Alexander Skrjabin im Jahr 1905 © de.wikipedia.org
von Peter Sommeregger
Nach dem frühen Tod seiner Mutter, einer Konzertpianistin, wuchs der am 6. Januar 1872 in Moskau geborene Alexander Skrjabin bei einer Tante auf, die ihn auch am Klavier unterrichtete. Nachdem er auf eigenen Wunsch die Kadettenschule besucht hatte, nahm er 1888 ein Studium am Moskauer Konservatorium in den Fächern Komposition und Klavier auf.
Nach sachlichen Auseinandersetzungen beschloss er, das Kompositionsstudium ohne Abschluss zu beenden. 1892 schloss er das Klavierstudium mit der so genannten kleinen Goldmedaille ab, sein Kommilitone Sergej Rachmaninow wurde mit der großen Goldmedaille ausgezeichnet.
Schon in seinen Jugendjahren hatte Skrjabin mit der Komposition von Klaviersonaten und Etüden begonnen, die noch stark an Liszt und Chopin orientiert waren. In den 1890er Jahren hatte er Konzertauftritte im Ausland, wobei er bald dazu überging, nur eigene Kompositionen zum Vortrag zu bringen.
1897 heiratete er die Konzertpianistin Wera Isaakowitsch, mit der er vier Kinder bekam, von denen aber nur zwei das Erwachsenenalter erreichten.
Von 1898 bis 1903 wirkte er am Moskauer Konservatorium als Professor für Klavier, musste aber auch noch andere Tätigkeiten übernehmen, um seine Familie ernähren zu können. Nachdem er Ende 1902 Tatjana de Schloezer kennengelernt hatte, die bald seine Geliebte wurde, trennte er sich 1905 von seiner Frau Wera, die ihm zunächst aber die Scheidung verweigerte. Aus der Verbindung mit Tatjana gingen drei Kinder hervor.
Neben den Klaviersonaten, deren spätere nur noch einsätzig waren, schrieb Skrjabin 1896/97 ein Klavierkonzert, das bis heute häufig aufgeführt wird, drei Symphonien und symphonische Werke, von denen „Prométhée. Le Poème du feu“ ein so genanntes Farbenklavier verlangt.
Damit sollte der gesamte Konzertsaal ausgeleuchtet werden, um die Umsetzung der Töne bzw. Tonarten in ein Farbenspektrum zu erreichen. Die Realisation dieses revolutionären Gedankens stieß aber auf Schwierigkeiten bei der technischen Ausführung.
Der Komponist beschäftigte sich ausführlich mit verschiedenen Philosophien, darunter jene Schopenhauers und Nietzsches, entwickelte aber auch eigene Ansätze. Insgesamt schwebte ihm wohl musikalisch wie philosophisch deutlich mehr vor, als er erreichen konnte. Sein Orchesterwerk „Mysterium“ konnte er nicht mehr vollenden.
In New York erlebte sein Promèthée mit Lichteffekten eine gut aufgenommene Aufführung. Nur wenige Tage danach starb Skrjabin aber im Alter von nur 43 Jahren am 27. April 1915 in Moskau an den Folgen einer Blutvergiftung. Nicht zuletzt wegen seines frühen Todes gilt der Komponist als Unvollendeter.
Bei aller stellenweisen Sprödigkeit erfreut sich sein Werk bei Pianisten großer Beliebtheit und erklingt regelmäßig in den internationalen Konzertsälen. Auch seine Orchesterwerke sind regelmäßig zu hören, von seinen Werken existieren auch zahlreiche Platteneinspielungen, zu seinem 100. Todestag erschien ein luxuriöses Album mit seinen sämtlichen Kompositionen.
Der Reiz seiner Kompositionen erschließt sich vielleicht nicht auf Anhieb, bei näherer Beschäftigung damit besteht allerdings Suchtgefahr.
Peter Sommeregger, 7. Januar 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Sommereggers Klassikwelt (c) erscheint jeden Mittwoch.
Der gebürtige Wiener Peter Sommeregger (Jahrgang 1946) besuchte das Humanistische Gymnasium. Er wuchs im 9. Gemeindebezirk auf, ganz in der Nähe von Franz Schuberts Geburtshaus. Schon vor der Einschulung verzauberte ihn an der Wiener Staatsoper Mozarts „Zauberflöte“ und Webers „Freischütz“ – die Oper wurde die Liebe seines Lebens. Mit 19 Jahren zog der gelernte Buchhändler nach München, auch dort wieder Oper, Konzert und wieder Oper. Peter kennt alle wichtigen Spielstätten wie die in Paris, Madrid, Verona, Wien und die New Yorker Met. Er hat alles singen und dirigieren gehört, was Rang und Namen hatte und hat – von Maria Callas und Herbert von Karajan bis zu Riccardo Muti und Anna Netrebko. Seit 26 Jahren lebt Peter in Berlin-Weißensee – in der deutschen Hauptstadt gibt es ja gleich drei Opernhäuser, die er auch kritisch rezensiert: u.a. für das Magazin ORPHEUS – Oper und mehr. Buchveröffentlichungen: „‘Wir Künstler sind andere Naturen’. Das Leben der Sächsischen Hofopernsängerin Margarethe Siems“ und „Die drei Leben der Jetty Treffz – der ersten Frau des Walzerkönigs“. Peter ist seit 2018 Autor bei klassik-begeistert.de.
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