Esa-Pekka Salonen komponiert und dirigiert den Elphi-Auftakt souverän

Orchestre de Paris, Esa-Pekka Salonen, Dirigent  Elbphilharmonie Hamburg, 3. September 2025

Esa-Pekka Salonen © Patrick Swirc

Mit Esa-Pekka Salonens neuestem Hornkonzert und Stefan Dohr als Solisten startete der Hamburger Musiktempel am Elbufer souverän in die neue Spielzeit. Auch die beiden Klassiker von Strauss und Sibelius meisterte das Orchestre de Paris mit eifriger Brillanz!   

Elbphilharmonie Hamburg, 3. September 2025

Orchestre de Paris
Esa-Pekka Salonen, Dirigent

Werke von Richard Strauss, Esa-Pekka Salonen und Jean Sibelius

von Johannes Karl Fischer

Wagner, Beethoven, Mahler, bis vor nicht allzu langer Zeit waren Komponisten-Dirigenten eher die Norm als die Ausnahme. Leider sind die beiden Disziplinen heuer recht weit auseinander geraten… nicht so bei Esa-Pekka Salonen, der zur Saisoneröffnung der Hamburger Elbphilharmonie natürlich sein kürzlich komponiertes Hornkonzert zu Gehör brachte!
Herr Salonens höchst originelle, in sich ruhenden Klänge begeisterten selbst das eher konservativ gestimmte Hamburger Publikum und brachten stehende Ovationen nicht nur von einigen im Publikum anwesenden Hornfans. Zwischen ruhig jazzigen, fast schon aus der Ferne klingenden Trommelrhythmen und frei durch die Bläser schwebenden Melodien ließ er das Orchester in der sanften Klangwelt seiner Partitur versinken, im Raum verging scheinbar schwerelos die Zeit…

Salonen komponiert und dirigiert

Mit Stefan Dohr hatte man einen der derzeit weltbesten Hornisten für die Solopartie gewonnen – „star struck“ meinte eine Bekannte im Publikum. Der Solo-Hornist der Berliner Philharmonikern meisterte die äußerst fordernde Stimme mit Bravour. Wie ein mühelos treibender Motor nahm er die musikalischen Zügel sattelfest doch fast unmerklich sanft in die Hand, Multiphonics compris natürlich. Fast schon unermüdbar kostete er alle klanglichen Ecken seines Instruments wunderbar aus, als gäbe es für ihn keine größere Lebensfreude als das Elphi-Publikum die Kunst seines Instruments fünfundzwanzig Minuten lang fein goutieren zu lassen.

Stefan Dohr © Simon Pauly

Salonen entfaltete seine Musik ohne viel Lautstärke – ein versuchter Ausbruch in eine energetische Stimmung wird schnell von einem Trommelschlag unterbrochen. Eine wohltuende Reinigung für die musikalische Seele in stürmischen Zeiten,  was alles vergaß ich wohl noch?

Souveräner Sibelius

Zum musikalischen Höhepunkt des Abends wurde allerdings die fünfte Sinfonie von Sibelius. Hier ließ Herr Salonen das Orchestre de Paris in die frei schwebenden Klangfluten des Werks eintauchen, der Zauber dieser Klänge fegte in sanften musikalischen Hochseewellen durch den Saal. Vor allem im dritten Satz nahm das Werk ordentlich an Zug auf, die Melodien schwebten nahtlos zwischen den verschiedenen Hornstimmen und singenden Streichern. Die Musiker spielten stets in einer musikalischen Seele vereint und ließen das Publikum in der malerischen Welt dieser Tonkunst baden gehen.

Zum Auftakt des Abends hatte man einen sehr gelungen Strauss-Don-Juan gegeben. Das flockig klingende, mit Probespielstellen in Überdruss gefüllte musikalische Monstrum sauste souverän durch den Saal, die Sechzehntelläufe flogen wie ein feines Lüftchen von den Saiten.

Insbesondere Konzertmeisterin Sarah Nemtanu stürzte sich mit Feuer und Flamme in ihre Solopartie und begeisterte die Musiker wie das Publikum sichtbar für dieses kurze und knackige Himalaya-Werk der Orchesterliteratur. Insgesamt erbrachte dieser Klangkörper eine auch diesem Haus mehr denn würdige Leistung, das allesamt sehr differenzierte wie fordernde Programm strahlte in glanzvoller musikalischer Exzellenz!

Das Publikum filmt wieder fleißig

Musikalisch war der Abend ein voller Erfolg… weniger so mal wieder das Publikum mit seinen zahlreichen leuchtenden Bildschirmen. Das ist in der Elbphilharmonie nichts Neues.

Heute erreichte dies allerdings einen neuen Höhepunkt, als beide meiner Platznachbar – rechts wie links – das Konzert mindestens in Teilen mitfilmten.

Zwar ist der neueste und teuerste Musiktempel der Klassikwelt auch von innen eh recht gut beleuchtet, an anderen Häusern – gerade mit Schwerpunkt Oper – würde das deutlich noch mehr stören. Langsam läuft das ganze aber ein wenig aus dem Ruder, und heute hat noch nichtmal ein einziges Handy geklingelt!

Insgesamt hätte der Elphi-Saisonauftakt aber kaum souveräner ausfallen können. Frisch komponiert weht der musikalische Wind der neuen Spielzeit zu!

Johannes Karl Fischer, 4. September 2025 für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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