Sommereggers Klassikwelt 240: Der Tenor Peter Pears war für den Komponisten Benjamin Britten ein kongenialer Lebenspartner

Sommereggers Klassikwelt 240: Der Tenor Peter Pears war für den Komponisten Benjamin Britten ein kongenialer Lebenspartner

Peter Pears publicity_photo 1971

von Peter Sommeregger 

Der 1910 im britischen Farnham in der Grafschaft Surrey geborene Peter Pears wuchs als jüngstes von sieben Kindern auf. Seine gut situierten Eltern ermöglichten ihm eine solide Ausbildung, in Oxford begann er Musik zu studieren, wobei er sich anfangs nicht im Klaren war, ob er Pianist oder Sänger werden wollte.

Das College in Oxford, das Pears besuchte, war vielleicht nicht ideal für ihn geeignet, und er verließ es ohne Abschluss. Anschließend fasste er eine Lehrertätigkeit ins Auge, aber gute Freunde rieten ihm von der lebenslangen , ermüdenden Tätigkeit in diesem Beruf ab. Pears bestand die Aufnahmeprüfung am Royal College of Music in London und entschloss sich endgültig für eine Ausbildung zum Sänger. Bei Studentenaufführungen konnte er auch bereits auf der Bühne Erfahrungen sammeln, und sich ein vielfältiges Repertoire aneignen.

Schicksalhaft erwies sich für Pears die Begegnung mit dem um drei Jahre jüngeren Komponisten Benjamin Britten im Jahr 1937. Dieser komponierte für ihn erste, kurze Stücke, die den Auftakt zu einer lebenslangen künstlerischen Partnerschaft bildeten. Zwei Jahre später hatte sich die anfangs platonische Freundschaft zu einer Liebesbeziehung gewandelt, die bis zu Brittens Tod im Jahre 1976 bestehen blieb.

Benjamin Brittens erfolgreiche Opern, allen voran „Peter Grimes“, wurden speziell für die Stimme von Peter Pears konzipiert, und von ihm uraufgeführt. Die Zusammenarbeit der beiden Künstler dehnte sich aber u.a. auch auf gemeinsame Liederabende aus, Britten war ein hoch sensibler Klavierbegleiter, die gemeinsamen Aufnahmen der Liederzyklen von Franz Schubert genießen bis heute Kultstatus.

Das enorme künstlerische Potential dieser Partnerschaft führte schließlich 1947 zur Gründung eines eigenen Musikfestivals in Aldeburgh, Suffolk, das bis heute erfolgreich stattfindet. Brittens Charisma zog viele bedeutende Künstler in seinen Bann, so gelang es ihm u.a. Dmitri Schostakowitsch, den Cellisten Rostropowitsch und Dietrich Fischer-Dieskau für Auftritte in Aldeburgh zu gewinnen, aus denen sich lebenslange Freundschaften entwickelten. In dem Küstenort nahm Britten für den Rest seines Lebens auch seinen Hauptwohnsitz.

Einen Höhepunkt der künstlerischen Zusammenarbeit bildete 1962 die erfolgreiche Uraufführung des War Requiems zur Weihe der wieder eröffneten Kathedrale von Coventry, in dem Werk kreierte Pears den Tenorpart. Auch in Brittens letzter Oper „Death in Venice“ nach Thomas Mann verkörperte Pears 1973 die Rolle des Aschenbach.

Benjamin Britten wurde 1976 von der Queen in den Adelsstand erhoben, und zum Baron Britten ernannt. Viel zu früh starb er noch im selben Jahr, und wurde auf dem Kirchhof von Aldeburgh bestattet. Queen Elizabeth kondolierte Peter Pears ausdrücklich zum Tod des künstlerischen und Lebenspartners, eine zu dieser Zeit noch ungewöhnliche Äußerung.

Peter Pears führte das Festival in Brittens Geist weiter, es gelang ihm, es so zu stabilisieren, dass es bis ins 21. Jahrhundert fortbesteht. Mit Britten hatte Pears auch seinen Klavierpartner verloren, Ersatz fand er schließlich in dem Pianisten Murray Perahia, mit dem er bis 1980 zahlreiche Liederabende gab.

Peter Pears/Grave by Arno Drucker

Kurz nach seinem 70. Geburtstag beendete ein Schlaganfall allerdings seine Auftritte. Aber auch danach war Pears noch aktiv an der Leitung des Aldeburgh Festival beteiligt, ehe er am 3. April 1986 starb. Bestattet wurde er neben Benjamin Britten, womit die beiden im Tod wieder vereint waren.

Bedeutende Zeugnisse ihrer Zusammenarbeit sind die gemeinsamen Schallplatten-Aufnahmen von Brittens Opern, aber auch zahlreichen Werken anderer Komponisten. Der Name von Peter Pears bleibt für immer mit jenem des Komponisten Benjamin Britten untrennbar verbunden.

Peter Sommeregger, 25. Juni 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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