Lübeck freut sich auf die „Salome“ – Eine Soirée und eine öffentliche Probe erzeugen Spannung

Salome, Richard Strauss,  Premiere am 18. November 2022  Theater Lübeck, 8. November 2022

Salome
Richard Strauss

Premiere am 18. November 2022

Theater Lübeck, 8. November 2022

von Dr. Andreas Ströbl

Das neue Format des Theaters Lübeck, seinem Publikum Appetit auf eine neue Produktion durch eine Matinée oder, wie jetzt im Falle der „Salome“ von Richard Strauss, durch eine Soirée und eine anschließende öffentliche Probe zu machen, bewährt sich – und begeistert.

Am herbstmilden Abend des 8. November stellten GMD Stefan Vladar, der Dramaturg Jens Ponath, die Regisseurin Christiane Lutz und der Bühnenbildner Christian Tabakoff das Konzept der „Salome“ vor, die am 18. November 2022 Première haben wird.

Eingerahmt wurde die kurzweilige Plauderstunde auf der Bühne durch zwei Strauss-Lieder; eingangs gab es das berühmte Lied „Zueignung“, gesungen von Wolfgang Schwaninger, der den Herodes geben wird. Die Podiumsrunde beschloss mit „Allerseelen“ Laila Salome (sic!) Fischer; die als Mezzosopran das Ensemble des Hauses seit neuestem bereichert.

Die Genese der Oper vor dem Hintergrund des gleichnamigen Theaterstücks von Oscar Wilde, die das Quartett erläuterte, ist durchzogen vom Ruch des Skandalösen, des Überschreitens von Tabus. Das ist unter anderem deshalb bemerkenswert, weil der reiselustige Komponist durchaus Kenntnis von der Dezenz orientalischer Frauen in der öffentlichen Erscheinung hatte und eine entsprechende Darstellung der Kindfrau Salome auch für seine bahnbrechende Oper einforderte. Also: weniger offen zur Schau gestellte und vordergründige pralle Sexualität als vielmehr die potentielle Grenzüberschreitung als Versuch dessen, was möglich ist, wenn so ein junges Mädchen seine Macht über die Männer entdeckt, indem es seine knospende Körperlichkeit einsetzt?

Diese Aspekte zumindest wurden in der Diskussion erörtert und dabei die kunsthistorische Rezeption des Stoffes und die bildliche Darstellung der dramatis personae in Gemälden von Caravaggio bis Moreau, allerdings auch anhand historischer Photographien untersucht. Oscar Wilde selbst hat sich in einem orientalisierenden Kostüm als Salome ablichten lassen, in dem Moment, als das Mädchen sich der Schale mit dem abgeschlagenen Haupt des Täufers nähert wie einem Silberteller voll leckeren Obstes. Da muss man schon zweimal hinsehen und für diejenigen, die nicht um diesen Umstand wussten, war das Photo eine echte Überraschung.

Die Lübecker „Salome“, davon gab die anschließende öffentliche Probe einen Vorgeschmack, kommt schon im Bühnenbild ausgesprochen aktualisiert daher, wobei sich Christian Tabakoff für kühle Kacheln, Edelstahlmöbel und hellen Putz entschieden hat. Für die angemessene Erhitzung wird das Philharmonische Orchester der Hansestadt Lübeck unter Stefan Vladar sorgen und selbstverständlich eine hochkarätige Besetzung. Neben dem genannten Wolfgang Schwaninger darf man sich auf das bewährte Ensemble-Mitglied Evmorfia Metaxaki in der Titelrolle freuen. Die vor allem als Wager-Sängerin bekannte Mezzosopranistin Edna Prochnik singt die Herodias und der berühmte dänische Bariton Bo Skovhus gibt den Jochanaan – er sang neulich bereits Schuberts Winterreise in Lübeck.

In der Probe wurde gleich an mehreren Szenen gefeilt. Für Nicht-Theaterleute ist das jedesmal hochinteressant, weil klar wird, wieviel Arbeit gerade in den Details steckt. Für all diejenigen, die schonmal auf einer Bühne gestanden haben, wird deutlich, wie akribisch an diesem Haus an so einer Produktion gearbeitet wird.

Für die mit Spannung erwartete Premiere nun: Toi-toi-toi!

Dr. Andreas Ströbl, 10. November 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Richard Wagner, Lohengrin Theater Lübeck, 4. September 2022 PREMIERE

Richard Strauss, Salome Opéra national de Paris, 21. Oktober 2022

Richard Strauss, Salome (1905) Theater Basel, 14. Oktober 2022

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