Der in Hamburg lebende Journalist und Publizist Harald N. Stazol liebt klassische Musik, Oper und Ballett. Besonders schätzt er die Musik des russischen Komponisten Sergei Wassiljewitsch Rachmaninoff (* 20. Märzjul./ 1. April 1873greg. auf dem Landgut Semjonowo bei Staraja Russa im Gouvernement Nowgorod, Russisches Kaiserreich; † 28. März 1943 in Beverly Hills, Kalifornien, USA). Dies ist der vierte Teil einer siebenteiligen Serie über den Ausnahmemusiker.
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von Harald N. Stazol
Nun schwimmt der gerade noch bettelarme Musikstudent plötzlich im Geld – die Prüfungsfrage, eine Oper in einem Akt, bringt „Aleko“ hervor, wofür ihm das Konservatorium die „Goldmedaille“ verleiht. Man ahnt, wie sich Alexandre Scriabin gefühlt haben muss. Rachmaninoffs Oper wird ein Erfolg: Am 27. April 1893 wird sie im Bolschoi-Theater uraufgeführt – sie bringt ihm große Presseresonanz und auch auswärtige Einladungen ein.
Er heiratet seine Cousine, sie selbst Pianistin, sie haben zwei Töchter und er wird Dirigent des Bolschoi für zwei kurze Jahre, aber zwei Dinge sind es auch, die er dort hinterlässt: Er verfrachtet das Dirigentenpult vom Souffleuseplatz zurück in den Orchestergraben – und er verbietet das Verlassen des Orchesters wie bei den Trompetern, die nun auch bei langen Pausen sitzenbleiben müssen.
Und wieder gute Presse:
„Man kann sagen, dass mit der Leitung des Bolschoi-Orchesters durch Rachmaninoff sofort ein neuer Geist wehte und das, wovon wir in unseren Kritiken nur zu träumen wagten, der Verwirklichung entgegensieht. […] Wir werden natürlich alle neuen Schritte Rachmaninows in der Laufbahn des Opernkapellmeisters mit größtem Interesse verfolgen, denn seine Tätigkeit verspricht unserer Bühne viel Gutes.“
Ab 1906 in Dresden, lässt er sich von Goethes Faust, inspirieren, Rachmaninoff hat bei den einzelnen Themen der Sonatensätze Faust, Gretchen und Mephistopheles vor Augen.
1909 kehrt der Komponist dauerhaft in die Heimat zurück, und einer Amerika-Tournee ist es zu danken, dass das 3. Klavierkonzert so auf uns gekommen ist, dessen nötige Virtuosität sogar Rachmaninoff nicht recht geheuer war – so übt er auf der Überfahrt unablässig auf einer stummen Tastatur. Allerdings reduziert ihn das amerikanische Publikum nur auf die Prelude cis-moll.
Und – fast hätten wir es auch getan! Dabei kann man sich im nächsten Teil auf die 3. Symphonie freuen…
Harald N. Stazol, 16. April 2020, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Harald N. Stazol ist wie der Herausgeber Andreas Schmidt Absolvent der Henri-Nannen-Schule (Journalistenschule mit Sitz in Hamburg). Beide waren als Redakteure Kollegen beim Magazin STERN.