George Benjamins „Written on Skin“ an der Deutschen Oper fordert und begeistert das Publikum

Written on Skin George Benjamin (*1960)   Deutsche Oper Berlin, Premiere am 27. Januar 2024

Written on Skin, Werle, Jarman, Nussbaum Cohen © Bernd Uhlig

Written on Skin
George Benjamin (*1960)

Protector  Mark Stone
Agnès  Georgia Jarman
First Angel / The Boy  Aryeh Nussbaum Cohen
Second Angel / Marie  Anna Werle
Third Angel / John  Chance Jonas-O’Toole

Inszenierung  Katie Mitchell

Dirigent  Marc Albrecht

Deutsche Oper Berlin, Premiere am 27. Januar 2024

von Peter Sommeregger

Dieser 2012 als Auftragswerk des Festivals Aix-en-Provence uraufgeführten Oper geht ein geradezu hymnischer Ruf voraus. Nachdem das Werk inzwischen auch in London, Paris und anderen Städten erfolgreich gegeben wurde, erlebte es nun an der Deutschen Oper seine Berliner Erstaufführung.

Gespielt wurde in der Uraufführungs-Inszenierung von Katie Mitchell, die seinerzeit zum Erfolg des Werkes nicht unerheblich beitrug. Mitchell, ein Star der Regie-Szene, versteht es, ihren Tableaus große atmosphärische Dichte zu verleihen. Allerdings verfremdet sie grundsätzlich den jeweiligen Stoff so sehr, dass man schon eine schriftliche Beschreibung ihrer Absichten benötigt.

Bei „Written on Skin“ ist dies nicht unproblematisch, stellt der Stoff doch bereits selbst eine mehrfache Brechung und Überschreibung einer mittelalterlichen Troubadour-Erzählung dar.

Als Zuschauer muss man sich erst in die diversen Schichten der Handlung und ihrer zwei Zeitebenen einstimmen. Die Geschichte des mächtigen Protectors, der seine Frau unterdrückt, nach ihrem Betrug an ihm den Liebhaber ermordet, und der Ehefrau das Herz des Getöteten zu essen gibt, was wiederum zu deren Selbstmord führt, geht tatsächlich auf eine provenzalische Sage zurück. Diese für sich schon starke Geschichte auch noch durch eine zweite, in der Gegenwart spielende Parallelhandlung zu brechen, ist vielleicht zu viel des Guten.

Written on Skin, Jarman, Stone © Bernd Uhlig

Benjamins Musik folgt im Wesentlichen der expressiven Gesangslinie der Protagonisten, das mit 60 Musikern moderat besetzte Orchester, zu dem auch eine Glasharmonika zählt, ist adäquat zur Handlung von einem erregten Dauerton geprägt, der über die ungefähr 90 Minuten dauernde Aufführung als zunehmend anstrengend empfunden wird.

Written on Skin, Jarman, Stone, Nussbaum Cohen © Bernd Uhlig

Grandios die Sängerbesetzung: der Countertenor Aryeh Nussbaum Cohen als First Angel/Boy überzeugt mit seiner weichen, sanften Stimme, die sich perfekt mit dem Sopran Georgia Jarmans als Agnès mischt. Dominant als Protector Mark Stone mit markantem Bariton, auch die kleineren Rollen waren stimmig besetzt. Marc Albrecht realisierte die Partitur Benjamins kompetent und ausdrucksstark, gab der Musik entscheidende Akzente.

Vom Publikum wurde die Aufführung mit starkem Applaus aufgenommen, der sich noch steigerte, als unerwartet auch der Komponist persönlich den Schlussapplaus entgegennahm.

Peter Sommeregger, 28. Januar 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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