Foto: (c) Falk Wenzel
Georg-Friedrich-Händel-Halle, Halle (Saale), 24. September 2018.
Ariane Matiakh, Leitung und Violine, Ana Maria Labin, Sopran, Staatskapelle Halle, Werke von Richard Strauss
von Guido Müller
Kurzfristig übernahm die zur Saison 2019/20 berufene neue Generalmusikdirektorin Ariane Matiakh das Programm des erkrankten Nikolaj Szeps-Znaider mit Werken von Richard Strauss im sehr gut besuchten ersten Sinfoniekonzert der Staatskapelle Halle. Von der Sinfonischen Dichtung Don Juan des jungen Strauss über den Schlussgesang der Gräfin aus der letzten Oper „Capriccio“ und den Tanz der sieben Schleier aus der frühen Oper „Salome“ bis zu der abschließenden von Strauss selbst 1945 erstellten Tanzsuite aus „Der Rosenkavalier“ bewies die Französin Ariane Matiakh glänzend ihre hervorragende Eignung im souveränen Umgang mit dem Riesenapparat des Orchesters. Wie meinte ein Besucher zu Recht: „Die bringt frischen Wind ins Orchester!“
Bereits in Don Juan blühte und glühte die Staatskapelle in allen Instrumentengruppen mit sichtlicher Begeisterung. Ariane Matiakh zeigte hier viel Sinn für die Struktur und Dramatik dieser Sinfonischen Dichtung, die sich nicht gleich im Beginn orchestral verausgaben darf. Ihr besonderes Gespür für richtige Tempi, d.h. auch Ruhe und Gelassenheit, zeigte sie besonders auch in der abschließenden Rosenkavalier-Suite. Zum Beispiel in der Szene, als die Silberne Rose überreicht wird, entfaltet sich der Zauber erst im ruhigen Atem des Orchesterspiels.
Hingegen erfordert sowohl die Mondscheinmusik wie der abschließende Monolog der Gräfin aus „Capriccio“ ein dem 18. Jahrhundert gemäßes Parlando-Tempo, das nicht in Gefühlsseligkeit von Hollywood-Breitwandfilmen entgleiten darf. Hier macht Ariane Matiakh ihr große Affinität zur Welt der Oper und des Gesangs deutlich, indem sie trefflich die Staatskapelle die Sopranistin begleiten – und nicht wie zu oft übertönen lässt.
Auch in der großen Tanzszene aus „Salome“ glänzte, glitzerte und gleißte die Staatskapelle Halle unter Ariane Matiakh in allen Orchesterfarben und dynamischen Differenzierungen. Sie traf dabei das breite Spektrum zwischen lasziver orientalisierender Sinnlichkeit und dem sich langsam steigernden Walzer mit Aspekten „bürgerlicher Voyeurismus“ … „zwischen Fremdheit und Identifikation“ (Melanie Unseld nach dem vorzüglichen Programmbeitrag von Verena Großkreutz).
Die vor allem als Mozart-Sängerin ausgewiesene Schweizer Sopranistin Ana Maria Labin gestaltet den Schlussgesang aus der Konversationsoper „Capriccio“ von 1942 mit strahlender und warmer Höhe, wunderbarer Mittellage und weiblich-edler Tiefe. Ohne Brüche zwischen den Lagen und in den Aufschwüngen singt sie Richard Strauss betörend schön. Besonders ihre absolute Textverständlichkeit bis in Silben hinein kann nicht hoch genug gerühmt werden.
In der Zugabe der großen Arie der Fiordiligi „Come scoglio“ aus Mozarts „Cosi fan tutte“, die sie 2017 zuerst mit Marc Minkowski kreiert hat, demonstriert Anas Maria Labin ihre Fähigkeiten zu feinen Koloraturperlen, weiten Tonsprünge und Expressivität.
Guido Müller, 25. September 2018, für
klassik-begeistert.de
Sehr schön beschrieben! Halle freut sich auf den frischen „Wirbelwind“ Ariane Matiakh.
Dr. Hans J. Ferenz