Gottfried von Einem erklingt in zwei Wiener Opernhäusern

100. Geburtstag von Gottfried von Einem

Foto  © Peter M. Mayr
Theatermuseum,
Wien
100. Geburtstag von Gottfried von Einem – Pressegespräch,
24. Januar 2018

von Jürgen Pathy

Was haben die ehrwürdige Wiener Staatsoper und das kleine, aber feine Theater an der Wien in diesen Tagen und Wochen gemeinsam? Beide Wiener Opernhäuser lassen mit Neuproduktionen zweier erfolgreicher Opern des österreichischen Komponisten Gottfried von Einem aufhorchen, der heute seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte.

Der am 12. Juli 1996 verstorbene Gottfried von Einem zählt zu den bedeutenden „Componisten“ – wie er sich selbst bezeichnete – des 20. Jahrhunderts.

Deshalb luden die Wiener Staatsoper und das Theater an der Wien zu einem Pressegespräch in das Theatermuseum, in den entzückenden Eroica-Saal. Unter den Anwesenden der Direktor der Staatsoper, Dominique Meyer, 62, der Intendant des Theaters an der Wien, Roland Geyer, 65, die Witwe des Komponisten, Lotte Ingrisch, 87, und der Sohn und Ex-Minister Caspar von Einem, 69.

Im Theater an der Wien inszeniert der britische Regisseur Keith Warner das Bühnenwerk „Der Besuch der alten Dame“ – seine bereits neunte Neuproduktion für das Haus im 6. Wiener Gemeindebezirk. Die Oper in drei Akten aus dem Jahre 1971 basiert auf dem gleichnamigen literarischen Meisterwerk Friedrich Dürrenmatts, der, überzeugt von Gottfried von Einems Stil, sich auch schnell bereit erklärte, das Libretto einzurichten.

Dürrenmatts Parabel über die Amoralität einer scheinbar anständigen, gutbürgerlichen, insgeheim aber geldgierigen und eigensüchtigen Kleinbürgergesellschaft, „ist sehr nahe dem tagespolitischen Geschehen“, sagte Roland Geyer.

Premiere wird am 16. März 2018 sein, gefolgt von fünf weiteren Aufführungen bis zum 28. März 2018. In der Partie der Claire Zachanassian, einer Paraderolle für eine Mezzosopranistin, wird die Schwedin Katarina Karnéus ihr Debut im Haus an der Wienzeile geben. In weiteren Rollen werden Russell Braun als Alfred, Mark Milhofer als Butler, Cornelia Horak als Ills Frau und Raymond Very als Bürgermeister zu erleben sein. Als Zeichen der engen Zusammenarbeit der beiden Opernhäuser „verleiht“ die Staatsoper Kammersänger Adrian Eröd, der die Rolle des Lehrers geben wird.

Unter der musikalischen Leitung von Michael Boder wird das ORF Radio-Symphonieorchester Wien spielen und der hervorragende Arnold Schönberg Chor singen.

Der Radio-Sender Ö1 sendet am Samstag, 17. März 2018, um 19.30 Uhr eine Aufzeichnung.

Die Wiener Staatsoper wird mit einer Neuproduktion von „Dantons Tod“ versuchen Publikum und Kritik zu überzeugen. Mit der Uraufführung der Oper bei den Salzburger Festspielen im Jahre 1947 gelang Gottfried von Einem der große internationale Durchbruch. Nun hofft das Haus am Ring auch in der Inszenierung des österreichischen Regisseurs Josef Ernst Köpplinger die Erfolgsstory fortsetzen zu können. Premiere wird am 24. März 2018 sein – genau 46 Jahre nach der bisher letzten Staatsopern-Vorstellung des Werks am 24. März 1972.

Weitere fünf Vorstellungen folgen ab dem 27. März 2018.

Wie schon der „Besuch der alten Dame“ passt auch diese Neuproduktion, deren Original-Libretto in der Zeit der Französischen Revolution spielt, nahtlos in die gesellschaftliche und politische Lage der heutigen Zeit.

In der Titelpartie wird der deutsche Bariton Wolfgang Koch zu erleben sein, den Camille Desmoulins wird der österreichische Tenor Herbert Lippert verkörpern, den Robespierre Thomas Ebenstein, den Hérault de Séchelles Jörg Schneider und die Lucile Olga Bezsmertna.

Musikalisch leiten wird die Neuproduktion die finnische Dirigentin Susanna Mälkki, 48, die auch ihr Debüt an der Wiener Staatsoper feiern wird. Roland Geyer streut der Stabführerin bereits heute Rosen: „Sie wird in den nächsten zehn Jahren zur Elite gehören!“

Die Premiere, am 24. März 2018, um 19:00 Uhr, wird live von Radio Ö1 übertragen – auch der hauseigene Streamingdienst www.staatsoperlive.com wird senden.

Wir wollen nicht nur Oper spielen, wir wollen einen Blumenstrauß machen„, sagte Staatsoperndirektor Dominique Meyer. Anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten werden von der Wiener Staatsoper deshalb weitere Aktivitäten folgen: eine Ausstellung in den Pausen-Räumlichkeiten des Hauses ab 24. März 2018; ein Gespräch mit der Witwe des Komponisten, Lotte Ingrisch, in der Studiobühne Walfischgasse am 4. April 2018; eine CD-Neuerscheinung Mitte März mit der Aufnahme der Uraufführung von „Der Besuch der alten Dame“ aus dem Jahre 1971 – auch anlässlich des 90. Geburtstages von Kammersängerin Christa Ludwig, die als Claire Zachanassian brillierte.

Und die beiden Wiener Institutionen bieten auch ein attraktives Ticket-Angebot: Für eine gekaufte Eintrittskarte in einem der beiden Häuser gibt es beim Kauf eines Vollpreistickets in der jeweils anderen Spielstätte eine Ermäßigung von 30 Prozent. Opernfans die bereits beide Karten gekauft haben, können, bei Vorlage beider Eintrittskarten, einen Gutschein im Wert von 30 Prozent in Anspruch nehmen – entweder für die erworbene Karte in der Wiener Staatsoper oder jene im Theater an der Wien.

Jürgen Pathy (klassikpunk.de), 24. Januar 2018, für
klassik-begeistert.at

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