Das wird wunderbar: Die Wiener Staatsoper präsentiert die Spielzeit 2025/2026

Spielzeit 2025/2026  Wiener Staatsoper, 13. April 2025

Bogdan Roščić, Wiener Staatsoper © M. Pöhn

Die Spielzeit 2025/2026 bringt uns Klassikbegeisterten fünf Opernpremieren, zwei Balletpremieren und eine Ballettgala. Gemeinsam mit den acht Wiederaufnahmen werden insgesamt mehr als fünfzig Opern auf die Bühne kommen. Es dürfte nicht viele Opernhäuser geben, die ihr Publikum mit einer so gewaltigen Auswahl verwöhnen.

Präsentation der Spielzeit 2025/2026
Moderation: Bogdan Roščić

Wiener Staatsoper, 13. April 2025, 11h

von Dr. Rudi Frühwirth

Die Matinee begann höchst schwungvoll mit der Ouverture zur Verkauften Braut von Bedřich Smetana, einem Paradestück eines jeden Opernorchesters. Das Orchester der Wiener Staatsoper, geleitet von Patrick Lange, machte so richtig Lust auf die Premiere, die am 28. September 2025 über die Bühne gehen wird.
Im Gespräch mit dem Direktor fasste Regisseur Dirk Schmeding die Handlung kurz so zusammen: Wie ein böhmisches Dorf kollektiv den Verstand verliert. Die komödiantische Seite der Oper wird also sicher nicht zu kurz kommen. Der Regisseur und der Dirigent Tomáš Hanus haben bewusst eine neue deutsche Textfassung gewählt, um den Witz und den Humor des Librettos auch richtig zur Geltung kommen zu lassen.

Am 7. September 2025 veranstaltet die Staatsoper zur Eröffnung der Saison ein Opern Air (sic!) im nahen Burggarten. Bertrand de Billy wird dirigieren, unter anderem werden uns Elīna Garanča, Sonya Yoncheva, Benjamin Bernheim und Jonas Kaufmann mit Opernausschnitten beglücken.

Benjamin Bernheim war es auch, der die erste Gesangseinlage des Vormittags zum Besten gab: die Arie Quando le sere al placido aus Giuseppe Verdis Luisa Miller. Er wurde mit stürmischem Applaus belohnt. In der Premiere am 18. Jänner 2026 wird Freddie De Tommaso den Rodolfo singen. Dies wird der Auftakt zu einem Verdi-Schwerpunkt in den kommenden Jahren sein.

Vor Verdi  kommt im Premierenreigen noch Ludwig van Beethoven mit Fidelio zum Zug, nämlich am 30. November 2025. Franz Welser-Möst wird dirigieren, Nikolaus Habjan ist der Regisseur. Er ist für seine Arbeit mit Puppen bekannt geworden. Dem Gespräch Habjans mit dem Direktor war zu entnehmen, dass auch im Fidelio seine Puppen zum Einsatz kommen  werden. Wir dürfen also gespannt sein. In einer Einblendung erklärte Welser-Möst, dass das Werk eigentlich keine traditionelle Oper sei; die Hauptaufgabe der Figuren sei es, Typen darzustellen und Ideen zu transportieren, vor allem natürlich die Idee der Freiheit. Einen Vorgeschmack auf die musikalische Seite des Werks gaben uns Malin Byström, Ilia Staple, Günther Groissböck und Daniel Jenz, mit dem herrlichen Quartett Mir ist so wunderbar aus dem ersten Akt, neben dem Quintett aus den Meistersingern und dem Terzett aus dem Rosenkavalier wohl eines der ergreifendsten Ensembles der Opernliteratur.

© Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Nachdem der Applaus verklungen war, bat Roščić die designierte neue Ballettdirektorin Alessandra Ferri auf die Bühne. Es ist ihr erklärtes Ziel, das Staatsballett zu einer der besten klassischen Ballettkompagnien zu machen. In der kommenden Saison warten zwei Premieren auf uns: Kallirhoe mit Musik von Aram Chatschaturjan, choreografiert von Alexei Ratmansky, sowie Visionary Dances, das drei Ballette vereint: Heatscape (Bohuslav Martinů/Justin Peck), Yugen (Leonard Bernstein/Wayne McGregor) und In the upper room (Philip Glass/Twyla Tharp).

Um die Ballettfans im Publikum nicht zu kurz kommen zu lassen, war ein Pas de deux aus dem Ballett Die Fledermaus zu sehen, mit Musik von Johann Strauss Sohn, Choreografie von Roland Petit. Es tanzten Olga Esina und Timoor Afshaar. Die Fledermaus wird am  18. November 2025 wiederaufgenommen, ebenso wie Jewels im Jänner und Manon im  Mai des kommenden Jahres. Die Ballettsaison in der Staatsoper beginnt mit Giselle am 18. September 2025 und endet mit der großen Ballettgala am 29. Juni 2026, gewidmet dem britischen Choreografen Sir Frederick Ashton.

Weiter ging es mit Mozarts Oper La clemenza di Tito. Die Premiere am 22. Februar 2026 wird Pablo Heras-Casado dirigieren, Jan Lauwers wird inszenieren. Das Libretto gilt als problematisch; Direktor Roščić ließ sich zu dem boshaften Bonmot hinreißen, Pietro Metastasio sei weltweit der Mensch, dem wir die meisten Schnarchstunden in der Oper verdanken! Der Dirigent mochte dem nicht ganz folgen; die Oper sei sicher kein Rückschritt zur überwundenen opera seria, und Mozarts Musik lasse alle Bedenken gegen den Text vergessen.

Als Vorschau auf das umfangreiche Repertoire der nächsten Spielzeit folgte ein kleines Wunschkonzert mit populären Opernausschnitten. Clay Hilley, der Tannhäuser der letzten Premiere der laufenden Saison, sang die Winterstürme aus dem ersten Akt der Walküre; Aigul Akhmetshina begeisterte mit der Arie Nacqui all’affanno aus Rossinis Cenerentola; der Staatsopernchor bewies seine große Klasse mit dem Chor der gefangenen Hebräer aus Verdis Nabucco: Va’, pensiero.

Die Wiederaufnahmen umfassen wichtige Opern von Mozart bis Ligeti. In chronologischer Reihenfolge im Spielplan: Pélleas et Mélisande, Lucia di Lammermoor, Věc Makropoulos, Idomeneo, Le Grand Macabre, Wozzeck, Der fliegende Holländer und schließlich Alexander Raskatovs sensationelle Vertonung von Orwells Animal Farm.

Die letzte Opernpremiere des kommenden Saison am 3. Mail 2026 bringt ein Werk in die Staatsoper, das dort noch nie erklungen ist: Les pêcheurs de perles von Georges Bizet.  Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Daniele Rustioni, inszeniereren wird Ersan Mondtag, der auch das Bühnbild und die Kostüme entwerfen wird. Einen Einblick in Bizets Musik gaben uns Florian Sempey und Cyrille Dubois mit dem Duett Au fond du temple saint. 

Direktor Roščić vergaß auch nicht, die neue Spielstätte der Staatsoper zu erwähnen, das NEST im Künstlerhaus gleich neben dem Musikverein. Eine Vorschau über das kommende Programm wird am 26. Mai präsentiert werden.

 Selbstverständlich fehlt auch die Wienerischste aller Opern, Der Rosenkavalier, nicht im Repertoire. Zum Ausklang der Matinee bezauberten uns Camilla Nylund, Slávka Zámečníková und Patricia Nolz mit dem berückenden Terzett aus dem dritten Akt. Herzlicher Applaus dankte dem Direktor und allen Mitwirkenden.

Die Matinee kann im Streaming der Staatsoper und in ihrem YouTube-Kanal nachgesehen werden: https://www.youtube.com/watch?v=k4Rzfzj17wU&t=4s.

Dr. Rudi Frühwirth, 14. April 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Vincenzo Bellini, Norma Wiener Staatsoper, 22. Februar 2025 (Premiere)

Giuseppe Verdi, Don Carlo Wiener Staatsoper, 26. September 2024 PREMIERE

2. Aufführung: Così fan tutte, Wolfgang Amadeus Mozart & Lorenzo Da Ponte Wiener Staatsoper, 16. Juni 2024 (Premiere)

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert