Foto © Michael Pöhn
Wiener Staatsoper, 22. Dezember 2017
Wolfgang Amadeus Mozart, Die Zauberflöte
von Peter Dusek (der-neue-merker.eu)
Wolfgang Amadeus Mozarts „Zauberflöte“ lockt auch junge Menschen in die Wiener Staatsoper – und kulturaffine Touristen, die ein Adventwochenende in Wien nicht nur mit Punch und Vanille-Kipferl verbringen wollen. An der Abendkassa prangte prompt die Tafel „ausverkauft“, und am Ende erlebte man großen Jubel – wie bei einem Pop-Konzert.
Immerhin gab es – neben einer hochkarätigen Standard-Besetzung – eine neue Königin der Nacht und einen Papageno, der mit dieser Partie an der Staatsoper überhaupt debütierte: Hila Fahima funkelte souverän mit den gefürchteten Spitzentönen und der Steirer Thomas Tatzl brillierte in der Rolle, die Emanuel Schikaneder für sich selbst geschriebenen hat – im Porträt des „Vogelfängers“ – mit einer ungewöhnlichen Mischung aus Naturbursche und Charmeur.
Doch halten wir uns an die Chronologie der 22.Reprise dieser Inszenierung von Moshe Leiser und Patrice Caurier (Bühne Christian Fenouillat), die durch zahllose Stilbrüche geprägt ist (Disney-Land mal Straßenanzüge plus Laptops + artistische „Mätzchen“): am Pult des Orchesters der Wiener Staatsoper stand mit Adam Fischer ein Routinier, der die Balance zwischen Dynamik und Freimaurer-Pathos ideal bewahrte, den Sängern auf der Bühne half und im richtigen Moment „con brio“ loslegte.
Dann die erste Szene: Jörg Schneider als Tamino, das ist ein „Zwischenfach“-Tenor mit Belcanto-Qualitäten – ein großartiger Sänger mit Geburtsort Wels, der ständig besser wird. Die Bildnis-Arie, die Sprecher-Szene (mit dem Luxus-„Sprecher“ Adrian Eröd) und die Feuer- und Wasser-Probe: alles wird souverän bewältigt! Großartig!
Dann die 3 Damen – diesmal etwas unausgeglichen: Caroline Wenborne, Ulrike Hetzel und Bongiwe Nakani. Die erste Arie der neuen „Königin“, der Israelin Hila Fahima: sie kann ihre Stärken noch nicht richtig ausspielen, aber das hohe F am Ende „knallt“ und man wartet gespannt auf die große zweite Arie.
Zuvor noch der Auftritt von Papageno, der in Leoben geboren wurde und in Aflenz aufwuchs. Thomas Tatzl gilt seit bald 10 Jahren als „Geheimtipp“ – er ist ein echter„Feschak“, der Sympathie ausstrahlt. Sein weicher Bassbariton verfügt über Belcanto-Qualitäten. Er beginnt fast zurückhaltend, singt sich aber im Laufe des Abends immer mehr frei. Ein erster Höhepunkt das Duett Pamina ( ausgezeichnet Olga Bezsmertna) und Papageno. Da hat sich Thomas Tatzl aber bereits „frei“ gesungen, seine Prosa ist exzellent, und zuletzt räumt er beim Solo-Vorhang richtig ab. Ein in jeder Hinsicht gelungenes Staatsopern-Debüt!
Auch die übrige Besetzung war durchaus erfreulich: Rene Pape ist ein „gütig-strenger“ Sarastro, ein echter Bass, der bei seinen Brüdern einigen Widerstand zu überwinden hat (sehr in „Geberlaune“ der Chor der Wiener Staatsoper – Leitung: Martin Schebesta); Olga Bezsmertna läuft spätestens mit der großen Arie zur Höchstform auf, grandios die „Prüfungs-Szene“! Hila Fahima wird für ihr Feuerwerk an hohen Tönen in der 2. Arie bejubelt.
Ileana Tonca verwandelt sich von einer „Vogelscheuche“ in ein entzückendes „Mädel“ namens Papagena; Benedikt Kobel ist ein elegant-„anlassiger“ Monostatos; Peter Jelosits und Adrian Eröd überzeugen als 1.und 2.Priester, Wolfram Igor Derntl und Ryan Speedo Green als Geharnischte. Besondere Zustimmung erhielten einmal mehr die drei Knaben, die wieder von den Wiener Sängerknaben gestellt werden. Alles in allem: Repertoire auf hohem, teilweise sogar höchstem Niveau!
FOTO: Ileana Tonca und Thomas Tatzl. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn