Wiener Konzerthaus, 24. Mai 2021
Wiener Philharmoniker
Daniel Harding, Dirigent
Foto © Lukas Beck, Wiener Konzerthaus
Gustav Mahler, Adagio (Symphonie Nr. 10) (1910)
Symphonie Nr. 1 D-Dur (1888–1899)
von Andreas Schmidt
Es folgt eine Kurzkritik.
Es spielte das für mich beste Orchester der Welt in einem Ausnahmesaal – dem Wiener Konzerthaus.
Gustav Mahler, in feinster Vollkommenheit.
Kein Orchester auf diesem Planeten kann Mahler besser kredenzen als
die Wiener Philharmoniker. Natürlich auch Beethoven und Brahms und Bruckner.
Sie sind die besten.
Die feinfühligsten.
Die elegantesten.
Herzlichen Dank!
Besonders gilt dieser Dank der energetischen jungen Konzertmeisterin Albena Danailova aus Bulgarien, die dem Klangkörper unprätentiös alles abverlangt und den vielen Männern und wenigen Frauen zeigt, wo die Reise musikalisch hingeht.
Wunderbar! Diese Dame bringt den „KuK“-Klangkörper noch weiter voran!
Aber ich kann leider nicht mehr und differenzierter schreiben, da ich – direkt – neben zwei Menschen saß, die mir das Konzert verleidet haben, trotz meiner charmanten Begleitung.
Eine Frau zur Linken, ca. 65, hatte die ganze Zeit das ADHS-Syndrom.
Also das Zappelphilippsyndrom.
Ein Herr zur Rechten mit hochrotem Kopf, ca. 75, dirigierte fast die ganze Zeit mit. Ja: er dirigierte mit voller Kraft, fast die ganze Zeit mit (außer bei Passagen, die ihm zu kompliziert waren) – seine Frau hat nichts dazu gesagt in Reihe 19 im Wiener Konzerthaus. (Warum sagt diese Frau ihrem Mann nicht, was sich gehört und was nicht?)
Dieser Aufenthalt in einem der schönsten Konzertsäle der Welt hat in Reihe 19 genau 120 Euro pro Person gekostet.
Ich wünsche mir seit Jahren in den Konzertsälen dieser Welt folgende Ansage:
„Genießen Sie die göttliche Musik und verhalten sich ihr entsprechend ruhig!“
Auch Leserin Gertrud Stockinger wurde der Konzertabend verleidet.
Sie schreibt:
Sehr geehrter Herr Schmidt!
für Ihren Beitrag, dem ich nur zustimmen kann! Ich war in diesem traumhaft schönen Konzert und verfolgte es trotz guter Sichtverhältnisse großteils mit geschlossenen Augen bzw. mit Abdeckung meines (linken) Gesichtsfeldes durch meine Hand. Ich saß rechts neben dem Paar mit dem mitdirigierenden Herrn .
Leider erlebe auch ich immer wieder in Konzerten oder in der Oper äußerst störendere Mitmenschen: „Umrutscher“, „Wachler“ (mit Fächer oder Programm) etc. Manchmal ersuche ich höflich, damit aufzuhören, aber oft erdulde ich es still.
Mit freundlichen Grüßen
Gertrud Stockinger
Andreas Schmidt, 25. Mai 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Die Konzertmeisterin war sicherlich Albena Danailova. Ihres Zeichens auch Lebenspartnerin von Rainer Honeck – einem anderen, bereits langjährigen Konzertmeister der Wiener Philharmoniker. Die hatten, als Staatsopernorchester, gestern bei der Tosca auch einen verdammt guten Tag erwischt.
Zu den „Depperten“, wie es bei uns in Wien so schön heißt – Wirbler mag ich auch nicht. Wenn allerdings jemand mitdirigiert, finde ich das okay. Mache ich gelegentlich auch. Obwohl das bei mir, der keine Ausbildung in diese Richtung genossen hat, eher ein mitdeuten ist. Ob es stört, hängt natürlich von der Intensität der Bewegungen ab. A bisserl Hände schwingen, dezent, und Energien fließen lassen, das passt schon. Mehr sollte es aber net sein.
Jürgen Pathy
Lieber Jürgen Pathy,
bezahle ich Dich (als Pseudo-Dirigenten), wenn ich ins Konzert gehe, oder den Maestro?
Menschen, die im Konzertsaal mitdirigieren, gehören in die Jugendmusikschule – sie nerven ihre Umgebung.
Herzlich
Andreas Schmidt
Wer mitdirigieren möchte, kann dies gerne tun. Aber am besten am Partiturplatz oder zu Hause vor dem Livestream. Was mich wirklich nervt, ist wenn Leute neben oder vor einem während der gesamten Vorstellung Fußballergebnisse auf ihrem Handy angucken. Ist mir vor ca. 2 Jahren in der Wiener Staatsoper am Stehplatz passiert (während eines Giovanni mit Peter Mattei).
Johannes Fischer
Sehr geehrter Herr Schmidt!
🙏 für Ihren Beitrag, dem ich nur zustimmen kann! Ich war in diesem traumhaft schönen Konzert und verfolgte es trotz guter Sichtverhältnisse großteils mit geschlossenen Augen bzw. mit Abdeckung meines (linken) Gesichtsfeldes durch meine Hand. Ich saß rechts neben dem Paar mit dem mitdirigierenden Herrn 👎👎.
Leider erlebe auch ich immer wieder in Konzerten oder in der Oper äußerst störendere Mitmenschen: „Umrutscher“, „Wachler“ (mit Fächer oder Programm) etc. Manchmal ersuche ich höflich, damit aufzuhören, aber oft erdulde ich es still.
Mit freundlichen Grüßen
Gertrud Stockinger
Zum Thema Belästigung: Es ist sehr lange her. Ich war Student und 22. Ich habe es aber nie vergessen. November 1962. Le Corsaire, Covent Garden, London. Es tanzten Margot Fonteyn, 43, und Rudolf Nureyev, 24. Sie schienen gleich alt. Unvergesslich auch das.
Neben mir im Parkett (stalls) eine alte Dame, die den ganzen Abend in ihrer Handtasche suchte, genußvoll Bonbons aus knisterndem Papier wickelte und bei jedem gelungenen Sprung (there were ever so many) vernehmlich aahh sagte und dabei hörbar ausatmete. Schlimm genug das Ganze. Hinzu kam, dass sie offenbar ein Fan von garlic war (Knoblauch). Den Rest kann sich jeder ausmalen.
Es ist 59 Jahre her. Es ärgert mich noch heute, dass so etwas möglich ist.
Ich fragte die alte Dame, warum sie denn keine Rücksicht nahm. Alles was sie sagte war: Ich habe Sie ja gar nicht bemerkt, als sei ich allein betroffen gewesen.
Tja dann! Well then it’s over long ago but still worth mentioning.
Schrecklich, disgusting, affreux.
Franco Bastiano
Paris V ième