Verdis Rigoletto ist eine musikalisch ganz wunderbare Oper. Der Inhalt, eine junge Frau, die sich für ihren Vergewaltiger opfert, ist nicht mehr so ganz aktuell. Vielleicht fällt es deshalb den Akteuren schwer, sich in diese Rollen über das technisch-gesangliche hinaus einzubringen.
Hamburgische Staatsoper, 11. Februar 2022
Giuseppe Verdi Rigoletto
Jana Kurucová (Maddalena), Andrzej Dobber (Rigoletto), Nadezhda Pavlova (Gilda), Ioan Hotea (Herzog von Mantua), Tigran Martirossian (Sparafucile) (Foto: R.W.)
von Dr. Ralf Wegner
Der schallstarke Bariton Andrzej Dobber sang einen insgesamt guten Rigoletto, innerlich wirkte er aber unbeteiligt. Ihm fehlte beim Cortigiani oder beim Racheduett mit Gilda das Feuer, mit welchem früher Leo Nucci im Publikum zündelte, oder jene stimmliche Interpretationskunst, mit der Franz Grundheber in dieser Rolle das Publikum zu Beifallsstürmen hinriss.
Gilda war Nadezhda Pavlova, die 2021 als Donna Anna in Salzburg auf sich aufmerksam gemacht hatte. Für die Gilda erschien mir ihre silberhelle Stimme fast zu dramatisch, wenngleich die Koloraturen in der Eingangsarie Gualtier Maldé wunderbar perlten und sie für den Schlusston einen langen Atem hatte. Man wird auf sie gespannt sein dürfen, wenn sie ab Ende des Monats in Hamburg die Donna Anna singen wird.
Mit Ioan Hotea als Herzog hatte ich meine Schwierigkeiten. Nicht dass Hotea nicht zur schönen Tonproduktion (Obertöne) fähig war, insgesamt wirkte seine eher helle Stimme aber eng und war ständig durch unschöne Tontrübungen gekennzeichnet. Seine Schwierigkeit mit der Intonation ließ im Laufe des Abends leider nicht nach. Jana Kurucová sang eine sehr gute Maddalena, bei dem Bass Tigran Martirossian (Sparafucile) vermisste ich die Kraft in der Tiefe, zumindest drangen seine tiefen Töne nicht mehr an mein Ohr. Martin Summer als Fluch schleudernder Monterone blieb dagegen stärker haften. Von den Bläsern des Philharmonischen Staatsorchesters hatte man am Anfang den Eindruck, sie würden noch proben, das richtige Verdifeuer entlockte der musikalische Leiter Roberto Rizzi Brignoli seinem Orchester aber auch später nicht. Das wird sich in den Folgeaufführungen sicher bessern.
Die in Gelb- und Blautönen gehaltene Ausstattung (Wolfgang Gussmann) ist annehmbar, über die Inszenierung (Andreas Homoki) kann man hinwegsehen, sofern man die Schnabelmasken bzw. die lang gezogenen Nasen des Chores zu akzeptieren bereit ist.
Dr. Ralf Wegner, 12. Februar, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Giuseppe Verdi, „Rigoletto“, Royal Opera Covent Garden, London, klassik-begeistert.de
Daniels Anti-Klassiker 26: Giuseppe Verdi – „La donna è mobile“ aus „Rigoletto“ (1851)