Salzburg schließt mit einer Bruckner-Ehrenrunde für Welser-Möst 

Wiener Philharmoniker, Franz Welser-Möst, Dirigent  Salzburger Festspiele, Großes Festspielhaus, 30. August 2025

Wiener Philharmoniker, Franz Welser-Möst Dirigent © SF/Marco Borrelli

Mit einer fulminant feierlichen Bruckner 9 kehrt der ehemalige Chefdirigent der Wiener Staatsoper nach längerer krankheitsbedingter Pause zurück aufs Podium der Wiener Philharmoniker. Am Ende war das Publikum für diese Sternstunde des Philharmonikerklangs zurecht völlig aus dem Häuschen!   

Wiener Philharmoniker
Franz Welser-Möst, Dirigent

Werke von Mieczysław Weinberg und Anton Bruckner 

Salzburger Festspiele, Großes Festspielhaus, 30. August 2025

von Johannes Karl Fischer

Schon im Vorfeld dieses magisch musizierten Weinberg- und Brucknermorgens herrschte große Euphorie: Nach zahlreichen gesundheitsbedingten Absagen in letzter Zeit kehrte der gefeierte Dirigent Franz Welser-Möst zurück ans Podium der Wiener Philharmoniker und ließ den zauberhaften Klang dieses Orchesters in aller Pracht aufblühen.
Dieser Bruckner-Abend stand seinen fulminant energetischen Strauss-Dirigaten, mit denen sich der ehemalige Chefdirigent der Wiener Staatsoper bereits mehrfach seinen Platz in den Geschichtsbüchern des weltbesten Straussorchesters festigte, um nichts nach!

Mit der zweiten Sinfonie von Mieczysław Weinberg wurde die erste Konzerthälfte zu einer prächtigen akustischen Ausstellung des süß durch den Saal schwebenden Wiener Streicherklangs. Der Name Weinberg braucht in diesem Werk auch tonal gestimmte Ohren nicht abzuschrecken, trotz der schwierigen kompositorischen Umstände streichelten die sanften G-Dur-Klänge die Ohren. Gänzlich ohne Bläser spielend verschmolzen Geigen- und Bratschenklänge zu einer musikalischen Seele und führten das Publikum für eine viel zu kurze halbe Stunde aus diesen stürmischen Zeiten in den siebten Streicherhimmel.

Wiener Philharmoniker, Franz Welser-Möst Dirigent © SF/Marco Borrelli

Leider gehört dieses Werk wie so ziemlich alles von Weinberg nicht gerade zum Stammrepertoire auf den Konzertprogrammen, selbst im eigentlich sehr klassikerfahrenen Salzburger Publikum hielten ein paar Gäste die letzten Akkorde des Kopfsatzes für das Werkende und fingen entsprechend an zu applaudieren. Das wenige Klatschen an falscher Stelle wurde allerdings zügig durch ein wenig Gezische zurechtgewiesen, sodass die Musik quasi unbeschwert ihren Gang durchs Festspielhaus fortsetzten konnte. Insbesondere im etwas flotteren, leicht tänzerischen Allegretto am Ende ließen die Musiker die lockeren Lüfte dieser Musik nochmal richtig zauberhaft durch den Saal ziehen.

Auch in der neunten Sinfonie von Bruckner ließ Herr Welser-Möst die himmlische Kraft dieser Partitur majestätisch im Saal emporsteigen. Wie ein schreitender Bruckner-Gott führte er die Musiker durch die sehr zahlreichen Noten und ließ die Septakkorde in die musikalische Seele eindringenden. Schon der Kopfsatz schallte in der prachtvollen Akustik des Festspielhauses wie eine symphonische Samstagsmesse, auch im an zweiter Stelle stehenden Scherzo ließ er das Orchester seine Liebe zu dieser Musik mit innigster Empfindung ausspielen. Das Orchester spielte in gewohnter Topform und lieferte dem gefeierten Chefdirigenten alle musikalischen Mittel, um sein Klangideal mühelos umzusetzen.

Zu nahezu endlosem musikalischen Ruhm erhoben die Philharmoniker allerdings das Schlussadagio, auf den nicht von Bruckner vollendeten vierten Satz wurde hier zum Glück verzichtet. Insbesondere die scheinbar in der Luft schwebenden Wagner-Tuben-Klänge ließen das Festspielhaus selig in den siebten Bruckner-Himmel aufsteigen, als würden sie auf den Schultern der Musik zu Gott getragen werden. Die Hörner und Streicher segelten durch die sehr zahlreichen Tonarten, die musikalischen Trugschlüsse glitten scheinbar schwerelos zwischen den Takten umher. Am Ende stürzten sich alle Musiker nochmal feurig in die nahezu explodierende kurz-vor-Schluss-Kadenz, als würde Gott sein Urteil über die derzeitige Welt sprechen…

Wiener Philharmoniker, Franz Welser-Möst Dirigent © SF/Marco Borrelli

Nach dieser hohen musikalischen Lobsymphonie voll Preis und Ehre tobte das Festspielhaus im feierlichen Applaus für Franz Welser-Möst und die Wiener Philharmoniker. Zum feierlichen Ende der diesjährigen Salzburger Festspiele dreht der an allen Ecken dieser Erde gefeierte Dirigent eine Ehrenrunde. Oder geht’s jetzt nochmal richtig los?

Johannes Karl Fischer, 30. August 2025 für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Castor et Pollux, Jean-Philippe Rameau Salzburger Festspiele, Felsenreitschule, 29. August 2025

Cleveland Orchestra, Franz Welser-Möst, Strauss und Berg Köln, Philharmonie, 5. September 2022

The Cleveland Orchestra, Franz Welser-Möst, Rihm, Schubert Elbphilharmonie, 1. September 2022

Neujahrskonzert Wiener Philharmoniker, Franz Welser-Möst Musikverein, Wien, 30. Dezember 2022

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