Foto: Katharina und Jürgen, 29. September 2018,
© Karin Kalandra Fotografie, Wien, Austria
Eine Liebeserklärung an Wien, die Wiener Staatsoper und das schönste Hochzeitspaar im „Land der Berge“
Wiener Staatsoper, Wien und Gumpoldskirchen (Niederösterreich) im Oktober 2018
von Andreas Schmidt
Der letzte Freitag im September 2018 war ein ganz besonderer Tag in meinem Leben: Es war dies mein 400. Besuch in der Wiener Staatsoper und der etwa 2500. Opernbesuch in meinem Leben.
Ich habe das große Vergnügen gehabt, in fast allen bedeutenden Opernhäusern der Welt zu Gast gewesen zu sein: Ob in der Staatsoper Unter den Linden in Berlin, der Bayerischen Staatsoper in München, den Festspielhäusern in Bayreuth und Salzburg, der Opéra de Paris, dem Teatro alla Scala in Milano, dem Royal Opera House in London, dem Bolschoi-Theater in Moskau, dem Mariinski-Theater in St. Petersburg, der Metropolitan Opera in New York, dem Opera House of San Fransisco und dem Neuen Nationaltheater Tokio.
Aber es ist die Wiener Staatsoper, der meine größte Liebe und Zuneigung gilt. Das Haus am Ring ist die Spielstätte, die die anderen Weltklasse-Opernhäuser ein wenig überragt.
Das liegt sicher zum einen daran, dass in Wien meine große Liebe lebt, die ich in diesem Jahr heiraten werde.
Das liegt auch daran, dass Wien die wohl schönste und gleichzeitig gemütlichste Fast-Zwei-Millionen-Stadt der Welt ist. Hier feiert die KuK-Monarchie an vielen Ecken und in vielen Köpfen noch immer fröhliche Urständ, hier sagt auch der Herr Fleischhauer noch immer „Grüß Gott, Herr Magister!“, hier trinkt man einen Braunen im Kaffeehaus und hat dafür alle Zeit der Welt, und hier kann man sich im Sommer wunderbar in der Donau abkühlen und ist ruckzuck in den Bergen.
Und das liegt natürlich auch daran, dass Wien die Klassik-Hauptstadt dieses Planeten ist – mit einem Klassikniveau und einer Klassik-Dichte, die ihresgleichen sucht: Auch im Musikverein Wien, im Wiener Konzerthaus, im Theater an der Wien, in der Volksoper Wien und in der Kammeroper Wien ist die Hochkultur zu Hause.
In der Wiener Staatsoper geben sich die ganz großen Stars, die herausragenden Sängerinnen und Sänger, die Klinke in die Hand – fast jeden Abend singen herausragende Persönlichkeiten, und die weltbesten Dirigenten leiten das beste Opernorchester der Welt, bestückt mit Musikern der Wiener Philharmoniker.
Und auch die SängerInnen des Staatsopernensembles erfüllen fast immer allerhöchste Ansprüche. In diesem Jahr hatte ich das große Vergnügen, den wunderbaren, sympathischen Bass-Bariton Sorin Coliban kennenzulernen und zu interviewen – der Rumäne singt seit 10 Jahren im Haus am Ring und hat bereits 2014 in Bayreuth als Fafner in Richard Wagners „Das Rheingold“ und „Siegfried“ geglänzt.
Dass an manchen Abenden in Wien in der Staatsoper Stars wie Elina Garanca und Anna Netrebko singen und gleichzeitig in den anderen Häusern noch weitere Weltklassesänger, -Musiker, -Orchester und -Dirigenten, macht die Donaumetropole um so faszinierender für Klassik-Begeisterte.
Vienna is the place to be for lovers of classical music and opera.
An der Wiener Staatsoper singt derzeit nur ein Haus-Tenor, der leider absolut nicht mehr den großen Ansprüchen der Vorzeige-Kultur-Institution Nr. 1 der Alpen-Republik genügt und deswegen von klassik-begeistert.de nunmehr (nach fürchterlichen Erfahrungen) gemieden wird. Zu viele falsche Töne und ein Timbre ohne Glanz machen den Besuch seiner Aufführugen – er singt oft Hauptrollen – leider für einigermaßen geübte Ohren unmöglich.
Sonst heißt es im Haus am Ring nach der Aufführung meist von der deutschen Jury: „12 points go got Austria!“
In Wien weiß der Taxifahrer, der etwas auf sich hält, am Morgen genau, was abends in der Staatsoper und im Burgtheater läuft. In der sogenannten „Musikstadt Hamburg“, genauso groß wie Wien, wo jetzt Hundertausende in die für fast eine Milliarde Euro errichtete Elbphilharmonie pilgern, wissen die Taxifahrer allenfalls, wann der HSV spielt und wann der FC St. Pauli … und in vielen Konzerten im neuen Kunsttempel an der Elbe Auen weiß gut ein Viertel der Zuschauer nicht, dass man zwischen den Sätzen nicht klatscht. Punkt. Aus. Ohne Diskussionen. Nicht selten verlässt ein Zehntel der Zuschauer den Elphi-Abend schon vorzeitig, weil die Herrschaften mehr für die obligaten Selfies als für die Musik gekommen waren.
Die Wiener Staatsoper ist ein wunderbarer Ort für magische Momente… Was liefen mir hier schon für Wonneschauer über den Rücken; was habe ich hier mitgefiebert und Gänsehaut gehabt mit den Größten der Großen….. Unvergessen, als wir Elina Garanca im November 2015 in Loge 2, links, Platz 5 und 6, im ersten Rang zuerst nur hörten (mit 14-Euro-Tickets) – und später auch rudimentär sahen. Als ihre Stimme der Charlotte von Jules Massenets „Werther“ das erste Mal in unsere Loge drang, verschlug es mir den Atem, und ich wusste: Hier singt jemand in einer ganz anderen Liga. Hier singt eine Stimme, so makellos und schön, von der man noch in vielen 100 Jahren sprechen wird.
Das gleiche trifft für die russisch-österreichische Ausnahme-Sopranistin Anna Netebko zu, die uns mit ihren zarten Glissandi, ihren wohltemperierten Vibrati und ihren feinen Nuancierungen – mit ihren elektrisierenden Höhen und ihrer warmen, erdigen Tiefe – immer wieder den Atem verschlagen hat … Das war Gänsehaut pur, das waren Hingabe, Herz und Devotion, das war die Energie eines pulsierenden Vulkans, das waren moments of mystery en masse – in allen Lagen, ob Piano oder Forte…
Ja, und dann ist die Wiener Staatsoper nicht nur mein zweites Wohnzimmer.
Wien ist mein großes Glück. Hier lebe ich oft mit der Frau meines Herzens,
meiner wunderbaren Lebensgefährtin aus dem Land der Berge, die ich, wie könnte es anders sein, in den Bergen kennen- und liebengelernt habe…
In Wien habe ich eine liebe Familie und liebe Freunde.
Hier schlägt der Takt gewöhnlich ein wenig gemäßigter und sagt dem Hamburger Jung, dem Piefke aus dem hohen Norden, immer wieder: Locker und geschmeidig bleiben, durchatmen, immer mit der Ruhe… und es immer mit Wiener Gemütlichkeit versuchen. Denn nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird…
Und hier, im taktschlagenden Herzen Österreichs, haben einen Tag nach meinem Wiener Staatsopern-Jubiläum Katharina, die älteste Tochter meiner Frau, und Jürgen geheiratet – an einem supersonnigen Tag im schönen Gumpoldskirchen in Niederösterreich, vor den Toren Wiens an Weinhängen gelegen.
Dieser Samstag war für alle, die dabei sein durften, eine unvergessliche Traum-Hoch-Zeit! Ein Fest für alle Sinne! Ein beglückender Lebens-Quell! Ein Jung-Brunnen, ganz gleich wie alt man war!
Ganz lieben Dank, liebe Kathi und lieber Jürgen, für diese magischen Momente mich Euch! Ihr habt Euch und uns ein Denkmal gesetzt.
Ihr beiden seid für mich das schönste Hochzeits-Paar im schönen „Land der Berge“ … und klassik-begeistert.de wünscht Euch von ganzem Herzen viele – auch musikalische – Mußestunden sowie alles alles Liebe und Gute für Euer Leben, vor allem Gesundheit und Gelassenheit.
Ein Bild von Euch in Gumpoldskirchen schmückt diesen Bericht – es symbolisiert alles, worum es klassik-begeistert.de geht: Liebe, Hingabe, Zuneigung, Freundschaft, Treue, Begeisterung. Magische Momente. Es manifestiert die großen Worte des deutschen Dichters Johann Wolfgang von Goethe:
„Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! du bist so schön!“
Herzlich aus Parma vom grandiosen Festival Verdi im Oktober 2018
Andreas
Andreas Schmidt M.A.
Herausgeber
klassik-begeistert.de
klassik-begeistert.at
klassik-begeistert.ch
klassik-begeistert.com
Sehr geehrter Herr Schmidt!
Ihre Lobeshymne an die wunderbare Musikstadt Stadt Wien ist schön zu lesen. Dass Sie aber gleichzeitig über die Musikstadt Hamburg so herziehen, war eine Überraschung – und eine unangenehme dabei. Ich habe Besseres von Ihnen erwarten.
Mit ausnahmsweise nicht so freundlichen Grüßen,
eine Wahl-Hamburgerin, die weiß, dass man zwischen den Sätzen nicht klatscht.
Susanna Peters
Die Bemerkung über den sogenannten „Haus-Tenor“, der da in Wien existieren soll und nicht mehr entspricht, hätten Sie besser bleiben lassen. Wer das sein soll, geht nicht hervor, aber beleidigt alle jene Tenöre, die täglich als Ensemblemitglieder oder solche mit freien Verträgen bis hin zur obersten Liga und in den kleinsten Rollen bis hin zu den wichtigsten Partien zu hören sind.
Peter Skorepa
Lieber Herr Skorepa,
dieser Wiener „Haus-Tenor“ ist schon etwas älter und singt (leider) viele große Partien.
Jeder, der sich mit dem Haus am Ring beschäftigt, weiß wer das ist…
Herzlich
Andreas Schmidt
Lieber Herr Andreas Schmidt!
Was hat aber in so einer fast übertrieben scheinenden Lobeshymne auf dieses Wien – also das mit dem Taxifahrer nimmt Ihnen heute niemand mehr ab – so eine allein für sich stehende und gezielt beleidigende Schmähung eines einzeln herausgegriffenen Sängers wie diesem „Tenor“ zu suchen? Da hätte ich schon eine ganze Reihe von Herrschaften, die allerdings in anderen Stimmfächern ihr Wesen treiben.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Peter Skorepa
Lieber Peter Skorepa,
verstehe einer die Welt… da lobt ein Piefke aus HH einmal Wien und die Wiener Staatsoper über den Klee…
und einem Wiener Kritiker ist das (wieder einmal) zu positiv… 😉 Die Hamburger würden sich einen Ast abfreuen, wenn ein Wiener einmal so freundliche Worte über ihre Hansestadt schriebe … 😉 Ich bleibe dabei: Jeder Wiener Taxifahrer, „der etwas auf sich hält“, weiß, was abends in der Staatsoper und im Burgtheater auf dem Programm steht. Ich habe nicht geschrieben „jeder Wiener Taxifahrer“… Und nun,
dieser Tenor ist vielen Kritikern und Besuchern, die noch gut hören können, seit längerem ein Dorn im Auge – ich wollte ihn nur nicht namentlich
in diesem positiven Text erwähnen… Es gibt aber schon ein paar Kritiken auf klassik-begeistert.de, die von seiner „Sangeskunst“ berichten.
Ich persönlich werde nie wieder eine Aufführung besuchen, in der er auftritt – dieser Sänger hätte in deutschen Provinztheatern
keine Chance….
Ich lade Sie gerne ein, einmal einen Beitrag über die von Ihnen erwähnte „Reihe von Herrschaften“ auf klassik-begeistert.de zu schreiben,
die Ihrer Meinung nach auch nicht (mehr) auf der Höhe der Zeit zu singen vermögen. Nur zu, werter Herr Kritiker! Trauen Sie sich nur und packen einmal so richtig aus ;-)…
Herzlich aus Mailand
Andreas Schmidt
Lieber Herr Schmidt!
Natürlich freu ich mich über so ein überschäumendes Lob über die Wienerstadt, die Sie so als kuschelige Kulturstadt zu erleben wissen, aber Sie sollten auch merken, wie unpassend so grausliche Bemerkungen in Ihrem, mit Ihrem Glücksgefühl so ansteckenden positiven Artikel sind, mit doch so auffällig verpackten kleinen Gemeinheiten, die Sie da loslassen. Was kann der arme Tenor dafür, dass er älter wird – Sie hätten ihn vor zwanzig Jahren vielleicht hören sollen, ich weiß ja nicht, wie alt der jetzt ist, kenn ihn gar nicht, ist aber sicher in jener Reihe zu finden, die ich vor meinem Ohr Revue passieren lassen kann. Und solche gibt es in jeder Stimmlage, die sich da ihr vielleicht letztes Brot verdienen. Da sind auch genug Lieblinge darunter, die sich der Huld, auch der des Merkers erfreuen. Das Publikum der Wiener Staatsoper hat ihre Ensemblemitglieder immer schon umhegt, egal wie abschüssig deren Karriereweg schon war. Da hätten Sie Kurioses erleben können ab dem Zeitpunkt der Wiedereröffnung der Oper nach dem Krieg, ein Sammelsurium an ausgedienten, einstigen Größen in den vielen kleinen Partien. Auch ein Herr von Karajan war sich nicht zu klein, mit denen allen zu arbeiten.
Und das jetzige Ensemble für die vielen kleinen Partien und Nebenrollen- das werden Sie ja hoffentlich bemerkt haben – ist jung geworden und kann was, unglaublich im Vergleich zu früheren Zeiten. Also lassen Sie mir die Schwäne in Ruhe …
Mit herzlichem Gruß
Peter Skorepa
Lieber Herr Skorepa, der“Haus-Tenor“, den ich meine, singt regelmäßig riesige Hauptrollen im Haus am Ring – auch gerne dann,
wenn große Sänger ausfallen… Das ist das besonders Tragische an diesem Sänger, dass er zwar viele Rollen
drauf hat, sie aber nicht mehr richtig und schön singen kann… Herzlich aus Milano
Andreas Schmidt
Liebe Frau Peters,
bei meiner Begeisterung für die Musikstadt Nr. 1 dieser Welt – WIEN – habe ich in keinster Weise über die Musikstadt Hamburg „hergezogen“. Es ist phantastisch, was für wunderbare Weltklasseklangkörper und -solisten, -dirigenten und -sängerInnen seit Januar 2017 in der Elbphilharmonie, dem neuen Schmuckstück meiner Heimatstadt – die ich sehr liebe –, aufgetreten sind. In der Staatsoper Hamburg gibt es auch viel Wunderschönes zu belauschen und zu sehen – aber auch immer wieder noch viel Mittelmaß. Und die Laeiszhalle ist auch eine Perle mit tollen Konzerten – so singt mein Symphonischer Chor Hamburg am Sonntag, 18. November 2018, um 15 Uhr dort das gigantisch-schöne STABAT MATER von Anonin Dvoràk und die phantastische Messe solennelle en l’honneur de Sainte-Cécile in G-Dur von Charles Gounod unter der Leitung von Professor Matthias Janz. Mit herausragenden Solisten!
Ich habe nur meinen leichten Missmut zum Ausdruck gebracht, dass eine der schönsten Fast-Zwei-Millionen-Städte der Welt einen Konzerttempel für fast eine Milliarde Euro hat bauen lassen – und an manchen Abenden noch immer mehr als ein Viertel der Gäste bräsig zwischen den Sätzen klatscht, viele früher gehen und sich auch sonst wenig klassikaffin (Lärm / Rascheln / Selfies / Unruhe / Reden / Essen / Trinken) benehmen.
In diesem Blog habe ich schon oft um einen einfachen Satz der Veranstalter gebeten, der bitte jeden Abend zu ertönen hat: „Bitte unterlassen Sie Film- und Tonaufnahmen und verhalten sich während der Musik aus Respekt den Künstlern und dem Publikum gegenüber vollkommen ruhig!“
Herzliche Grüße vom Festival Verdi in Parma, bitte bleiben Sie uns gewogen,
Andreas Schmidt
Herausgeber
klassik-begeistert.de
Ich finde Ihren Bericht über Wien einfach wunderbar und kann Ihnen nur zustimmen – ich war als Studentin am Stehplatz und habe das Haus am Ring kennengelernt und auch viele Opernhäuser auf der ganzen Welt besucht … aber meine Lieblingsoper ist auch die Wiener Staatsoper!
Herzlich
Marina Aichlseder