Leserinnen und Leser von klassik-begeistert äußern Ihr blankes Entsetzen zur „Tierquälerei“ im ethischen Sinne in einem der bedeutendsten Opernhäuser der Welt, mitten in der 3,7-Millionen-Einwohner-Metropole Berlin, Unter den Linden.
Der renommierte Opernkritiker Dr. Klaus Billand schreibt: „Da sich die Tiere nach dem Rheingold in der Walküre kaum noch bewegten, sondern wie erschöpft flach am Boden lagen, dachte ich, es seien nun Attrappen. Aber es waren immer noch lebende Kaninchen!“
Die Tierschutzorganisation PETA will die Kaninchen in der Berliner Staatsoper von ihrem Leid befreien…
Foto: © Monika Rittershaus, offizielles Pressefoto (!!!) der Staatsoper Unter den Linden, Berlin
von Andreas Schmidt
Die renommierte und größte deutsche Tierschutzorganisation PETA Deutschland – People for the Ethical Treatment of Animals – will dafür kämpfen, dass die Kaninchen, die in den ersten zwei Teilen von Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“ in Metallkäfigen unter gleißendem Licht dem Publikum in der Staatsoper Unter den Linden, Berlin, präsentiert werden, nicht mehr auf die Bühne müssen. Denn es stehen noch zwei weitere Staffeln des RINGs an! In „Das Rheingold“ und „Die Walküre“ müssen sich die Tiere für je eine halbe Stunde dem Licht und der oft sehr lauten Musik aussetzen. Dies hatte klassik-begeistert-Autorin Kirsten Liese, eine renommierte deutsche Kulturjournalistin aus Berlin, zu Recht moniert.
klassik-begeistert.de empfiehlt: Schauen Sie sich bitte unbedingt die Homepage von PETA Deutschland an. PETAs Aussagen sind klar, logisch wie ethisch wertvoll. Wer in die Welt von PETA eintaucht, wird Misshandlungen an Tieren fortan anders beurteilen.
Dort heißt es unter anderem:
„Kein Lebewesen hat es verdient, misshandelt zu werden – ganz gleich, über welche Fähigkeiten es verfügt. Wir wissen alle, dass es falsch ist, Kinder oder behinderte Menschen zu quälen, nur weil sie nicht über die gleichen Fähigkeiten wie Erwachsene verfügen. In gleicher Weise haben alle Lebewesen dieser Erde ein Recht auf Freiheit und Respekt – nicht etwa, weil sie über Fähigkeiten verfügen, die wir bewundern, sondern einfach, weil sie Lebewesen sind. Wir alle haben die gleichen evolutionären Wurzeln, wir alle leben auf der gleichen Erde, und wir alle unterliegen den gleichen Naturgesetzen. Wir sind alle eins.“
Leserinnen und Leser von klassik-begeistert.de beziehen eindeutig Stellung gegen die fragwürdige Tierpräsentationspraxis in einem bislang renommierten Opernhaus mitten in Europa.
Wir bringen Auszüge:
Ich bin übrigens mit Ihrem Kommentar zu den Kaninchen auf der Bühne bei viel zu hellem Licht für die Art und zudem noch blendenden Spiegel und sicher große Wärme sowie die laute Musik sehr einverstanden. Da sich die Tiere nach dem Rheingold in der Walküre kaum noch bewegten, sondern wie erschöpft flach am Boden lagen, dachte ich, es seien nun Attrappen. Aber es waren immer noch lebende Kaninchen! Das sollte im 2. und 3. Zyklus unbedingt verhindert werden. Der Tierschutzverein sollte umgehend verständigt werden. Dabei ergeben die Kaninchen gar keinen dramaturgischen Sinn. Denn an ihnen kann man nicht menschliche Verhaltensweisen testen, deren Analyse die Produktion ohnehin unsinnigerweise durch Experimente vorgibt. Oder will man etwa aus dem Verhalten eines Kaninchens, selbst nach Verabreichung einer medizinischen Substanz, ableiten, dass es sich dann ähnlich wie ein Mensch verhält?! Man hätte die Tiere also gleich in ihrer regelmäßig lichtgeschützten Unterkunft belassen können. Oder sich bei Hans Neuenfels mit seinem Lohengrin in Bayreuth umsehen können. Der hat die – also gar nicht neue – Idee mit dem Versuchslabor und seinen Ratten (in Form von Statisten) bestechend schlüssig umgesetzt – ein Könner des Regietheaters eben…
Dr. Klaus Billand, Opernkritiker, Wien
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Furchtbare Effekthascherei mit Tieren!
Perfide ist, dass man sich wahrscheinlich für Kaninchen entschieden hat, weil sie keinen Laut von sich geben können. Bei Vögeln oder Katzen wäre das anders gewesen.
Auch die Ästhetisierung von Tierversuchen bzw. eines Tierlabors braucht es nicht in Zeiten, in denen sich immer mehr Menschen für tierversuchsfreie Produkte entscheiden.
Wie kommt man auf die Idee, Lebewesen, die nicht nach ihrem Willen gefragt werden können, als Effekt für ein Bühnenbild einzusetzen?
Viele Zirkusse verzichten auf ihre lebenden Tiere oder sehen sich, zu Recht!, einer großen Kritik ausgesetzt.
Warum sollte dieses Bühnenbild ohne lebende Kaninchen weniger bedrückend sein?!
Luise Schönherr, Frankfurt a. M. / Hamburg
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Unmöglich, verstehe ich nicht!!
Friederike Kramer per Facebook
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Ich fasse es ja nicht.
Da kommt erst ein Opernhaus auf die Idee, die armen Tiere auf der Bühne zu quälen (was muss das denn für ein Stress sein, dem die Tiere bei krachend lautem Orchester, bei Bühnenlicht, Sängern, Hektik und Vorbereitung zur Darbietung ausgesetzt sind?) und dann, wenn Rezensenten dies zurecht anprangern, wird mit juristischen Fachtermini um sich geworfen, als würde man eine Verleumdungskampagne durchführen. Das ist also Kunst, Tiere auf der Bühne mit solchen Eindrücken zu überfluten? Sie purem Stress und womöglich sogar Lebensangst auszusetzen, ohne ihnen eine Fluchtmöglichkeit zu geben? Wo soll das enden? Hätte Frau Dietrich also auch die Perversitäten von Hermann Nitsch – das live Schlachten und Ausnehmen von Tieren, Kreuzigungsspiele auf Gedärmen, Geschlechtsakte in Kadavern beim „Orgien-Mysterien-Theater“ – Zeit seines Lebens als Kunst durchgehen lassen?
Wegen genau solcher Eskapaden wurden vor 100 Jahren Diskurse über Ästhetik und über „guten Geschmack“ geführt. Heutzutage verbietet sich das ja als rein subjektiver Diskurs von selbst, aber manchmal würde ich mir schon wünschen, dass einige Personen sich wieder mehr an dem orientieren würden, was weder Schaden noch Leid noch Unrecht anrichtet. Der Begriff „Kunst“ kann und darf doch kein Freifahrtschein sein.
Daniel Janz, Köln
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Sehr geehrter Herr Schmidt,
vielen Dank, dass Sie und Frau Liese auf die „Verwendung“ von lebenden Kaninchen in dieser merkwürdigen Inszenierung hinweisen. Mich befremdet so etwas auch.
Die Reaktion von Frau Dietrich ebenfalls. Zum Glück habe ich keine Karten für den Staatsopern-Ring, der mir visuell sehr überfrachtet erscheint und vom herrlichen Orchesterklang ablenkt (ich bevorzuge da den Kupfer-Ring aus Bayreuth aus der „Konserve“. Wunderbar!).
Mir ist es ein Anliegen, Ihnen und Frau Liese beizupflichten, dass Sie nicht die einzigen sind, die sich an den lebenden Kaninchen stören. Im Regietheater gibt es ja einige Beispiele für abstoßende Inszenierungen, wie die Tannhäuser-Inszenierung des Mannheimers Kosminski (ich mache seit über zehn Jahren Gedenkarbeit und durfte den Auschwitzüberlebenden Heinz Hesdörffer sel. A. drei Jahre lang zu Zeitzeugengesprächen an Schulen begleiten), die mich entsetzt hat, ohne sie gesehen haben zu müssen.
Danke, dass Sie beide auch für Tiere und ihr Wohlbefinden eintreten.
Susanne Reber, Mannheim
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Das ist ja wirklich ohne Worte! Ich habe Ihren Artikel an eine Tierschutz-Freundin weitergeleitet. Bin gespannt, ob sich der Intendant auch noch mal herablässt, zu antworten…
Susanne, Hamburg
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Seit Jahrtausenden werden Tiere zur Belustigung von Menschen gequält, getötet, ganze Spezies ausgerottet. Das hat leider lange blutige Tradition. Scheinbar unblutig geht es in den heutigen Zirkusarenen oder auf den Theaterbühnen zu, aber auch dort eröffnen Blicke hinter die Kulissen oft entsetzliche Zustände.
Kurzum: Niemand fragt die Tiere, ob sie Lust dazu haben, bei irgendwelchen Veranstaltungen mitzuwirken und immer wieder Bedingungen ausgesetzt werden, die ihnen unangenehm oder schmerzhaft für sie sind.
Leider allzu selten geschieht es, dass ein Tier seinen Unmut äußern kann. Ich erinnere mich an ein Theaterstück in der Berliner „Volksbühne“, die in den 90er-Jahren geradezu mein kulturelles Wohnzimmer war. Es muss 1995 gewesen sein; in einem der vielen experimentellen Stücke, die mitunter die Publikumsprovokationen der 60er- und 70er-Jahre auf irgendeiner Meta-Ebene rezipierten, musste auch ein Dackel auf die Bühne. Das Tier hatte überhaupt keine Lust, an der Leine bald hierhin, bald dorthin gezerrt zu werden und biss den Protagonisten ins Bein.
Applaus für den ehrlichen Hund. Der Schauspieler erkannte die Situation und meinte ungefähr, hier hätte Theater seine Grenzen. Also: Dackel von der Bühne und ohne das zu Recht genervte Tier improvisiert. Die nächsten Aufführungen wurden meiner Kenntnis nach anders gestaltet.
Fazit: Wenn man ein Tier schon nicht fragen kann, ob es bei irgendwas teilnehmen will, sollte man sich vielleicht einfach mal in es hineinversetzen.
Dr. Andreas Ströbl, Lübeck
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Ich finde es unerträglich, dass sich lebende Tiere auf der Bühne befinden. Es ist für Tiere viel zu laut auf der Bühne. Zum ersten Mal bin ich mit Kirsten Liese vollkommen einer Meinung. Was soll der Schmarrn?
Angelika Rapp per Facebook
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Ist es eine Assoziation, wenn ich Käfige mit Kaninchen fülle und sie Lärm, Stress und Licht aussetze? Für mich ist das Tierquälerei und hat nichts mit einem kreativen Regiekonzept zu tun, was mich als Zuschauer bereichert und meine eigene Fantasie anfeuert. Leider liegt auch der Gedanke nahe, dass man die Kaninchen als Effekt missbraucht, um Gesprächsstoff für die Inszenierung zu haben.
Braucht es für das depressive Setting lebende Kaninchen bzw. grundsätzlich lebende Tiere auf der Bühne? Oder hätten die Käfige alleine nicht auch ihre volle Wirkung auf der Bühne erzielt?
Luise Schönherr, Frankfurt a. M., Hamburg
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Ich möchte allen mitfühlenden Leserinnen und Lesern danken, die hier ihre Empathie für die Tiere zum Ausdruck bringen, insbesondere auch Ihnen, lieber Herausgeber Schmidt und Daniel Janz, da sich das Mitgefühl unter Journalisten aktuell leider sehr in Grenzen hält. Um ehrlich zu sein, erschreckt mich die Abgestumpftheit und Ignoranz zahlreicher Kollegen in den Feuilletons, die – wenn sie auf die armen Kreaturen überhaupt eingehen – wie über nebensächliche Requisiten berichten. Gerade von Leuten, die sich mit Musik und Kunst beschäftigen, hätte ich mehr Sensitivität erwartet.
Wie schrieb die Schriftstellerin Luise Rinser doch richtig: „Es die Anonymität unserer Tieropfer, die uns taub macht für ihre Schreie.“
Kirsten Liese
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Diesen Kommentaren ist nichts hinzuzufügen.
Andreas Schmidt, 6. Oktober 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
„Tierquälerei“ in der Staatsoper Unter den Linden, klassik-begeistert.de, 5. Oktober 2022
Da kann man nur noch wütend werden bei dem, was die Staatsoper sich leistet.
Natürlich bewegen sich die Kaninchen nicht mehr. Sie sind starr vor Angst. Daher ja auch die Redewendung wie das Kaninchen vor der Schlange.
Die Hitzeentwicklung der Hauptscheinwerfer kann für die Tiere lebensbedrohlich werden. Sie könnten an Überhitzung sterben, da sie nicht schwitzen können. Die Temperatur auf einer voll ausgeleuchtet Bühne übersteigt schnell 25 Grad.
Luise Schönherr
Ja, einige Kaninchen lagen im Rheingold schon völlig reglos am Boden, aber ich habe auch beobachtet, dass einige aufgescheucht hin- und herrannten und ein Tier (sah aber mehr nach einem Frettchen aus?) verzweifelt versuchte, seinem Martyrium zu entkommen, indem es sich an den Gitterstäben hochhangelte. Nur leider gab es kein Entkommen. Pervers. Und furchtbar mitzuerleben.
Kirsten Liese
Liebe Kirsten Liese,
ist doch Ehrensache.
Ich bin grundsätzlich für die Freiheit der Kunst, aber wie sagt man so schön: Die eigene Freiheit endet dort, wo die des anderen beginnt. Und dieses Recht steht meiner Meinung nach Tieren genauso zu, wie uns Menschen. Niemand von uns würde doch auf die Idee kommen, andere Menschen mutwillig körperlich oder psychisch zu foltern. Ich behaupte mal – so sadistisch sind nur psychisch Kranke und Psychopathen. Und Menschen können sich meistens noch dagegen wehren, bei Tieren – besonders kleinen Tieren, wie den hier gequälten Kaninchen – sieht das oft noch einmal ganz anders aus.
Und wir wollen nicht vergessen, welch teilweise bestialischen Bedingungen in der Tierhaltung heutzutage existieren. Wieso man das auch noch auf der Bühne reproduzieren und als „Kunst“ verkaufen muss, erschließt sich mir überhaupt nicht. Wer also trotz alledem Tiere solchen Qualen aussetzt, obwohl (oder vielleicht sogar weil) sie sich nicht wehren können, zeigt meiner Meinung nach einfach nur einen Mangel an Empathie und eine völlige Ignoranz am Wohl der Tiere, wenn nicht sogar ein ausgeprägtes Maß an Sadismus. Aber genau das sollte sich insbesondere im Bereich der Kunst doch von selbst verbieten!
Daniel Janz
Wer die Biografie Richard Wagners kennt, kann sich sicher sein, dass er selbst gegen ein solches Regiekonzept wäre. Er war ein sehr großer Naturliebhaber, und die Tierquälerei hat ihn immer erregt. Er ärgerte sich sogar bei dem Anblick der verhungerten Kühen auf einer Weide in den Schweizer Alpen, als er im Juli 1852 den Gleisgletscher bestieg. Der ihn begleitende Grimselknecht verspottete den Komponisten. Für Kaninchen und Hasen hatte Wagner eine große Vorliebe. Er hätte nie akzeptiert, dass diese Tiere leiden, umso mehr, dass es während der Aufführung seiner Oper geschieht!
Jolanta Łada-Zielke
Durch Zufall bin ich gerade auf die Debatte um „Tierversuche“ beim Berliner Ring aufmerksam geworden. Die Einschätzungen von Frau Liese, Herrn Billand und weiteren Kommentierenden (hier steckt das Wort Tier nur unfreiwillig drin), von denen etliche offenbar gar nicht in den Aufführungen waren, sind schlicht Unfug. Der Intendant hat sich ausführlich geäußert, es wurde von Anfang an eine spezialisierte Agentur mit dem Ganzen beauftragt und auch PETA eingebunden. Auch bei Frank Castorf gibt es mal Gänse und Hühner auf der Bühne, in zahllosen Filmen ’spielen‘ Tiere eine Rolle. Ich persönlich brauche die Kaninchen bei Rheingold und Walküre zwar nicht auf der Bühne, aber sie passen eben ins Konzept der Inszenierung. Mit freundlichen Grüßen! Jörn Florian Fuchs
Stellen Sie sich vor, Fuchs (Sie scheinen ja „Journalist“ sein zu wollen, einer der oberflächlisten wohl in diesem Lande), ich wäre Regisseur, und SIE – SIE persönlich – passten „eben“ in mein „Konzept der Inszenierung“: Nackt, in eine Kältekammer, Metallgitter, dem Lärm einer Hard Rock Band wie Metallica ausgesetzt.
Ihre Mail zeugt von Herzlosigkeit, Dummheit und purer Arroganz: Jooooo, bei Castorf gab es mal Gänse und Hühner, weiß ein Fuchs.
Sie sind ein super kritischer Journalist: Vertrauen einer „spezialisierten Agentur“, beauftragt ! vom Intendanten!
Und Sie haben mit Verlaub keinen blassen Schimmer, seit wann PETA „eingebunden“ ist.
Tiere „spielen“ keine Rolle, Fuchs, wenn sie platt auf dem Boden liegen, wie einer der bedeutendsten deutschen Opernkritiker in der Lindenoper bei der WALKÜRE beobachtete.
Big shame on you, Jörn Florian Fuchs. Sie haben Ihren Beruf verfehlt.
Was SIE schreiben ist tumber Unfug.
Andreas Schmidt, Herausgeber
Vielen Dank! Sie sind wunderbar sachlich, höflich und werden gar nicht persönlich! Ihr Forum und Ihre bedeutenden MitarbeiterInnen haben die Wahrheit gepachtet. Ich entschuldige mich vielmals, dass ich Sie belästigt habe und lasse Sie gerne künftig in Ruhe! Herzliche Grüße und beste Wünsche für Ihr professionelles, nein allerbestes Forum im ganzen Netz! Ich ziehe mich wieder u.a. ins Deutschlandradio zurück.
Jörn Florian Fuchs
Wer hat Ihnen erlaubt, Fuchs, fürs Deutschlandradio zu berichten? Wer Ihren ersten Kommentar liest,
zeigt welch unkritischen Geistes Kind Sie sind.
Andreas Schmidt, Herausgeber.
Herr Fuchs ist ein geschätzter Kollege, dem ich gern im DLF zuhöre. Er hat pointiert seine Meinung geäußert, wie es viele Menschen, zumal in diesem Blog, gern tun.
Diese Meinung deckt sich nicht mit der Mehrheitsmeinung; auch und gerade deshalb sollte auch sie gehört und zur Kenntnis genommen werden.
Bei aller Wichtigkeit dieser Diskussion, und davon völlig unabhängig: Manchmal wünschte ich mir dieselbe Vehemenz, wenn es um Menschen und deren Rechte geht.
Ad-hominem-Angriffe haben noch nie eine Debatte bereichert, geschweige denn deren Niveau angehoben.
Brian Cooper
Aus Ihren Zeilen spricht eine Abgestumpftheit und Empathielosigkeit gegenüber nicht-menschlichen Wesen, die erschreckt. Von einem Journalisten würde ich mir erwarten, sich nicht zum Hofberichterstatter einer Institution zu machen, sondern Dinge kritisch zu hinterfragen. Insbesondere von jemandem, der sich mit Hochkultur beschäftigt, wünsche ich mir mehr Sensibilität.
Davon abgesehen lässt sich Unrecht nicht mit anderem Unrecht rechtfertigen. Ja, Tcherniakov ist nicht der einzige Regisseur, der sich an Tieren vergeht, aber das rechtfertigt sein Vorgehen nicht, sollte eher an grundsätzliche Fragen zum besseren Tierschutz rühren.
Inzwischen hat PETA zum Glück erwirkt, dass die Meerschweinchen von der Bühne dürfen und die Kaninchen reduziert werden, das zeigt den Handlungsbedarf! Aber es ist nur ein erster Schritt, warum nun 20 von 30 Kaninchen den Käfigen entkommen dürfen und die restlichen nicht, versteht vermutlich kein Mensch.
Ob nun diese Käfige mit Versuchskaninchen für das angebliche „Regie-Konzept“ vonnöten seien, sei einmal dahin gestellt. Auf alle Fälle gibt es andere Möglichkeiten wie Attrappen oder Animationen, um das darzustellen, so dass keine echten Tiere leiden müssen.
Sorry, einen solchen Schmarren wie der von H. Fuchs habe ich nicht für möglich gehalten, wie ich es nicht für möglich hielt, auf einer der besten Bühnen der Welt… Käfige mit streßgequälten Tieren sehen und erleben zu müssen!!!
Herr Fuchs, in Rheingold war ich live dabei, mit meinem Opernglas habe ich deutlichst gesehen, wie eines der Kaninchen nach einem Fluchtweg suchte…
Ich habe mein persönliches Live-Erleben in einem Kommentar in diesem Blog zu vermitteln versucht.
Nein, ich habe „keinen Koffer in Berlin“ gelassen. Aber denke ich an Berlin, dann sehe ich diese streßgequälten Tiere und sonst nichts mehr!! Und ganz sicher werden wir dieses Opernhaus auf eine lange Zeit nicht mehr wollen!!!
Die göttliche Musik Ch. Thielemanns, diesem wunderbaren Orchester, den tollen Darstellern genieße ich doch lieber im Radio…
Margot Krajewski
Da ich in diesem Blog auch angesprochen wurde, möchte ich hier zwei Dinge klarstellen:
1. In der „Walküre“ von Frank Castorf in Bayreuth gab es weder Hühner noch Gänse (man stelle sich vor, die würden anfangen zu schnattern…) sondern eine Truthahn-Pärchen, welches von Anja Kampe alias Sieglinde mit Maiskörnern gefüttert wurde und auch deshalb ruhig blieb.
2. Die Kaninchen machen auch gar keinen dramaturgischen Sinn. Denn an ihnen kann man nicht menschliche Verhaltensweisen testen, deren Analyse die Produktion ohnehin unsinnigerweise durch Experimente und in Form ihrer Durchführung vorgibt. Oder will man etwa aus dem Verhalten eines Kaninchens, oder noch weniger eines Meerschweinchens, selbst nach Verabreichung einer medizinischen Substanz, ableiten, dass es sich dann ähnlich wie ein Mensch verhält?! Man hätte die Tiere also gleich in ihrer regelmäßig lichtgeschützten Unterkunft belassen können. Oder sich bei Hans Neuenfels bei seinem „Lohengrin“ in Bayreuth umsehen können. Der hat die – also gar nicht neue – Idee mit dem Versuchslabor und seinen Ratten (in Form von menschlichen Statisten) bestechend schlüssig umgesetzt – ein Könner des Regietheaters eben…
Klaus Billand