Vielfältig und fantasievoll: Ausblick auf die 45. Dresdner Musikfestspiele vom 11. Mai bis 10. Juni 2022

Ausblick auf die 45. Dresdner Musikfestspiele vom 11. Mai bis 10. Juni 2022,  klassik-begeistert.de

Foto: Jan Vogler , Intendant © Marco Grob

Vielfältig und fantasievoll: Ausblick auf die 45. Dresdner Musikfestspiele vom 11. Mai bis 10. Juni 2022

von Pauline Lehmann

Unter dem Motto »Zauber« laden die Dresdner Musikfestspiele im Frühsommer zu 66 Konzerten an die Elbe. Ausgestattet mit einem Etat von 4,5 Mio. €, bringt das Festival nicht nur die Must-haves, sondern auch allerlei selten gehörte Kostbarkeiten aus sechs Jahrhunderten Musikgeschichte bis hin zu zwei Uraufführungen auf die Bühne. Dass es den Dresdner Musikfestspielen ein besonderes Anliegen ist, junge und freischaffende Künstler und damit verbunden eine kreative und innovative Musikszene zu fördern, übermittelt das Programm eindrücklich. Einen besonderen Höhepunkt – für die Künstler wie für das Publikum – bildet die »Cellomania 2.0«, ein Treffen namhafter Cellisten, welches nunmehr seine zweite Auflage erlebt.

Alles live und in Farbe

In der kommenden Saison möchte man in Dresden vor allem eins sein: spontan und authentisch. Routinen soll es keine geben. Und auch Streaming-Formate, mit denen der Intendant Jan Vogler und sein Team in den vergangenen zwei Jahren innovativ und erfolgreich im digitalen Raum präsent waren und ein Mehr an Publikum gewinnen konnten, sind für die kommende Saison nicht geplant.

Reichtum der Region

Stattdessen ist das Publikum eingeladen, den landschaftlichen und kulturellen Reichtum in und um Dresden zu entdecken. Für das Festival öffnen sich die Türen von Industriedenkmälern wie dem Alten Schlachthof und dem Zentralwerk, das im Zweiten Weltkrieg als Rüstungsfabrik genutzt wurde, der Theater und (Konzert-)Säle sowie der Kirchen und der Neuen Synagoge. Im Großen Garten laden der Palais und das Parktheater, ein barockes Heckentheater, zu Konzerten ein. Stadtauswärts führt die Festspielroute in die Gartenstadt Hellerau sowie an die Elbhänge – elbabwärts zum Schloss Wackerbarth und elbaufwärts zur Loschwitzer Kirche und zum Pillnitzer Schlosspark.
In neuem Gewand und auf alten Instrumenten: Mozarts »Zauberflöte« und Beethovens »Neunte« mit dem Dresdner Festspielorchester

Die 45. Festival-Saison startet mit einer Neuinszenierung der »Zauberflöte«. Der Regisseur Roman Coppola und der Videokünstler Marco Brambilla setzen Mozarts »große Oper« cineastisch in Szene, währenddessen das Dresdner Festspielorchester unter der Leitung von Jean-Christophe Spinosi auf historischen Instrumenten der Frage nachspürt, wie wohl die »Zauberflöte« für das Publikum bei der Uraufführung 1791 im Starhembergschen Freihaus auf der Wieden in Wien geklungen haben mag. Im Festspielfinale stehen Beethovens Fantasie für Klavier, Chor und Orchester in c-Moll sowie seine »Neunte« auf dem Programm.

»Cellomania 2.0« – eine Hommage an das Cello und an die Cellisten

In 19 Konzerten zeigt das Festival im Festival das Cello in seiner stilistischen Vielfalt. Mit der finnischen Cello-Rock-Band »Apocalyptica«, traditioneller persischer Musik und einem Jazz-Soiree sind auch die Cellisten alles andere als nur auf klassischen Pfaden unterwegs. Aber klassisch wirds natürlich auch: Zu erleben sind Sol Gabetta mit Werken von Felix Mendelssohn Bartholdy und Daniel Müller-Schott im Zusammenspiel mit der Organistin Iveta Apkalna. Mischa Maisky spielt das erste Cello-Konzert von Camille Saint-Saëns und Nicolas Altstaedt, Edgar Moreau und Peter Wispelwey lassen drei Cello-Konzerte des Bach-Sohns Carl Philipp Emanuel erklingen. Keinesfalls fehlen dürfen die zwölf Cellisten der Berliner Philharmoniker. Den Höhepunkt bildet die »Lange Nacht des Cellos« im Dresdner Kulturpalast.

Von London um die Welt und hin zum sächsischen Lokalkolorit – zwei Uraufführungen im Kulturpalast

2004 hatte der britische Komponist und Dirigent Thomas Adès (* 1971 in London) seine Oper »The Tempest« aus der Taufe gehoben, die sich im Libretto an William Shakespeares »Der Sturm« orientiert. Sein diesjähriges Auftragswerk für die Dresdner Musikfestspiele lehnt sich an seine Oper an. Die Suite, die ebenfalls den Namen »The Tempest« trägt, bringt der Brite zusammen mit dem London Philharmonic Orchestra in Dresden zur Uraufführung. Sein Musikerkollege, Felix Räuber, spürt dem Klang seiner sächsischen Heimat nach. Die von ihm komponierte und arrangierte »Sinfonie der Kulturen« kündigt sich als eine Melange aus Konzert, Film und Reportage an. Mit dabei sind der sorbische Chor »Lilija« und der Bergsteigerchor »Die Bergfinken«.

Sächsisch, Italienisch und von Welt

Welche Komponisten fallen Ihnen ein, wenn Sie an Dresden denken? Da wäre zum Ersten Heinrich Schütz, der seit 1617 bis zum seinem Tod 1672 in Dresden als Hofkapellmeister tätig war und das hiesige Musikleben während des Dreißigjährigen Krieges florieren ließ. Anlässlich seines 350. Todestages bringt das Sächsische Vokalensemble unter der Leitung von Matthias Jung Schütz’ »Geistliche Chormusik« von 1648 (dem Jahr des Kriegsendes und des Westfälischen Friedens) zu Gehör.

Im Jahr 1722 reiste der »Il divino Sassone« und spätere »Königlich Polnische und Kurfürstlich Sächsische Kapellmeister«, Johann Adolph Hasse, nach Neapel, um dort bei Nicola Porpora und Alessandro Scarlatti zu studieren. In der Loschwitzer Kirche lädt das Dresdner Barockorchester dazu ein, die sächsisch-italienische Musikwelt des 18. Jahrhunderts nachzuempfinden. Und dann gibt es da auch noch die Prinzessin Amalie von Sachsen, eine Kompositionsschülerin Carl Maria von Webers. Ihre Oper »Elvira« bringen die Dresdner Kapellsolisten unter der Leitung von Helmut Branny zu Gehör.

Orchestergastspiele: Namhafte Dirigenten und große Sinfonik

Das Orchester der Mailänder Scala und Riccardo Chailly haben Gustav Mahlers »Erste«, das Budapest Festival Orchestra unter Iván Fischer dessen »Vierte« im Gepäck. Paavo Järvi und das hr-Sinfonieorchester kommen mit Ludwig van Beethovens »Achter«, Andris Nelsons und die Wiener Philharmoniker mit Dmitri Schostakowitschs »Neunter« und Antonín Dvořáks »Sechster« nach Dresden. Und auch die beiden Dresdner Klangkörper dürfen nicht fehlen: Christian Thielemann dirigiert die Sächsische Staatskapelle mit Felix Mendelssohn Bartholdys tonmalerisch-stürmischer »Schottischer« und am Pult der Dresdner Philharmonie ist Kent Nagano mit Anton Bruckners »Sechster« zu Gast.

Weitere Informationen und Tickets gibt es auf der Webseite der Dresdner Musikfestspiele: https://www.musikfestspiele.com/de/musikfestspiele/

Pauline Lehmann, 11. Februar 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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