Foto: Symphonischer Chor Hamburg (c)
Laeiszhalle Hamburg, Großer Saal, 6. April 2019
Johann Sebastian Bach (1685 – 1750): Johannespassion
Symphonischer Chor Hamburg
Flensburger Bach-Ensemble
Leitung: Matthias Janz
Hyunsun Park – Sopran
Fiorella Hincapie – Alt
Markus Schäfer – Tenor
Florian Sievers – Tenor
Thomas Laske – Bariton
Sönke Tams Freier – Bass
von Teresa Grodzinska
Das Wort “Passion” kann man als “Leidenschaft” oder als “Leiden” verstehen. Im Falle der Johannespassion ist es beides. Der alte Meister mischt mit Leidenschaft so vieles in diesem Stück.
Ich habe versucht mich in das Jahr 1749 hineinzuversetzen: am Karfreitag wurde diese überarbeitete Fassung zum ersten und zum letzten Mal in Anwesenheit von Bach aufgeführt. Ein Jahr später war er tot.
Das Publikum wusste wohl nichts von den Querelen des Komponisten mit der klerikalen Obrigkeit, die zur dritten Fassung führten. Bach ruhte in einer der vorderen Kirchenbänke, hörte zwei Stunden lang dieses Werk, dass einige Facetten seines Schaffens präsentiert: von filigranen Rezitativen über mächtige Choräle bis zu lieblichen Reigen über den Tod und das Leben danach.
Die jedes Jahr wiederkehrende Erzählung vom Leiden Christi fand einen soliden musikalischen Rahmen. Vor allem der Symphonische Chor Hamburg schenkte dem Publikum eine äußerst präzise wie einfühlsame Darbietung. Mal Knechte, mal feige Pharisäer, dann wieder das Gewissen der anwesenden Zuhörer – der Symphonische Chor Hamburg überzeugte und bezauberte zugleich unter dem gefühlvollen, unaufdringlichen Dirigat von Matthias Janz.
Wie weit entfernt sind auf einmal all unsere täglichen Probleme, wie frei der Kopf nach dem Konzert. Draußen: nächtliches Hamburg. Stilles, warmes Wetter. Die Bäume bekommen ihre erste Knospen.
Frohe Ostern uns allen.
Teresa Grodzinska, 7. April 2019,
für klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at