Sommereggers Klassikwelt 279: Vilma von Voggenhuber war Berlins erste Isolde

Sommereggers Klassikwelt 279: Vilma von Voggenhuber  klassik-begeistert.de, 9. April 2025

Vilma von Voggenhuber/A. Ehrlich Sängerinnen 1895

 Nach langer Vorbereitungszeit konnte Richard Wagners Musikdrama „Tristan und Isolde“ endlich 1865 am Münchner Nationaltheater uraufgeführt werden. Es sollte noch elf weitere Jahre dauern, ehe es zur ersten Aufführung an der Berliner Hofoper kam, die schließlich
am 20. März 1876 stattfand.

von Peter Sommeregger

Hatten in den ersten Jahren die Ehepaare Schnorr von Carolsfeld, und danach Heinrich und Therese Vogl die Titelrollen gesungen, konnte Berlin den legendären Albert Niemann als Tristan, und Marianne Brandt als Brangäne aufbieten. Die Partie der Isolde übernahm die aus Budapest stammende Vilma von Voggenhuber.
Richard Wagner selbst hatte Gelegenheit, sie bei einigen Proben zu hören, und lobte ihre Leistung ausdrücklich. Er wollte sie daraufhin als Sieglinde für die ersten Bayreuther Festspiele engagieren, was die Sängerin zu ihrem Bedauern wegen einer Schwangerschaft ablehnen musste.

Vilma von Voggenhuber, am 17. Juli 1841 als Tochter eines wohlhabenden Kaufmannes in Budapest geboren, wurde bereits 1860 nach einer Gesangsausbildung an das Deutsche Theater in Pest engagiert, wo sie zunächst in Partien des Mezzosopran-Faches auftrat. Bereits nach kurzer Zeit wechselte die Sängerin aber in das Sopranfach.

Nachdem sie sich an ihrem Stammhaus ungerecht behandelt fühlte, versuchte sie, nach einem Gastspiel in Berlin engagiert zu werden, was ihr im ersten Anlauf nicht gelang. Hannover, Bremen und Köln waren weitere Stationen ihrer Laufbahn, ehe sie nach erfolgreichen Gastspielen an der Wiener Hofoper doch noch einen Ruf nach Berlin erhielt. Als einer der ersten Sopranistinnen des Hauses wurde sie in Opern von Gluck, Spontini, des italienischen Faches und auch in Opern Richard Wagners eingesetzt, so fiel ihr 1876 auch die Isolde zu.

Nach der Scheidung von ihrem ersten Ehemann, dem verarmten Adeligen Ferenc Kovacs von Hamva, im Jahr 1870, heiratete sie im darauffolgenden Jahr den Bassisten Franz Krolop, der wie sie an der Berliner Hofoper engagiert war. 1876 wurde Voggenhuber zur königlich-preußischen Kammersängerin ernannt.

Bereits zu Beginn der 1880er Jahre hatte die Sängerin zunehmend gesundheitliche Probleme, ab 1885 war sie schwer krank, und musste schließlich 1887 ihre Bühnenkarriere beenden, nachdem sie noch als Ortrud in Wagners „Lohengrin“ einen letzten großen Erfolg gefeiert hatte.

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Krolop_Franz.jpg

Vilma von Voggenhuber starb nur ein knappes Jahr später, am 11. Januar 1888 in Berlin, wo sie am Friedhof der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde ihre letzte Ruhe fand. Das Grab, das noch existiert, befindet sich aktuell leider in einem stark verwahrlosten Zustand.

„Sic transit gloria mundi“

Peter Sommeregger, 9. April 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Sommereggers Klassikwelt (c) erscheint jeden Mittwoch.

Der gebürtige Wiener Peter Sommeregger (Jahrgang 1946) besuchte das Humanistische Gymnasium. Er wuchs im 9. Gemeindebezirk auf, ganz in der Nähe von Franz Schuberts Geburtshaus. Schon vor der Einschulung verzauberte ihn an der Wiener Staatsoper Mozarts „Zauberflöte“ und Webers „Freischütz“ – die Oper wurde die Liebe seines Lebens. Mit 19 Jahren zog der gelernte Buchhändler nach München, auch dort wieder Oper, Konzert und wieder Oper. Peter kennt alle wichtigen Spielstätten wie die in Paris, Madrid, Verona, Wien und die New Yorker Met. Er hat alles singen und dirigieren gehört, was Rang und Namen hatte und hat – von Maria Callas und Herbert von Karajan bis zu Riccardo Muti und Anna Netrebko. Seit 26 Jahren lebt Peter in Berlin-Weißensee – in der deutschen Hauptstadt gibt es ja gleich drei Opernhäuser, die er auch kritisch rezensiert: u.a. für das Magazin ORPHEUS – Oper und mehr. Buchveröffentlichungen: „‘Wir Künstler sind andere Naturen’. Das Leben der Sächsischen Hofopernsängerin Margarethe Siems“ und „Die drei Leben der Jetty Treffz – der ersten Frau des Walzerkönigs“. Peter ist seit 2018 Autor bei klassik-begeistert.de.

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