Foto: Barbara Aumüller (c)
Oper Frankfurt, Frankfurt am Main, 17. November 2018
Richard Strauss, Ariadne auf Naxos
Christoph Gedschold, Dirigent
Brigitte Fassbaender, Inszenierung
Johannes Leiacker, Bühnenbild/Kostüme
Christina Nilsson, Primadonna/Ariadne
Vincent Wolfsteiner, Der Tenor/Bacchus
Paula Murrihy, Der Komponist
Elizabeth Sutphen, Zerbinetta
von Yehya Alazem
Eine Oper wie „Ariadne auf Naxos“ aufzuführen, ist keine einfache Aufgabe: Man braucht Sänger, die nicht nur gut singen, sondern auch spielen können. Man braucht außerdem einen Regisseur, der die Zusammenarbeit zwischen Richard Strauss und seinem Librettisten Hugo von Hofmannstahl versteht, wobei das Zusammenspiel zwischen Wort und Ton eine riesige Herausforderung darstellt.
In dieser Inszenierung an der Oper Frankfurt, die ihre Premiere im Oktober 2013 feierte, nimmt sich die legendäre Sängerin Brigitte Fassbaender dieser Herausforderung an, und es ist ihr auf allen Ebenen gelungen: Die Personenregie steht im Zentrum. Das Zusammenspiel zwischen den Sängern ist einfach hervorragend, und was sich auf der Bühne ereignet, entspricht immer dem, was aus dem Orchestergraben ertönt. Hier gibt es keine Wendungen oder Änderungen in der Handlung – alles ist klar, wie es sein soll, und das Bühnenbild von Johannes Leiacker lässt nicht viel zu wünschen übrig.
Die Rolle des Komponisten stellt im Vorspiel eine sowohl gesangliche als auch darstellerische Herausforderung für die Mezzosopranistin dar. Für die Irin Paula Murrihy gibt es, was das Darstellerische betrifft, noch Luft nach oben, jedoch bewältigt sie die gesangliche Aufgabe ganz hervorragend mit ihrem Mezzosopran, der sowohl im tiefen als auch im höherem Register superb klingt.
Mit vollendeter Technik und einer exzellenten Höhe begeistert die amerikanische Sopranistin Elizabeth Sutphenin in der Rolle der Zerbinetta. Sie erfüllt die Bühne mit ihrer wundervollen Energie, und in der langen Arie „Großmächtige Prinzessin“ zeigt sie eine Koloratur der höchsten Klasse.
Als Tenor/Bacchus, eine unglaublich schwere Rolle für einen Tenor, liefert Vincent Wolfsteiner eine sehr gute Leistung. Er hat eine helle, nicht allzu dichte, aber ausreichende Stimme, die auch eine stabile Mittellage hat. Die Rolle ist in der Höhe sehr undankbar, aber Wolfsteiner hat damit gar keine Probleme.
Die junge schwedische Sopranistin Christina Nilsson feierte im Frühling dieses Jahres ihr Debüt am Königlichen Opernhaus in Stockholm in der Rolle der Aida im Alter von nur 28. Jetzt gibt sie an der Oper Frankfurt ihr internationales Debüt, und das ist nichts anderes als eine Sensation. Sie singt mit wunderbarer Offenheit und Strahlkraft, nuanciert und perfekt balanciert. Was ihre Stimme in diesem Alter schafft, ist einfach unfassbar.
Das Orchester des deutschen Dirigenten Christoph Gedschold bringt zwar ein detailreiches, wohlfließendes Spiel hervor, es mangelt aber an Dramatik. Das Orchester ist außerdem die ganze Oper hindurch zu laut und übertönt teilweise die Sänger auf der Bühne.
Yehya Alazem, 20. November 2018, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at