Photographer: Anthony Altaffer (c) Anthony Altaffer
von Peter Sommeregger
Der am 14. Juni 1910 in Dresden geborene Rudolf Kempe absolvierte ein Musikstudium in seiner Heimatstadt. Ausgebildet als Oboist erhielt er seine erste Anstellung 1928 in Dortmund. Bereits 1929 wechselte er an das renommierte Gewandhausorchester in Leipzig, wo er bis 1936 als erster Oboist wirkte.
Während der Leipziger Jahre hatte er seine Ausbildung zum Dirigenten vorangetrieben, 1937, mit nur 27 Jahren übernahm er bereits eine Verpflichtung als Dirigent am Leipziger Opernhaus. Unmittelbar nach dem Krieg wirkte er von 1945 bis 1948 als Generalmusikdirektor in Chemnitz. 1949 wechselte er in gleicher Position in seine Heimatstadt Dresden, wo er 1951 auch die Leitung der Sächsischen Staatsoper übernahm.
Von 1952 bis 1954 wurde er als Nachfolger Georg Soltis Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper in München. In den folgenden Jahren stieg er zu einem der international gefragtesten und führenden Dirigenten auf. Von 1961 bis 1974 war er Chefdirigent des Royal Philharmonic Orchestra in London, beinahe zeitgleich damit auch von 1965 bis 1973 Chef des Tonhalle-Orchesters in Zürich, ab 1967 auch der Münchner Philharmoniker.

Von 1960 bis 1964 dirigierte er in Bayreuth den Ring des Nibelungen, weitere Verpflichtungen ging er in New York, Buenos Aires, Mailand, Wien und Salzburg ein. Hauptsächlich dem Repertoire der deutsch-österreichischen Klassiker galt seine Vorliebe, ein besonderer Spezialist war er für die Werke von Richard Strauss. Mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden spielte er sämtliche Tondichtungen des Meisters für die Schallplatte ein, Aufnahmen, die bis heute Referenzcharakter haben.
Rudolf Kempe war dreimal verheiratet. Seine zweite Ehefrau war die Sopranistin Elisabeth Lindermeier, seine dritte Ehefrau und Witwe war die Geigerin Cordula Oettinger.

Rudolf Kempe erlag unerwartet am 12. Mai 1976 in Zürich einem Leberleiden, er wurde nur 65 Jahre alt.
Beigesetzt wurde er am Bogenhausener Friedhof in München. Seine Witwe ließ seine Urne 2007 exhumieren und nach Stratford upon Avon überführen und dort erneut beisetzen, da sie ihren Wohnsitz nach England verlegt hatte.
Cordula Kempe engagierte sich intensiv um das Andenken ihres Ehemannes wach zu halten, gründete dafür die Rudolf Kempe Society, die bis zu ihrem Tod im Jahr 2024 bestand.
Auf Tonträgern hinterließ Rudolf Kempe ein reiches Erbe, auch seine Bayreuther Ring-Dirigate sind dokumentiert, und zählen zu den begehrten Dokumenten der Ära Wieland Wagners in Dresden. Seine Lohengrin-Einspielung mit den Wiener Philharmonikern ist bis heute die Referenzaufnahme des Werkes.
Peter Sommeregger, 6. Mai 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Sommereggers Klassikwelt (c) erscheint jeden Mittwoch.
Der gebürtige Wiener Peter Sommeregger (Jahrgang 1946) besuchte das Humanistische Gymnasium. Er wuchs im 9. Gemeindebezirk auf, ganz in der Nähe von Franz Schuberts Geburtshaus. Schon vor der Einschulung verzauberte ihn an der Wiener Staatsoper Mozarts „Zauberflöte“ und Webers „Freischütz“ – die Oper wurde die Liebe seines Lebens. Mit 19 Jahren zog der gelernte Buchhändler nach München, auch dort wieder Oper, Konzert und wieder Oper. Peter kennt alle wichtigen Spielstätten wie die in Paris, Madrid, Verona, Wien und die New Yorker Met. Er hat alles singen und dirigieren gehört, was Rang und Namen hatte und hat – von Maria Callas und Herbert von Karajan bis zu Riccardo Muti und Anna Netrebko. Seit 26 Jahren lebt Peter in Berlin-Weißensee – in der deutschen Hauptstadt gibt es ja gleich drei Opernhäuser, die er auch kritisch rezensiert: u.a. für das Magazin ORPHEUS – Oper und mehr. Buchveröffentlichungen: „‘Wir Künstler sind andere Naturen’. Das Leben der Sächsischen Hofopernsängerin Margarethe Siems“ und „Die drei Leben der Jetty Treffz – der ersten Frau des Walzerkönigs“. Peter ist seit 2018 Autor bei klassik-begeistert.de.
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