von Andreas Schmidt und Ulrich Poser
Mit großem Applaus des Publikums vor fast ausverkauftem Haus an der Dammtorstraße ist die 80. – und letzte – Aufführung des „Fliegenden Holländers“ von Richard Wagner bedacht worden. Der „fliehende“ Holländer: In dieser Kult-Inszenierung von Marco Arturo Morelli wird diese Romantische Oper in Hamburg nicht mehr zu sehen sein werden. Aus die Maus nach 24 Jahren.
Besonders großen Applaus bekam der Holländer Oliver Zwarg, der kurzfristig für den erkrankten Andrzej Dobber eingesprungen war. Großartig im tieferen und mittleren Register, raumfüllend und viril, mit ganz leichten Schwächen bei einigen höchsten Tönen, bekam der Bassbariton zurecht den meisten Beifall der knapp 1700 Zuschauer.
Einzig etwas indisponiert an diesem Abend war das langjährige Ensemblemitglied (seit 1997) Katja Pieweck in der Nebenrolle der Mary – der gepresste Gesang der Mezzosopranistin vermochte nicht zu überzeugen.
Lesen wir aus dem Bericht von klassik-begeistert.de-Autor Ulrich Poser über die Holländer-Aufführung am 22. Februar 2020:
„Genau so überwältigend präsentierte sich die aus Stoke-on-Trent stammende Sopranistin Allison Oakes als Weltklasse-Senta. In dieser hervorragenden Sängerin vereinigen sich diejenigen Eigenschaften und Fähigkeiten, die ein erfolgreicher Sopran braucht: Einen formidablen Sopran, sehr gute Textverständlichkeit, Dynamik in der Stimmgestaltung, eine ansprechende weibliche Erscheinung und professionelles, zu keiner Zeit überzogenes Schauspiel. Dazu kommt – und das ist das Einzigartige an dieser phantastischen Künstlerin – die ihr eigene Stimmpower und enorme Lautstärke, die, stets richtig dosiert eingesetzt, den Zuhörer verblüfft und in andere Sphären katapultiert. Frau Oakes ist in jeder Hinsicht eine Wagner-Heroine, die die Reise auf den Grünen Hügel nach ihrem Bayreuth-Debüt 2013 (dort gab sie 5 Jahre lang eine umjubelte Gutrune im Castorf-Ring) dringend erneut antreten muss.
Die Reise ins Frankenland angetreten hat auch der Bass Wilhelm Schwinghammer, der einen soliden Daland gab. Sein warmer klarer Bass gestaltete die Partie des Vaters, der seine Tochter der Prostitution preisgibt, sehr überzeugend. Allein die Tatsache, dass er in Relation zum Alter seiner Tochter vielleicht ein etwas sehr junger Vater war, machte etwas schmunzeln.
Der Tenor Michael Schade bewältigte die nicht einfache Partie des enttäuschten Liebhabers Erik stimmgewaltig, höhensicher und mühelos sowie mit sehr schönem und wohl dosierten Einsatz seiner ebenfalls sehr lyrischen Kopfstimme.
Ein großes Lob an den Chor, der an diesem Abend erneut hervorragend ablieferte. Insbesondere der Damenchor der Spinnerinnen im 2. Akt hatte es dem Rezensenten an diesem Abend angetan.“
Der für den erkrankten Christof Prick eingesprungene Dirigent Stefan Soltész leitete die Vorstellung souverän und mit der notwendigen Dynamik, ohne auch nur ein einziges Mal die Sänger zu übertönen. Bravo!
Ein kleiner Tadel geht an zwei Hornisten, die anfangs noch nicht richtig bei der Sache waren. Leider sind im Philharmonischen Staatsorchester Hamburg immer wieder Misstöne aus dieser Instrumentengruppe zu hören.
Andreas Schmidt und Ulrich Poser, 1. März 2020, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at