In der Staatsoper Hamburg heißt es wieder mal Bonjour tristesse, in der Wiener Staatsoper bleibt kein Platz frei

Premiere Staatsoper Hamburg, Salvatore Sciarrino / Wiener Staatsoper, D. Schostakowitsch, Lady Macbeth von Mzensk

Die Staatsoper Hamburg schafft es am Pfingstsonntag nur zu einer Auslastung von maximal 50 Prozent. In der Wiener Staatsoper ist jeder Platz besetzt.

Pfingstsonntag, 28. Mai 2023, 18.00 – 19.10 Uhr
Staatsoper Hamburg, Großes Haus, Premiere / Uraufführung

Salvatore Sciarrino, Venere e Adone

Foto: Staatsoper Hamburg © Westermann

Wiener Staatsoper, 28. Mai 2023, 19.00 – 22.15 h

Dmitri Schostakowitsch

LADY MACBETH VON MZENSK

  • Dirigent Alexander Soddy
  • Inszenierung Matthias Hartmann
  • Mit Günther Groissböck, Andrei Popov, Elena Mikhailenko, Dmitry Golovnin, Maria Barakova

von Andreas Schmidt

Stellen Sie sich bitte vor, es ist Uraufführung einer Oper (70 Minuten Länge), das Opernhaus der zweitgrößten deutschen Stadt mit einer Metropolregion von 5,5 Millionen Einwohner und mindestens 150.000 Touristen öffnet seine Tore, Rang 3 und Rang 4 werden von den Verantwortlichen erst gar nicht geöffnet !!! und von Rang bis zum Parkett sitzen nur etwa 75 Prozent der möglichen Zuschauer (darunter viele friends and family for (almost) nothing).

Die Staatsoper Hamburg schafft es an diesem Pfingssonntag bei der Uraufführung / Premiere von

Salvatore Sciarrino, Venere e Adone,

 

nur zu einer Auslastung von etwa 50 Prozent.
Davon sind noch noch mindestens 10 Prozentpunkte für friends and family abzuziehen, was die Erlöse betrifft.

Das heißt nur ca. 850 von 1690 Plätzen waren besetzt.

Ein Debakel für ein Opernhaus in einer 2-Millionen-Stadt!

Da nutzte es auch nichts, dass eine sich im Sinkflug befindliche Tageszeitung der Freien und Hansestadt geschrieben hatte:

„Salvatore Sciarrinos Oper feiert Uraufführung in Hamburg.“

Auch TV-Hilfe vom „Staatssender“ NDR half nicht.

In der 2-Millionen-Metropole WIEN hingegen war die Staatsoper am Pfingstsonntag bis auf den letzten Platz AUSVERKAUFT! Dabei lief ein wahrlich nicht einfaches Stück von Dmitri Schostakowitsch: „Lady Macbeth von Mzensk“.

Wiener Staatsoper © Wiener-staatsoper.at

Wie sieht es an diesem Pfingstmonatag aus?

Jacques Offenbach | Les Contes d’Hoffmann
Staatsoper Hamburg, PFINGSTMONTAG, 29. Mai 2023, 17.30 – 21.10 Uhr

Auch hier waren 8 Stunden vor Vorstellungsbeginn noch mehr als 20 Prozent der Karten für das neue Hamburger Sorgenkind zu haben – und dass, obwohl Pretty Yende, Erwin Schrott und Jana Kurucová auftreten werden. Das verspricht Spitzengesang und Hörgenuss par exellence. Kent Nagano dirigiert, nicht gerade sein Metier, aber er kennt die Oper von September 2022.

An der Wiener Staatsoper läuft PFINGSTMONTAG Ballett. Ausverkauft:

Ohad Naharin, Heinz Spoerli:

GOLDBERG-VARIATIONEN

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Was macht Die Staatsoper Hamburg falsch?

Falsches Programm?
Falsches Management? Schlechte, lasche Führung?
Falsches Marketing?
Schlechte Akquise beim jungen Publikum?
Mangelnde Öffentlichkeitsarbeit?
Fehlende aktive Pressearbeit?
Fehlender Biss in der Führungsetage?
Schlechte Inszenierungen?
Ein durchschnittliches Orchester?
Sand im Getriebe?

Oder müssen wir Hamburger Steuerzahler, die 68 Millionen Euro per anno in dieses Opernhaus transferieren lassen, uns mit den desaströsen Werten zufrieden geben?

Wer kommt eigentlich auf die Idee, am Mega-Touristen-Pfingst-Sonntag
eine etwas schräge Uraufführung im Haus an der Dammtorstraße zu bringen?

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Andreas Schmidt, 28. Mai 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

 

3 Gedanken zu „Premiere Staatsoper Hamburg, Salvatore Sciarrino / Wiener Staatsoper, D. Schostakowitsch, Lady Macbeth von Mzensk

  1. An der Staatsoper Hannover sieht es unter Intendantin Bermann kaum anders aus. Immer wieder wird der oberste Rang gar nicht geöffnet… Und darunter ist auch viel Platz frei. Das liegt aber sehr stark an den dort zu sehenden Inszenierungen.

    Dr. Klaus Billand

  2. Herr Schmidt,

    Ihr Zustandsbeschreibungen gleichen seit Monaten einer betriebswirtschaftlichen Analyse (Erlössituation = Auslastung in geschätzten % / Rabattierungen, die Sie mal so – vermutet – bemessen.
    Schreiben Sie doch mal qualifiziert über die Musik, Sänger und Dirigent; Inszenierung. Das, was eben „Klassik begeistert“ …

    Jens-Ulf Röver

    1. Lieber Herr Röver,

      ich schreibe als gebürtiger Hamburger, Lokalpatriot, Weltenbummler und Liebhaber der Hamburgischen Staatsoper so lange über die verheerenden Zahlen, bis sich in diesem traditionsreichen Hause etwas bessert. Meine Zahlen sind genau. Ich schreibe meine Beiträge aus großer Sorge um die Zukunft des Hauses an der Dammtorstraße.
      Wenn ich mich zwischen Elbphilharmonie und Staatsoper Hamburg zu entscheiden hätte, wäre meine Wahl immer für die Oper – denn dort kann ich große Stimmen und Chöre hören, was in der Elphi selten der Fall ist. Zum Glück wird die uninspirierte Führung des Hauses (Delnon / Nagano) bald ersetzt.

      Wenn Sie klassik-begeistert.de, auch meine Beiträge, aus Hamburg genauer studieren, würde Ihnen auffallen, dass wir – auch – aus der Staatsoper Hamburg fast ausschließlich über „Musik, Sänger, Dirigenten und Inszenierungen“ – so wie von Ihnen gefordert – schreiben.

      Auch über den immensen Verfall der „Sitten und Gebräuche“ in Opern- und Konzerthäusern werden wir NIE müde werden zu berichten.
      Wie Sie bei uns erfahren konnten, nimmt die Anzahl der Konzerte, die wegen Lärms, Händyklingelns, Gehuste, vorzeitig die Häuser verlassende Gästen,
      unterbrochen !!!!! werden, immens zu.

      Macht es Ihnen keine Sorge, wenn Sie öfter in das Opernhaus der zweitgrößten deutschen Stadt gehen, und nur 400 Menschen aus der 5,5-Millionen-Einwohner zählenden Metropolregion sitzen im Großen Haus? Fragen Sie sich dann nicht, was die Führungsspitze so den ganzen Tag lang macht?

      Herzlich

      Andreas Schmidt,
      Herausgeber

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