, Staatsoper Hamburg, 11. März 2020

Giuseppe Verdi, Simon Boccanegra Staatsoper Hamburg, 10. April 2023 – Ostermontag

 

31 Gedanken zu „Norma, Der Niedergang der Staatsoper Hamburg
Staatsoper Hamburg, 22. April 2023“

  1. Der Online Merker hat heute einen höchst lesenswerten zeitlos aktuellen Artikel von Reich-Ranicki aus dem Jahr 1997,weiland erschienen im Spiegel (!) wiederentdeckt. Alles, was da drin steht, lässt sich auf die heutige Zeit übertragen. Ich unterschreibe jeden Satz. Das Hauptübel waren und sind die schlechten Inszenierungen, die RR damals schon zusetzten – nicht nur in Frankfurt. So vertreibt man das Publikum! Leider wurde sein dringlicher Warnruf von der Masse überhört!

    hier der Link:
    https://www.spiegel.de/kultur/wo-nicht-einmal-brandstiftung-hilft-a-0eafe66d-0002-0001-0000-000008649967?context=issue

    Kirsten Liese

  2. Hier zeigt sich meiner Meinung nach ein weiteres,„modernes“ Übel unserer Zeit: Es muss unbedingt Event sein! Viele Kulturveranstaltungen, sei es Kabarett, Schauspiel oder die hier beschriebene Gattung Oper, funktionieren immer häufiger nur noch mit großen Namen. Die Oper in der „Provinz“, die Ausstellung eines unbekannten Künstlers, Kabarett mit dem ebenfalls eher unbekannten Künstler, alle klagen über zu wenig Publikum.
    Stimmen aber die Namen der Künstler, wird es wieder voll.
    Ist es deshalb vielleicht gar nicht die „schlechte“ Inszenierung einer Oper? Modern gleich leeres Haus? Eine steinalte Aida z.B, war in Wien, mit Jonas Kaufmann und Co., ausverkauft. Brahms 2.te mit den Berliner Philharmonikern wäre ebenfalls ausverkauft. Spielt ein Orchester aus der „Provinz “ die selbe Sinfonie, gäbe es an der Abendkasse noch Karten. Warum gehen die Menschen dort nicht mehr hin? Weil der „Event“-Charakter fehlt.
    Jetzt gibt es 100 Gerhard-Richter-Bilder in Berlin zu sehen. Garantiert wieder Schlangen an der Kasse.

    Jürgen Schemetat

  3. Als Münchner werde ich nächste Saison, wie jedes Jahr, mehrere Hamburger Ausflüge machen. Boris Godunow, Salome und Peter Grimes sind auf jeden Fall schon einmal gebongt.

    Im Übrigen empfinde ich aus der Ferne das Programm der Staatsoper auch für absolut konkurrenzfähig im deutschen Vergleich, gerade auch im Vergleich mit den Berliner Bühnen und mittlerweile sogar auch mit München. Wo kann man denn in Deutschland in einer Neuproduktion einen Benjamin Bernheim hören oder eine Asmik Grigorian (noch dazu in ihrer Paraderolle als Salome)?

    Was Kent Nagano angeht, finde ich die Einlassung schon einigermaßen amüsant. Es gibt wohl keinen GMD an einem großen Haus in Deutschland, der so viel dirigiert wie Nagano in Hamburg. Manchmal sogar vier Vorstellungen an einem Wochenende. Jetzt kann man natürlich sagen, Masse ist nicht gleich Klasse, aber zumindest aus der Ferne erscheint es doch etwas irritierend, ihm mangelnde Präsenz und ein kleines Repertoire zuzubilligen. So hat er in Hamburg, im Gegensatz zu München, auch Stücke wie Fidelio, Zauberflöte oder Madama Butterfly dirigiert. Die Norma ist lustigerweise die einzige Belcanto-Oper, die er tatsächlich auch schon mal dirigiert hat. Man sollte auch nicht verschweigen, dass das Staatsorchester gerade in den ersten Jahren von Nagano sich deutlich verbessert hat gegenüber seiner Vorgängerin (was aber auch nicht schwer war).

    Was wirklich ein großes Problem ist, ist das sehr biedere Marketing des Hauses und sicher auch die eine oder andere Inszenierung (z.B. der Fidelio vom Chef selbst). Ausgerechnet den sehr visiblen GMD aber dafür verantwortlich zu machen, ist doch etwas einfach. Kratzer hat in der Tat einen großen Auftrag. Wollen wir hoffen, dass er ihn gut erfüllt.

    Franz Gernhardt

    1. Ich (Wahlhamburgerin u. Migrantin, Opernbesuche jährl. ca. 100mal, davon die Hälfte außerhalb von Hamburg) schliesse mich Ihnen, Herrn „Münchner Gast“ an.
      Naganos Konzerti sind in der Elphi extrem gut besucht und ziehen neue, junge Zuschauer an.
      Er lebt zwar wie Thielemann nicht im Sitz des Opernhauses, steht aber wesentlich öfter am Pult in Hamburg als der Dresdner Kollege in Dresden. International betrachtet ist es keine Seltenheit, dass die Dirigenten irgendwo anders wohnen als in ihrem Haupteinsatzort.
      Nagano tut auch für die Förderung der Kinder und Jugendlichen recht viel.
      Ihm und Delnon Schuld zu geben, ist zu einfach.

      Ich sehe die Gründe für die negative Entwicklung in Hamburg nicht so monokausal wie manche Kritiker:
      Das lustlose Marketing und viele öde Inszenierungen als zwei direkte Gründe.
      Dazu kommen die Auswirkungen der Pandemie, der Rückgang der Zahlen der Klassikliebhaber (im Gegensatz zu Süddeutschland, nach meiner persönl. Beobachtung), die Konservativität (ich bin recht oft erstaunt über den Mangel an Experimentierfreudigkeit und Interessen an Neuheiten bei vielen Kulturliebhabern), das Fehlen der Synergien in und um Hamburg durch die institutionelle und geographische Isolation (im Gegensatz zum Rhein-Main-Gebiet mit zahlreichen Opernhäusern, Berlin mit drei Opernhäusern, München mit zwei Opernhäusern und Salzburg), der nicht bzw. weniger klassikaffine Musikunterricht in den Schulen.

      Hamburg war einmal das Tor zur Welt, aber die Zeiten ändern sich.
      Rolf Liebermann, Uwe Seeler und Helmut Schmidt gehören längst zur Vergangenheit.
      Hamburg braucht m.E. überall einen neuen Weg zur Selbstfindung.
      Von der Staatsoper Hamburg und dem Hamburger Kultursenator erwarte ich grundlegend neue Ideen und Visionen.

      Ob Kratzer und Wellber dazu werden beitragen können… Tee trinken.

      Shochikubai

    2. Hallo,

      Herr Kent Nagano hat nicht nur ein geringes Repertoire. Er dirigiert auch schlecht. Ganz simpel. Sogar Laienbesucher äußerten dies schon häufig. Orchesterkollegen aus anderen Städten, die zuschauten, sagen dasselbe. Ein einziges Rumgestocher ohne Klarheit ist das. Wird Zeit, dass er endlich geht! Bitte gerne schon früher.
      Seine Vorgängerin war deutlich (!) besser, hat auch mit dem Orchester gearbeitet. Herr Nagano lässt z.B. Bläser einen Akkord anstimmen und weiß dann nicht, wer zu hoch oder zu tief ist. Oder zerprobt die leichtesten Stellen zehnfach anstatt die schwierigen Teile (in einem Drittel der Zeit).
      Und der Intendant mit seiner „lässigen“ Art und den Händen ständig in den Hosentaschen stößt auf ebenso viel Zuspruch in den eigenen Reihen. Wenn so viel „Kompetenz“ dann auf monotone, triste Inszenierungen treffen, ist es doch kein Wunder, dass die Oper allmählich leer zu werden scheint.

      S.K.

      Mit freundlichen Grüßen von einer ebenfalls sehr regelmäßigen Operngängerin, die zudem vom Fach ist.

      1. Dear S.K.,

        Ihr Kommentar wirft viele Fragen auf.

        1. Ich (kein Musikologe, kein Berufsmusiker, nicht aus der Musikbranche) kenne handvoll Berufsmusiker (m/w, in mehreren Ländern), die gerne und auch mit Erfolg zusammen mit Nagano arbeiten/gearbeitet haben. Ebenso kenne ich auch welche (m/w), die es mir anvertrauten, dass sie nie wieder mit bzw. unter ihm arbeiten möchten.

        Dass Sie von Fach sind und Nagano schlecht finden, ist Ihr Recht, scheint dennoch eher individuell begründet zu sein, ob Ihre Chemie mit ihm nicht stimmt oder ob die Ansätze zwischen ihm und Ihnen fachlich grundverschieden sind.
        Seine internationalen Erfolge sind von jahrzehntelanger Dauer.
        Er möge schnell von Hamburg weggehen, überzeugt mich deshalb als ein Grund für seinen frühzeitigen Rücktritt nicht.

        2. „Die Vorgängerin war deutlich besser“ – ich mochte und mag Young sehr gerne, und bis heute besuche ich gerne Opernvorstellungen, in denen sie am Pult steht.
        Trotzdem muss ich mich daran erinnern, dass die Zusammenarbeit zwischen ihr und den Orchester- u. Chormitgliedern, abgesehen von ihrer letzten Amtszeit, alles andere als musikalisch und personell „gut gelungen“ und einfach war. Ich weiß von mehreren damaligen Mitarbeitern des Hamburger Opernhauses, dass aus dem Grunde z.B. die Quoten der Krankmeldungen – inkl. Blaumachen – manchmal höllisch hoch waren (die konkreten Prozentsätze erübrigt. Die Coronapandemiezeit war wohl die einzige Periode, wo die Ausfallquoten wesentlich höher gelegen haben dürften) .
        Die Reaktionen einiger Stammbesucher auf Youngs Auftritte, v.a. Buhrufe vorm Beginn (!!) mancher Vorstellungen, bleiben als traurige Erinnerungen ewig in meinem Kopf.

        Nagano schlecht, Young schlecht.
        Ich hörte davor auch „Metzmacher schlecht“.
        Nun, wer soll am Pult stehen?
        Hoffentlich packen alle unter Wellber – seit den 1990ern endlich zum ersten Mal.
        Die Staatsoper Hamburg ist nicht eine Staatskapelle Berlin.
        In der freien Wirtschaft würde man sagen: Man kann den Chef nicht aussuchen.

        3. „nur ein geringes Repertoire.“
        Es gibt auch viele Musiker von Weltrang, deren Repertoire sehr begrenzt ist.
        Lieber begrenzt und im eigenen Fach sehr gut (einiges ist bei Nagano richtig exzellent) als von Monteverdi über Belcanto bis Wagner mal so mal so, so lala.
        Zumal es genug Gastdirigenten gibt, die auch zur Vielfalt der musikalischen Darbietung gehören.
        Ich bin z.Zt. mit Bisanti zufrieden.

        Ich lese gerne, wie Sie als eine Berufsmusikerin den Zustand des Hamburger Opernhauses sehen. Jede Meinung bringt mir neue Erkenntnisse. Daher verübeln Sie mir bitte nicht. Ich will nur Ihrer Meinung widersprechen, und nicht Ihre persönlichen Erfahrungen bzw. Ihre Person dementieren o.ä.
        Wenn die Opernhäuser tagtäglich nur mit Musikprofis ihren Zuschauerraum zu 90% füllen können, habe ich nichts dagegegen. Da können die Musikprofis einen GMD nach ihrem Geschmack u. Chemie aussuchen.
        In der Tat sind aber die Opernhäuser als Unternehmen auf uns Otto-Normalos als Konsumemten ohne musikalische bzw. musikwissenschaftliche Ausbildungen angewiesen. Die Staatsoper Hamburg hat wirtschaftlich Probleme AUCH deshalb, weil normale Bürger ihr den Rücken kehren und die Auslastungen zu niedrig sind.
        Daher ist „ich bin von Fach“ in Frage des Niedergangs eines Opernhauses nicht 100%ig valide.

        Shochikubai

  4. Hochverehrter Herr Schmidt,
    Gratulation zu dem ausgezeichneten Beitrag!

    Trotz würde ich gerne wissen, ob Sie die Zeit während der Vorstellung genutzt und die Besucher gezählt? Haben Sie die Eintrittkarten vor oder nach Vorstellung kontrolliert? Wie kommen Sie zu dem Schluss, dass es „ca. 750 Vollzahler“ gab!?
    Fragen über Fragen…

    Hindemith

    1. Lieber Herr Hindemith,

      herzlichen Dank für Ihren Zuspruch.

      Als Journalist, der in Hamburg geboren ist, seit Kindesbeinen das Haus an der Dammtorstraße besucht und sehr viele Mitarbeiter der Staatsoper Hamburg persönlich kennt, ist es sehr !!! einfach, die genaue !!!! Quote zu recherchieren. Die Zahl der „friends and family“ und Nicht-Vollzahler habe ich kurz nach der Aufführung mit „ca.“ angegeben. Mögen wir hier von Abweichungen nach oben und unten von 10 Prozent sprechen. Unterm Strich bleibt: Auch ein Besucher mit weniger Kontakten als ich, könnte PER AUGENMASS abmessen, dass die einzige Oper in der Freien und Hansestadt Hamburg ein RIESEN-Problem hat.

      Herzlich

      Andreas Schmidt, Herausgeber

  5. Ich war dieses Jahr in der Staatsoper Hamburg und hoffte auf einen schönen Abend bei „Rigoletto“. Die Interpreten waren durchschnittlich und das Bühnenbild war grottenschlecht. Mit diesem Bühnenbild hätten auch die Wilddecker Herzbuben auftreten können. Aber die Hamburger Staatsoper spielt im gleichen Orchester wie Bregenz. Man will wohl neue Interessenschichten generieren. Falsch, den man gewinnt keine neuen Schichten, sondern verliert das Stammpublikum. Wer das nicht begreift, der nimmt sehenden Auges in Kauf, dass es bald keine Opernaufführungen mehr gibt. Ich fahre schon seit einigen Jahren nach Verona und bin zufrieden.

    Karlheinz Most

    1. Lieber Herr Most,

      das überalterte Bühnenbild der Staatsoper Hamburg für die geniale Musik von Giuseppe Verdis „Rigoletto“ ist zum Fremdschämen peinlich.
      Die Wildecker Herzbuben würden es ablehnen, in diesem kindlichen Bühnenbild ein Konzert zu geben.

      Herzlich

      Andreas Schmidt

  6. Es war schon länger abzusehen, dass die Hamburger Staatsoper im Sinkflug ist. Wenn ich an die Liebermann-Zeiten denke, kommt Wehmut auf. Fast jeden Abend gab es Weltniveau zu erleben. Musikalisch sorgten u.a. Leopold Ludwig, Hans Schmidt Isserstedt, Nello Santi für Sternstunden. Restkarten waren rar. Die Musikkritik ist auch mitverantwortlich!
    Die Inszenierung wird weit über Gebühr gewürdigt. Musik? Gesungen und musiziert wurde irgenwie auch. Ein Opernbesuch in Hamburg lohnt nicht mehr!!!

    R. Behr

  7. Die Zeiten, als die Hamburger Staatsoper zu den fünf besten Opernhäusern der Welt gehörte, ist lang vorbei… Damals war ein Herr Liebermann Intendant und ein Karl Böhm regelmäßiger Gastdirigent. Wir haben in der Damtorstrasse übernachtet, um an Karten zu kommen… Hamburg ist nicht die Kulturstadt, die es vorgibt zu sein, da ändert auch eine Elbphilharmonie nichts daran, und auch nicht der zukünftige Generalmusikdirektor, der erst letzte Woche in Wien nach dem Lohengrin böse ausgebuht und ausgepfiffen wurde und der in Wien überhaupt nicht dem Ruf gerecht wird, der ihm in Hamburg voraus eilt… Auch der zukünftige Intendant ist noch nirgends auf der Welt aufgefallen… Jetzt könnten wir auch noch über das langweilige und kulturell desinteressierte Hamburger Publikum und die unfähige Hamburger Kulturpolitik diskutieren…

    Heinz Kroell

    1. Tobias Kratzer ist noch nirgend auf der Welt aufgefallen?
      In welcher kleinkarierten Welt leben Sie denn?

      Ragnar Danneskjoeld

    2. Sehr geehrter Herr Kroell,
      wenn Sie die Zeiten von Liebermann und Böhm noch persönlich erlebt haben, gestatten Sie mir die Frage, wie viele neu komponierte Opern während dieser langen Zeit in den regelmäßigen Spielbetrieb der Staatsoper aufgenommen worden sind.
      Sie beklagen sich über das „langweilige und kulturell desinteressierte Hamburger Publikum“.
      Eine weitere Frage: Wenn es eine moderne HipHop und Rap Oper gäbe, die das Leben von Jugendlichen mit Migrationshintergrund und ihre Kriminalitäts- und Drogenprobleme zum Thema hätte, würden Sie die Oper als kulturell interessierter Hamburger mit sehr langjähriger Opernerfahrung besuchen, auch wenn die Musik sie abstößt?
      Warum sollten also junge Leute Opern besuchen, die Themen und Musik von vor über 100 Jahren haben?

      Lorn Order

  8. Äußerst subjektive Ausführungen des Autors, die ich in keinster Weise teile und die in mir Unwohlsein hervorriefen. Diese vornehmlich in Deutschland beiheimatete Form der Unzufriedenheit und Nörgelei ist mir zum Glück komplett fremd.

    Oliver Groth

    1. Ich stimme Ihrem ersten Satz zu.
      Dass Nörgeleien vornehmlich deutsche Eigenschaft ist, dem stimme ich überhaupt nicht zu. Das Nörgeln liegt im Trend und nicht nur in Deutschland.

      Elzbieta Böckmann

  9. Als das Team Nagano/Delnon damals antrat, war ich in freudiger Erwartung. Diese hat sich in keinem Punkt, zu irgendeiner Gelegenheit bestätigt. Ich gebe dem Verfasser des Artikels uneingeschränkt recht. Die Neuproduktionen wurden immer immer schlechter. Die der Opera Stabile eingeschlossen. Ich erinnere mich noch wehmütig an die Black Boxes von Herrn Hüsers.
    LUCIA DI LAMMERMOOR ist für mich DIE letzte Enttäuschung, die ich mir als Opernaufführung angetan habe. Zum Glück haben wir noch das wundervolle HH-Ballett und die Hoffnung, dass das auch ohne Herrn Neumeier so bleibt.

    Holger Stumme

  10. Seit wir im November 2015 nach Nordfriesland gezogen sind, haben wir oft eine Oper oder eine Ballettaufführung besucht. Zum letzten Mal waren wir im Jahr 2022 in der Oper. Wir freuten uns auf Nabucco. Die Übertragung der Oper in die aktuelle Zeit fanden wir einfach nur furchtbar (auch Freunde von uns, die gemeinsam mit uns die Aufführung besuchten, waren total enttäuscht). Wir waren nahe dran, während der Pause zu gehen.
    Ich frage mich, muss denn alles „modernisiert“ werden? Ein Opernbesuch heißt für mich eintauchen in die Musik und die Zeit, in der diese geschrieben wurde. Aktuelles bietet mir jede Nachrichtensendung, das möchte ich bei einer solchen Veranstaltung nicht sehen.
    Im Moment habe ich kein Bedürfnis nach einer Oper, wenn ich nicht weiß, wie sie präsentiert wird (Ballett ausgenommen, hier bekommt man kurzfristig eh keine Karten).
    Gott sei Dank habe ich schon viele Opern im europäischen Raum gesehen und auch eine Aufführung in der MET war ein Traum. Schade, dass mir der Operngenuss genommen wurde, denn original gestaltete Aufführungen werden immer mehr zur Mangelware.

    Waltraud Winnesberg

  11. „Im Haus fiel [Georges Delnon] auch durch Jeans und T-Shirts mit Löchern auf.“

    Skandal! Da würde ich auch nicht mehr in diese Staatsoper gehen, wenn die Moral dort derart verlottert.

    Ragnar Danneskjoeld

    1. Wer deutlich sechsstellig EURO-dotiert ein deutsches Opernhaus führt, sollte sich am Arbeitsplatz adäquat anziehen.
      Was will ein Delnon denn mit Löchern in den Jeans und in den T-Shirts kommunizieren? Dieses: „Ey, mir geht das alles hier auf den Geist“?

      Andreas Schmidt, Herausgeber.

  12. Das eigentliche Problem ist, dass die Oper ein mausetotes Genre ist.
    Alle Werke, die auf den Spielplänen der internationalen Opernhäuser stehen, sind älter als 100 Jahre, zum Teil 200 Jahre.
    Moderne Komponisten schreiben keine Opern, die das Publikum hören wollte.
    Deswegen gibt es auch keine neuen Libretti und keine interessanten Handlungen.
    Das Publikum, meist jenseits der 70, bangt mit dem Freischützen oder mit Tristan und Isolde.
    Diese altbackenen Handlungsstränge werden dann lieblos mit modernen Inszenierungen kombiniert und heraus purzelt etwas, mit dem man das junge Publikum überhaupt nicht ansprechen kann.
    Man sollte die Subventionen für die deutschen Opernhäuser streichen und für andere Kultur einsetzen.
    Opern sind leider nur noch Mummenschanz und zombiehaft.

    Lorn Order

    1. Hallo Lorn,
      Ich bin selbst leidenschaftliche Operngängerin und zähle mich mit meinen 29 Jahren zum jungen Publikum. Die Handlungen sind moderner, als Sie meinen. Sind doch Liebe, Treue, Verrat, Freundschaft und das Glück ganz einfach Themen, die die Menschheit seit jeher berühren und auch nie an Bedeutung verlieren werden. Und die Musik ist einfach wunderschön, wir haben hier in Hamburg ein hervorragendes Orchester an der Oper und auch immer wieder weltklasse Sänger!
      Ich empfinde Oper weder als „zombiehaft“ noch als „mausetot“. Und auch wenn viele der anderen Zuhörer über 70 Jahre alt sind, heißt das ja noch lange nicht, dass die Oper nicht gefallen würde. Oft haben ja auch gerade die älteren Menschen durch jahrelange Erfahrung und Bildung ein ganz besonders gutes Gespür für das wirklich Schöne im Leben und sind weniger mit dem Oberflächlichen beschäftigt bzw. abgelenkt.
      Und wenn Sie schon staatliche Subventionen abschaffen wollen, gibt es weit bessere Wege, Steuergelder zu sparen…
      Herzliche Grüße!

      Janni

      1. Lorn trifft mit seiner Kritik aber den Nagel auf den Kopf. Oper bedeutet heutzutage nicht mehr, zeitlose Musik zu präsentieren und über sie die großen Themen der Menschheitsgeschichte zu bearbeiten. Sondern heutzutage versteht man unter Oper das Transportieren von Themen und Ideologien der Moderne, die Dekonstruktion des Alten oder das Neuinszenierung eigener Themen, die dann auf den eigentlichen Stoff der Oper draufgekleistert werden, wie eine Tapete. Musik oder Handlung wird irrelevant, was zählt ist die Botschaft, die die Regie darstellen will, egal wie kompatibel sie mit dem eigentlichen Werk ist.
        Ich empfand diesen Umstand bereits seit jeher als widerlich und abstoßend. Mit einer solchen an Selbstbefriedigung grenzenden Überheblichkeit von Intendanz und Regie kann Oper doch weder das transportieren, wofür die Werke einst gefeiert wurden, noch überzeugen die neuen, zumeist übers Knie gebrochenen Interpretationen und Themen. Es ist nicht mehr authentisch, geschweige denn inspirierend. Und wenn dadurch dann auch noch von der Musik abgelenkt wird, für die die Oper ja eigentlich steht, dann hat dieses Spektakel alles an Faszinations- und Begeisterungskraft restlos verloren. Dann ist es wirklich ein mausetoter Zombie. Und dafür braucht es tatsächlich keine Subventionen.

        Wer also an der Oper festhalten will, sollte sich wieder auf das besinnen, was sie einst groß gemacht hat. Ich möchte behaupten, dass das nicht die Regisseure oder die Interpreten und schon gar nicht die Botschaften waren (die Zauberflöte oder Carmen sind ja nicht wegen ihrer political correctness auch heute immer noch so gefragte Werke). Sondern die Komponisten!

        Daniel Janz

        1. Lieber Daniel,

          Du bist ja vom Fach, Du bist klug… und Dein Kommentar sagt wirklich alles.
          Er müsste an jedes Opernhaus der Welt genagelt werden.

          Herzlich

          Andreas

  13. Seit vielen Jahren bin ich Stammgast der Staatsoper Hamburg.
    Der deutliche Publikumsverlust betrübt mich sehr. Ich finde viele Inszenierungen immer noch gelungen und gut durchdacht. Immer wieder gibt es gesangliche Sternstunden und eine solide Orchester-Leistung.
    Trotzdem bleiben die Menschen weg. Ist das wirklich nur ein Hamburger Phänomen?
    Ich wünsche der Staatsoper Hamburg, dass die Stimmung wieder in eine andere Richtung geht und das großartige Kulturgut Oper nicht nur kleinen Minderheiten vorbehalten ist.

    Berthold Knicker

    1. Liebe S.,

      danke für diesen Gedanken, der Termin war mir bewusst.

      Die Oper „Norma“ war um kurz vor 22.30 Uhr vorbei. (Man hätte noch in die „Lange Nacht“ ziehen können.)

      Wer eine „Norma“ in der zweitgrößten !!!! deutschen Stadt hören möchte, geht da rein!
      Die Oper wird nicht so oft gespielt, trotz ihrer Köstlichkeiten. Die Preise changierten zwischen 6 und 110 Euro. Das ist sehr sehr günstig im Weltmaßstab.

      In die „Lange Nacht der Museen“ gehen vor allem Menschen, die sonst nicht bereit sind, 5 – 15 Euro für ein Museum ausgeben zu „können/müssen/wollen“. Ich finde die „Lange Nacht“ toll, würde aber nie reingehen, weil ich nicht mit 80 Menschen vor einem Picasso stehen möchte.

      Das sage ich ohne „Arroganz“; ja, ich gebe gerne Geld für ein Museum aus… und für eine Oper. Aber Mensch geht nicht nicht in die Oper, damit er for nothing in ein überfülltes, stickiges Museum geht. Er könnte einen Tag später für ein paar Euro reingehen, zum Beckmann, zum Picasso. Er gibt ja auch – ohne es zu hinterfragen – 4 Euro für einen „Kaffee zum Gehen“ aus. Der hat einen Produktionswert von ca. 20 Cent.

      Herzlich

      Andreas Schmidt

      Um es deutlich zu sagen: Die Menschen, die in eine Oper gehen, brauchen für Ihr Kulturleben nicht – für Umme / für lau – die „Lange Nacht der Museen“. Die wunderbaren Museen in Deutschland und die wunderbaren Opernhäuser haben fast jeden Tag auf.

      Noch klarer: Bier ist Bier und Schnaps ist Schnaps. Niemand versäumt eine Oper (in HH ab 6 Euro) für Kaufhausgedränge vorm Picasso.

  14. Zunächst einmal, der Besuch der Opernaufführungen in der Hamburgischen Staatsoper hat erschreckend nachgelassen, während Neumeiers Ballettaufführungen unverändert die Massen anziehen. Dabei hat sich nach meinem Dafürhalten die Qualität der gesanglichen Leistungen in den letzten Jahren deutlich gebessert. Während 2019 nur eine von 16 Aufführungen ganz herausragend war, galt dieses 2022 für 5 von 22 besuchten Vorstellungen und in der laufenden Saison bereits für 4 von 10 Aufführungen. Wir haben mittlerweile ein hervorragendes Ensemble im Haus und dank der Opernstiftung gelingt es zunehmend im Gastbereich mit den großen Opernhäusern dieser Welt mitzuziehen.

    Warum korreliert damit nicht der Besuch des Hauses? Ich wage mal zu behaupten, dass Wien und München ohne den Kulturtourismus von der Auslastung her auch schlechter dastünden. Nun hat Hamburg aber auch ganz ordentliche Tourismuszahlen. Wo gehen diese Leute hin, anders als in München und Wien? In Hamburg konkurrieren allein fünf große Musicalhäuser mit jeweils 1000 bis 2000 Plätzen allabendlich um dieses Klientel. Dazu gräbt, leider muss man es sagen, die Elbphilharmonie der Oper das Wasser beim Kulturtourismus auch ab. Ein erhoffter Synergieeffekt hat sich (ein Abend Oper, ein Abend Konzert) leider nicht in dem erhofften Maße eingestellt. Außerdem hat die Leitung der Hamburgischen Staatsoper die Pflege des Wagnerrepertoires weitgehend eingestellt. Es sind aber gerade die Opern Richard Wagners, die Publikum auch aus anderen Städten anreisen lassen. Das macht man nicht für Mozart oder Verdi, es sei denn, es wird einem berühmten Star nachgereist.

    Zudem hat die zweijährige Pandemie-bedingte Pause zu einem natürlichen Aderlass bei den Älteren geführt, der durch Zugang von unten nicht ausgeglichen wurde. Also: Wie steht es um die Nachwuchsförderung, wie geht man auf die Schulen, auf die Musiklehrer zu. Es muss ja nicht die Aufführung selbst sein, für Schülerinnen und Schüler ist möglicherweise die Arbeit hinter der Bühne interessanter; manch einer wird sich dann vielleicht auch die Abendvorstellung ansehen wollen. Wie intensiviert man die Werbung, warum blieben die jüngst hochkarätig besetzten italienischen Opernwochen so unter dem Schirm der Hamburger Außenwerbung. Interessiert sich der Kultursenator etwa mehr für die Abschaffung des karfreitäglichen Tanzverbots in den Musikclubs als für das Geschehen in den traditionellen Kulturinstituten der Stadt? Und, ein wesentlicher Aspekt: Die weitgehend das ständige Opern-, aber auch das Ballettgeschehen am Hause in der Dammtorstraße ignorierende Hamburger Lokalpresse.

    (Anmerkung des Herausgebers:
    Die einzige Lokalzeitung Hamburgs verliert beständig an Qualität und erreicht nur noch ca. 100.000 Leser. In 10 Jahren dürfte die Auflage bei 25.000 Exemplaren liegen. Mitte der 1990er-Jahre lag die Auflage bei rund 360.000 Exemplaren. Der Klassikreporter dieser sich im steilen Sinkflug befindlichen Lokalgazette besucht in der Staatsoper Hamburg ((fast)) nur Premieren, A.S.)

    Warum hat diese Ignoranz das Hamburgische Ballett nicht getroffen? Warum versuchen auswärtige Besucher unverändert Karten für das Ballett und nicht für die Oper zu erhalten? Neumeiers Choreographien sind eine einsame Insel inmitten des alles und jedes überstülpenden Regietheaters. Neumeier zeigt, dass auch mehrere Jahrzehnte alte Produktionen immer wieder die Menschen anziehen, weil es in den Stücken um Grundsätzliches geht, um Liebe, Leid und Einsamkeit, um Trauer, aber auch um Freude am Leben oder schlicht um die Schönheit des Augenblicks. Auch das könnte Oper leisten, denn auch die Kompositionen von Mozart, Verdi oder Wagner befassen sich damit. Die Regie vermag aber allenfalls selten bis zum emotionalen Kern des Stücks vorzudringen. Anti-Ästhetizismus oder politische Belehrung locken keine Besucherin und keinen zusätzlichen Besucher hinter dem heimatlichen Bildschirm hervor.

    Dr. Ralf Wegner

    1. Lieber Ralf Wegner,

      eine sehr intelligente, stringente Analyse. Vielen Dank!

      V.a. der Vergleich mit dem Hamburg Ballett verdeutlicht den Niedergang der Staatsoper Hamburg, jenes einst so stolze Haus an der Dammtorstraße, in dem mittlerweile so oft gähnende Leere herrscht.

      Die Hamburger Musicals sind keine Konkurrenz für die Opernlenker. Wer Wagner hören will – ja, es gibt viel zu wenig Wagner in Hamburg, warum nur !!! – geht nicht am Tag danach in den „König der Löwen“. Und umgekehrt: Wer in „Die Eiskönigin“ oder in den „Tanz der Vampire“ geht, geht nicht zum „Parsifal“ oder zum „Lohengrin“.

      Wichtig vor allem: Im Vergleich zum US-Amerikaner und Super-Profi John Neumeier ist der Schweizer Georges Delnon ein Amateur, ein Schmalhemd.

      Herzlich

      Andreas Schmidt

  15. Ja, es ist schade, dass in der Hamburgischen Staatsoper häufiger solch schlechte Inszenierungen zu sehen sind. Neulich beim „Don Carlos“: kann man mit dieser Uralt-Inszenierung das heutige Publikum noch erschrecken?
    Da zweifle ich doch sehr dran und empfinde manchen Gag als recht abwegig.
    Denn gesungen wurde überwiegend gut bis sehr gut.
    Vor einiger Zeit habe ich in Kiel zweimal den „Don Carlos“ in einer hervorragenden Aufführung erlebt – ohne Klamauk und ohne den völlig überflüssigen Akt mit dem verbrannten Braten in der modernen Einbau-Küche – muss man denn wirklich sowas heute nochmals aufführen?
    Freundliche Grüße
    Karl Wolfarth

    1. Sehr geehrter Herr Wolfarth,
      ich kann Ihrer Kritik nur zustimmen. Wir haben die Don Carlos Aufführung/Inszenierung vor Jahren auch gesehen. Das ganze „Spektakel“ dauerte 5 Stunden und hat von der Handlung und der herrlichen Musik so abgelenkt, dass es ein einziges Ärgernis war.
      Unsere Opernbesuche haben wir anschließend stark reduziert.
      Mit freundlichen Grüßen
      Ina Brune-Berghausen

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