Foto: © Kiran West
Klassik-begeistert-Autor Ralf Wegner besucht das Hamburg Ballett seit 1973, als John Neumeier die künstlerische Leitung der Compagnie übernahm. Er sagt:
„John Neumeier hat bei meiner Frau und mir das Ruder völlig herumgeworfen. Mit einem Mal traten Menschen und nicht, überspitzt gesagt, tanzende Puppen auf die Bühne. Tanz drückte mit einem Mal seelische Zustände aus, wie große Arien von Mozart oder Verdi.“
von Ralf Wegner
Meine Frau und ich gehen mittlerweile in anderen Städten häufiger ins Ballett als in die Oper. Warum ist das so? Die Ballett-Truppen unterscheiden sich voneinander, es gibt noch richtige Ensembles. An den großen Opernhäusern singen dagegen überall dieselben Protagonisten dieselben Rollen; irgendwann auch in der eigenen Stadt. Wenn wenigstens die Inszenierungen sehenswert wären. Bei der Oper ist das immer weniger der Fall. Heute steht bei einer neuen Inszenierung regelhaft eine Idee eines Bühnenkünstlers im Vordergrund. Die Musik dient mehr als Mittel zum Zweck. Subtile Interpretationen, die auch noch hinterher zum Nachdenken anregen, sind eher selten. Selbst ein guter inszenatorischer Einfall hat beim zweiten oder dritten Sehen an Überzeugungskraft verloren und stellt oft nur noch Ballast für das Stück dar. Beim Ballett ist das anders. Die Inszenierung ordnet sich immer noch dem Tanz unter und unterstützt diesen, wie bei den Balletten John Neumeiers. „John Neumeier und das Hamburg Ballett“ weiterlesen