Bild von Clara Begert, frei verfügbar in Wikimedia Commons
Anspruchsvoll und doch nicht verkopft, Musik zum Fühlen, dazu garniert mit ein wenig bayerischem Humor, so soll die Bayerische Symphonie werden, auf deren Uraufführung am 23. November 2024 Andreas Begert schon seit über einem Jahr hinarbeitet. Wenige Wochen, bevor er hierzu in den Herkulessaal der Münchner Residenz einlädt, stand er nun für ein Gespräch über sein ehrgeiziges Projekt zur Verfügung.
Lorenz Kescher im Gespräch mit Andreas Begert
klassik-begeistert: Herr Begert, große Ereignisse werfen ihren Schatten voraus: am 23. November 2024 wird im Herkulessaal der Münchner Residenz Ihre Bayerische Symphonie für großes Orchester uraufgeführt. Sind Sie schon aufgeregt?
Andreas Begert: Oh ja! Mein Traum war schon lange, eine Symphonie zu komponieren und diese aufführen zu lassen. Viele bekannte Komponisten haben mit ihren Symphonien im Laufe der letzten Jahrhunderte musikalische Zeichen gesetzt. Ich fühle mich reif, nun auch meine „Bayerische Symphonie“ in die Welt zu schicken. Aber natürlich bin ich aufgeregt und gespannt, wie das Werk vom bayerischen Publikum und auch von der Welt aufgenommen wird. Es ist immer ein ganz besonderer Moment, wenn ein neues Stück Musik das Licht der Erde erblickt.
Ich bin sehr dankbar, dass meine 1. Symphonie bald im Herkulessaal der Münchner Residenz erklingen wird. Bis dahin werde ich noch eine Menge organisieren und auf die Beine stellen. Denn, ein bisschen verrückt, wie ich bin, habe ich nicht nur die Rolle des Komponisten übernommen, sondern werde das Konzert auch selbst veranstalten. Eine Doppelbelastung, die es mir aber auch ermöglicht, alles genau so zu gestalten, wie ich es mir vorstelle. Dadurch kann ich den Besuchern ein wirklich einzigartiges Konzerterlebnis bieten, ganz abgesehen von der besonderen Komposition meiner Symphonie.
klassik-begeistert: Sie haben per Crowdfunding einen finanziellen Grundstock von 36.000 € für dieses Projekt eingeworben, was auch zeigt, welch eine große Fanbasis Sie bereits haben. Können Sie nun wie geplant die Münchner Symphoniker engagieren und welche Besetzungsstärke wird möglich sein?
Andreas Begert: Durch die Unterstützung meiner Fans konnte ich die Münchner Symphoniker verpflichten, meine Bayerische Symphonie welturaufzuführen. Neben einem klassischen, ca. 70 Mitwirkende umfassenden Symphonieorchester mit vielen bayerischen Blechbläsern (Trompeten, Posaunen, Hörner und Tuba) konnte ich für einige besondere bayerische Instrumente (Kuhglocken, Bierfass, Bierkrüge, Milchkannen) den renommierten Münchner Schlagwerker Rudi Bauer gewinnen. Weiter konnte ich mich aufgrund der Unterstützung meiner Fans das letzte Jahr über voll und ganz auf die Komposition dieses großen Werkes konzentrieren. Dementsprechend freue ich mich auch, dass die Besetzung möglich ist, die ich mir für meine Bayerische Symphonie musikalisch vorstelle.
klassik-begeistert: Wer wird die Einstudierung und das Dirigat übernehmen?
Andreas Begert: Am Dirigentenpult wird wie auch schon bei der Aufführung meines Bayerischen Oratoriums mein Bruder, der Dirigent und Chorleiter Markus Bauer stehen. Ich bin sehr dankbar, dass ich ihn wieder für die Bayerische Symphonie gewinnen konnte. Wir haben schon seit Kindheit im Wohnzimmer zusammen Musik gemacht und verstehen uns einfach blind. Er weiß genau, wie ich die Musik denke und setzt sie perfekt um. Es ist ein Geschenk, dass wir beide diesen Weg in der klassischen Musik gehen und dadurch oft zusammen arbeiten können. Markus wird meine Symphonie mit viel Epik, mit der nötigen rhythmischen Power und aber auch mit bayerischem Humor und viel Herzblut umsetzen.
klassik-begeistert: Wie fühlt es sich nun an, Kurs auf die Ziellinie für dieses umfangreiche Projekt zu nehmen?
Andreas Begert: Ehrlich gesagt: Ich war noch nie so aufgeregt wie bei diesem Projekt, meiner ersten Symphonie. Einfach, weil das Werk einen so großen Umfang hat wie bisher keine meiner Kompositionen. Und weil ich dabei an mich selbst sehr hohe Ansprüche stelle. Ich habe lange überlegt, welche Themen ich für welchen Satz der Symphonie nehme und wie ich die Symphonie insgesamt musikalisch anlege. Letztendlich ist es eine sehr tänzerisch pompöse, bayerisch zünftige Musik geworden, die sich mit sanften, teils sehr eingängigen und ruhigen Passagen mischt. Bis zuletzt habe ich an einigen Passagen gefeilt und bin nun zufrieden mit dem Stand der Komposition. Ich hoffe, dass sie im Herkulessaal so erklingt, wie ich sie mir im Kopf vorgestellt habe: bayerisch, wuchtig, freudig, aber auch mit Tiefe und viel Herz.
klassik-begeistert: Nach einem Bayerischen Oratorium und einer Bayerischen Weihnachtskantate haben Sie nun auch Ihrem symphonischen Erstling den bayerischen Stempel aufgedrückt. Wie übersetzt sich Ihre offensichtliche Heimatverbundenheit in Ihre Tonsprache?
Andreas Begert: In meinen Werken und auch in der Bayerischen Symphonie verbinde ich bayerische Volksmusik mit klassischer symphonischer Musik. Ich bin sehr traditionell aufgewachsen, mit Stubenmusik, Dialekt und Glauben. Diese Wurzeln nehme ich als Grundlage und trage sie über die orchestralen Elemente in die Welt hinaus. Ich verbinde Tradition und Moderne und binde gleichzeitig meine ganz eigene Geschichte mit ein. So auch in der Bayerischen Symphonie: ich verarbeite meine eigenen Kindheitserfahrungen und inneren Gefühle, bringe sie und verschiedene bayerische Traditionen in einen neuen Kontext und verknüpfe so Bekanntes mit Unbekanntem. So bin ich immer auf der Suche nach Musik und Themen, die mich selbst emotional berühren und abholen.
klassik-begeistert: Im Crowdfunding haben Sie angekündigt, dass jeder Satz der Symphonie dem Andenken an eine bayerische Schriftstellerin gewidmet werden soll. Sind Sie bei diesem Konzept geblieben?
Andreas Begert: Ja, absolut, ich orientiere mich inhaltlich an Texten bayerischer Autorinnen: Emerenz Meier, Lena Christ und Carry Brachvogel. Aus ursprünglich geplanten vier Sätzen sind nun drei größer angelegte Abschnitte geworden, mit folgenden Überschriften: 1. „Die Seele in der Heimat“, 2. „Erinnerungen einer Überflüssigen“, 3. „Im weiß-blauen Land“. Die Textgrundlagen werde ich im Programmheft der Symphonie und nach dem Konzert auch auf meiner Webseite erläutern. Auch auf Social Media werde ich in den kommenden Wochen noch genauer auf den Inhalt der Bayerischen Symphonie eingehen.
Gerne gebe ich hier schon eine kurze Zusammenfassung: die Sätze sind inhaltlich wie musikalisch sehr verschieden. Der 1. Satz, der sich thematisch mit Erinnerungen von Emerenz Meier an die Heimat Bayern befasst, klingt sehr euphorisch mit vielen Blechbläser-Klängen und einem rhythmisch nach vorne gehendem und wohlklingenden Thema, während der 2. Satz tieftraurig und nachdenklich entsprechend den Aufzeichnungen von Lena Christ ist. Im 3. Satz beginnt ein furioses, schnelles Thema auf Bierkrügen, dass sich am Ende mit bayerischem Zwiefachen mischt und zu einem fulminanten Schluss führt.
klassik-begeistert: Was erwartet die Zuhörer, die gewiss ebenso zahlreich in den Herkulessaal der Münchner Residenz strömen werden, wie vor gut zwei Jahren bei der erfolgreichen Uraufführung Ihres Bayerischen Oratoriums?
Andreas Begert: Musik mit Kuhglocken, Milchkannen, ein Bierfass und Bierkrüge, gemischt mit Symphonieorchester, und einer nach Filmmusik klingenden neuen Musik, die sich mit Elementen der bayerischen Volksmusik spielerisch verbindet. Nichts Verkopftes, sondern Musik zum Fühlen und auch was fürs Auge. Ein bisschen bayerischer Humor ist auch dabei. Alles in Allem ein unterhaltsames, kurzweiliges, aber anspruchsvolles Konzert in einem der bekanntesten Konzertsäle Münchens.
klassik-begeistert: Vielen Dank für das Gespräch!
Dr. Lorenz Kerscher, 1. November 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Weitere Info:
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Homepage von Andreas Begert mit mehr Info zur Bayerischen Symphonie und Bestellmöglichkeit der DVD seines Bayerischen Oratoriums