Foto: Vida Miknevičiūtė © Jerzy Bin Photography
Wiener Staatsoper, 8. Oktober 2020
Richard Strauss, Salome
Regie: Boleslaw Barlog
Orchester der Wiener Staatsoper
Dirigent: Alexander Soddy
Mit: Vida Miknevičiūtė, Marina Prudenskaya, Vincent Wolfsteiner, Tomasz Konieczny
von Herbert Hiess
Die erste besuchte Aufführung unter der neuen Direktion Roščić – und schon kommt man aus dem Staunen nicht raus. Zuerst kann man erfreut registrieren, dass viel junge und jüngere Leute die Aufführung besuchten; das war erstens schon lange nicht der Fall und zweitens ist das in anderen Häusern nicht wirklich zu bemerken. Und vor allem, dass man eine „Salome“ höchstkarätig serviert bekommt, ist sicher nicht alltäglich. Das war zuletzt bei Herbert von Karajan in Salzburg der Fall und ebendort 1992 unter Christoph von Dohnányi. Diese tolle Besetzung von damals (Malfitano, Schwarz, Riegel, Terfel) wird durch die aktuelle von Wien fast übertroffen.
Sei es mit einer grandiosen Litauerin Vida Miknevičiūtė, die nicht nur figurmäßig rollendeckend als pubertierendes Mädchen durchgeht, sondern deren exzellente klare und glockenreine Stimme diese mörderische Partie bis zum Schluss bravourös meistert. Hat sie schon während der ganzen Oper viel zu singen; der Schluss setzt dem ganzen noch die Krone auf. Und Vida Miknevičiūtė ist nicht nur eine wunderbare Sängerin, sondern auch eine exzellente Singschauspielerin – so nebenbei war der Tanz nicht wie so oft peinlich, sondern interessant anzuschauen.
Ebenbürtig zur Salome der phantastische Mezzo von Marina Prudenskaya. Sie spielt in der recht kurzen Rolle mitreißend die zänkische Frau von Herodes und lässt nicht nur ihre edle Stimme hören, sondern zeigt, wie eine bösartige Frau handeln kann. Da kann man die warnenden Worte von Jochanaan über die verkommene Mutter Salomes nachfühlen. Einfach unvergesslich.
Und natürlich der bewährte markante Bariton von Tomasz Konieczny, der die Rolle des Propheten sehr eindrucksvoll gestaltete. Seine Stimme kommt mühelos über die Orchestermassen und man kann bei ihm den tiefen Glauben mitfühlen.
Eine große Überraschung der heldische Tenor von Vincent Wolfsteiner, der wunderbar den miesen und pädophilen „Vater“ Herodes mimt. Und mit seinem tragfähigen, runden und durchschlagskräftigen Tenor macht er dieses brillante Sängerquartett mehr als vollkommen.
Am Pult stand der 38-jährige britische Dirigent Alexander Soddy , von dem man bis jetzt nicht wirklich viel gehört hat und von dem man hoffentlich noch viel hören wird. Mit prägnanten und unprätentiösen Gesten führt er die himmlisch spielenden Philharmoniker und zeigt, dass sie unangefochten das beste Richard-Strauss-Orchester sind. Soddy ist hochmusikalisch und wenn er in Zukunft vielleicht noch mehr Rücksicht auf die Sänger nehmen würde, wäre es schon fast unheimlich perfekt. Und man merkt bei seinem Lebenslauf, dass er durch die „harte Provinzschule“ ging. Also ein Mann, der sein Handwerk von Grund auf lernte und nicht durch irgendwelche „Mauscheleien“ hochgepusht wurde.
Also da kann man zufrieden sein, was die Wiener Staatsoper hier auf die Beine stellte – und man hofft, dass noch viele solche Abende folgen werden.
Herbert Hiess, 9. Oktober 2020, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Giuseppe Verdi, Don Carlos Wiener Staatsoper, 27. September 2020
Alles gut, aber Alexander Soddy in einem Atemzug mit „Provinz“ etc. zu nennen, ist eine Frechheit !! Erst informieren, dann schreiben, denn Soddy ist GMD am Nationaltheater Mannheim!!! Sehr erfolgreich übrigens! 🤷🏼♂️🤦🏼♂️
Heinz-Josef Fröschen
Selbst Klagenfurt würde ich nicht unbedingt als Opern-Provinz bezeichnen. Sein Lebenslauf klingt doch recht interessant. Ich habe ihn an der Staatsoper Berlin mit einer sehr starken Bohème erlebt.
Daniel Kleinschmitt