"Wie der Fisch übern Wald weh´ ich dahin..."

Richard Wagner, Siegfried, 23. November 2019,  Staatsoper Hamburg
Foto: © David Jerusalem
Der Tenor Andreas Schager in Hamburg: Laut, stimmgewaltig, schauspielerisch überzeugend, sportlich und lustig textschöpferisch.

Staatsoper Hamburg
, 23. November 2019
Richard Wagner, Siegfried
Ulrich Poser berichtet über die Aufführung des „Siegfried“ aus der Hamburgischen Staatsoper vom 23. November 2018
Das Haus stand Kopf vor Freude. Kent Nagano sei Dank! Zum ersten Mal seit dem Jahre 2005 hat das Philharmonische Staatsorchester Hamburg wieder Weltklasseniveau erreicht. Wie ein Magier führte Nagano die einzelnen Orchestergruppen zusammen und ließ so an diesem Abend etwas ganz Großes entstehen. Kunst. Bereits das kurze leise Vorspiel zum 1. Aufzug war überwältigend akkurat, dynamisch, ausgewogen und glasklar. Und wieder waren es die Streicher, die bei der Umsetzung der Wagnerschen Tonsprache federführend begeisterten und ins Schwärmen geraten ließen. Rein exemplarisch sei auf das musikalische Zitat des Siegfried-Idylls verwiesen. Die Leistung Naganos und seinem Team ist derjenigen anderer Großer, zum Beispiel eines Daniel Barenboim mit der Staatskapelle Berlin, wieder ebenbürtig. Endlich. Es ist an der Zeit, dass sich die federführenden Feuilletons wieder für das Haus an der Dammtorstraße interessieren.

Andreas Schager drehte als Siegfried erneut voll auf. Laut, stimmgewaltig, sehr textverständlich, schauspielerisch überzeugend, sportlich und lustig textschöpferisch (siehe Überschrift). Derzeit dürfte in dieser Rolle weltweit keiner mehr überzeugen. Die verdienten Jubelstürme genoss er sichtlich und hatte auch noch Kraft, seine Geliebte während des Schlussvorhangs wrestlingmäßig aufzuschultern. Bleibt zu hoffen, dass seine Stimmbänder diese Hochleistungskunst noch sehr lange mitmachen. Bei Lauritz Melchior ging das ja auch über 50 Jahre gut.Jürgen Sacher gab wieder einen wunderbar listigen bitterbösen Parademime allererster Güte. Es war die pure Freude, ihm zuzuhören und zuzusehen. John Lundgren überzeugte erneut als stimmgewaltiger, beim „Zieh hin! Ich kann Dich nicht halten!“ wohlige Schauer erzeugenden Wanderer. Das Haus liebt John Lundgren.

Eine Schau auch der so sehr textverständliche Alberich von Jochen Schmeckenbecher. Das Regiekonzept von Claus Guth ist stimmig, wenn der am Raub des Rings verzweifelte Nachtalbe zu Beginn des 2. Aufzugs als versoffener Vater Lowinski Double an seiner Schnapsflasche nuckelt. Schmeckenbecher hat die Rolle auch herrlich gespielt.

Lise Lindstroms Brünnhilde gefiel uneingeschränkt. Abgesehen von ihrer souveränen stimmlichen Leistung macht eine solch gut aussehende, barfuß agierende Göttertochter einfach Spaß.

Fazit: Ein erstklassiger Abend; seit dem Jahre 2005 einer der besten in diesem Hause!

Ulrich Poser, 24. November 2018, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.de

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