Foto: Sara Strandlund (c)
Richard Strauss, Der Rosenkavalier
Kungliga Operan, Stockholm, 10. Juni 2018
Alan Gilbert, Musikalische Leitung
Christof Loy, Inszenierung
Dirk Becker, Bühne
Malin Byström, Feldmarschallin Fürstin Werdenberg
Adrian Angelico, Octavian
Elin Rombo, Sophie
Wilhelm Schwinghammer, Baron Ochs auf Lerchenau
von Yehya Alazem
Arabella in New York, Salome in Amsterdam und London, und nun zum zweiten Mal in Stockholm in der Rolle der Feldmarschallin im „Rosenkavalier“: Die schwedische Sopranistin und Gewinnerin des Preises „Female singer of the year“ bei den „International Opera Awards 2018“ Malin Byström befindet sich momentan in der höchsten Liga der Strauss-Heldinnen. Wie sie die Feldmarschallin an der Königlichen Oper verkörpert, ist absolut Weltklasse, sowohl gesanglich als auch darstellerisch.
Malin Byström besitzt eine ziemlich dunkle Stimme für eine Sopranistin, die aber eine besondere, helle Strahlkraft hat. In der Mittellage hat sie eine tropische Wärme, die ganz einzigartig ist. Der Klang entwickelt sich im oberen Register und liefert wunderbare Töne in der Höhe. Die Stimme hat nicht den kleinsten Mangel an Intensität und Ausdruckskraft. Auch als Darstellerin bezaubert Byström mit wunderbarer Bühnenpräsenz und Gestaltungskraft. In der kommenden Spielzeit singt sie die Rolle der Gräfin in „Capriccio“ in Madrid – das kann nur eine Traumbesetzung werden!
Der norwegische Mezzosopran Adrian Angelico und die schwedische Sopranistin Elin Rombo überzeugen als das Liebespaar in den Rollen von Octavian und Sophie musikalisch sehr gut, aber dramatisch nicht vollends. Angelicos warmer, kraftvoller Mezzo, der zu dieser Hosenrolle sehr gut passt, bildet mit Rombos hellem, symphytischem Sopran, der in der Höhe magisch klingt, eine schöne Mischung. Gesanglich passen sie sehr gut zusammen, aber dramatisch fehlt es ihnen an Spannung und Sehnsucht. Man wünscht sich viel mehr von der elektrifizierenden, jugendlichen Liebe.
Mit dem deutschen Bass Wilhelm Schwinghammer, der früher ein Ensemblemitglied der Hamburgischen Staatsoper war, hat man in der Rolle des Baron Ochs eine souveräne Besetzung gefunden. Mit seinem soliden, ausdrucksstarken Bass verleiht er dem Ochs Dominanz und einen manipulativen Charakter. Er agiert mit Kompromisslosigkeit und singt großartig und sehr textverständlich.
Der künftige Chefdirigent des NDR Elbphilharmonie Orchesters (Spielzeit 2019/20) Alan Gilbert liefert mit der Königlichen Hofkapelle eine phantastische Leistung aus dem Orchestergraben. Gilbert bringt mit dem Orchester ein wohlfließendes, detailliertes Spiel hervor. Die Balance zwischen dem symphonischen und dem kammermusikalischen Gefühl ist hervorragend, und der Aufbau des Dramas in der Partitur ist voller Intensität, Konzentration und Spielfreude.
Wer eine moderne, verrückte aber unglaublich durchdachte Inszenierung von Strauss’ „Der Rosenkavalier“ erleben möchte, sollte sich die Inszenierung von Christof Loy an der Königlichen Oper (Kungliga Operan) in Stockholm nicht entgehen lassen. Wir sehen eine klassische luxuriöse Stockholmer Wohnung im ersten Aufzug, die Bühne des berühmten Schlosstheaters Drottningholm im zweiten Aufzug und im dritten Aufzug die andere Seite der Wohnung aus dem ersten Aufzug. Loy macht die Sache nicht kompliziert, sondern präsentiert eine einfache, moderne und phantasievolle Interpretation der Oper, die vom Text und von der Partitur ausgeht und von einer überaus durchdachten Personenregie geprägt ist.
Yehya Alazem, 12. Juni 2018, für
klassik-begeistert.de