von Peter Sommeregger
Stadttheater Duisburg, 13. April 1929: Die Oper „Maschinist Hopkins“ des österreichischen Komponisten Max Brand schlägt bei ihrer Uraufführung wie eine Bombe ein. In der Folge erlebt das Werk an 37 Bühnen über 200 Aufführungen.
Der 1896 im galizischen Lemberg geborene Max Brand hatte Anfang der 1920er Jahre erst in Wien, später in Berlin bei Franz Schreker studiert, dessen Kompositionsstil Brand nachhaltig beeinflusste, wobei er aber auch von Arnold Schönbergs Zwölftonmusik Elemente in seine Kompositionen einfließen ließ.
Nach zwei Balletten war die Oper „Maschinist Hopkins“, deren Libretto der Komponist selbst verfasst hatte, sein größter Erfolg. Eine weitere Oper, „Requiem“ sollte 1933 an der Berliner Staatsoper ihre Uraufführung erleben, was von den neuen Machthabern aber verhindert wurde.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten erlebte Brands hoffnungsvolle Karriere ein jähes Ende. Bis 1938 lebte Brand in Wien, nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich floh der jüdische Komponist über Prag und die Schweiz nach Brasilien. Dort arbeitete er vorübergehend mit dem Komponisten Heitor Villa-Lobos zusammen, ehe er 1940 in die USA übersiedelte. Auch dort konnte er zunächst Erfolge feiern, so wurde 1944 sein szenisches Oratorium „The Gate“ an der New Yorker Metropolitan Opera aufgeführt. Brand beschäftigte sich zunehmend mit elektronischer Musik, für die er sich ein Tonstudio in seiner Wohnung einrichten ließ.
Schließlich kehrt Brand 1975 wieder nach Österreich zurück, und lässt sich in Langenzersdorf bei Wien nieder. Als er am am 5. April 198o stirbt, ist er in seiner Heimat ein weitgehend unbekannter Musiker. Er erhält ein Ehrengrab im Urnenhain der Feuerhalle Simmering.
Es dauerte bis zum Jahr 1984, ehe „Maschinist Hopkins“ am Theater Bielefeld wieder aufgeführt wurde. Stilistisch ist die Oper eindeutig der neuen Sachlichkeit zuzuordnen, Brand verwendete aber auch populäre Tänze der Zeit und Jazz in seiner Partitur, sogar die Maschinen haben Stimmen und singen.
Das höchst originelle Werk erlebte 2001 eine konzertante Aufführung in London, die man in einem YouTube-Video sehen und hören kann. Der ORF spielte das Werk in prominenter Besetzung komplett für eine CD-Produktion ein. Leider konnte sich die Oper bis heute nicht mehr im Repertoire etablieren, dabei ist sie höchst originell und musikalisch reizvoll.
Max Brand und sein Werk zählen so zu den zahllosen Künstlern, deren Karrieren von den Machthabern des Dritten Reiches zerstört wurden.
Peter Sommeregger, 1. Juli 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik.begeistert.at
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