Hochkarätiges „Leipziger Allerlei“: Andris Nelsons gastiert mit dem Gewandhausorchester beim Musikfest Berlin

Musikfest Berlin, Gewandhausorchester Leipzig, Andris Nelsons  Dirigent  Philharmonie Berlin, 9. September 2022

Foto: Musikfest Berlin – Gewandhausorchester Leipzig, Leitung Andris Nelsons © Fabian Schellhorn

Wieder einmal haben sich die Musiker des Leipziger Gewandhausorchesters als wahre Virtuosen an ihren Instrumenten erwiesen. Großer, lang anhaltender Beifall dankt ihnen ihren Einsatz.

Musikfest Berlin, Philharmonie Berlin, 9. September 2022

Dmitri Schostakowitsch
Kammersymphonie c-Moll op.110a

Sofia Gubaidulina
Der Zorn Gottes

Ludwig van Beethoven
Symphonie Nr.7 A-Dur op.92

Gewandhausorchester Leipzig
Andris Nelsons  Dirigent

Philharmonie Berlin, 9. September 2022

von Peter Sommeregger

Das Musikfest Berlin ist immer eine willkommene Gelegenheit, auswärtige Orchester und Dirigenten kennenzulernen und sie auch einem kritischen Vergleich zu unterziehen.

An diesem 9. September 2022 war nun das Gewandhausorchester Leipzig mit seinem Chefdirigenten Andris Nelsons zu Gast. Dieses Orchester, das zurecht zu den traditionsreichsten und besten Europas gezählt wird, hatte ein sehr kontrastreiches, interessantes Programm mitgebracht.

Die Kammersymphonie von Dmitri Schostakowitsch basiert auf seinem 8. Streichquartett und wurde von Rudolf Barschai für großes Orchester eingerichtet, später von Schostakowitsch selbst autorisiert. Das Werk ist den „Opfern des Faschismus und des Krieges“ gewidmet. Dies erklärt den Ernst und die emotionale Tiefe des Werkes. Nelsons, der aktuell mit dem Boston Symphony Orchestra einen kompletten Schostakowitsch-Zyklus einspielt, spürt dieser anspruchsvollen Musik sensibel nach und es gelingt ihm eine dichte, authentische Interpretation.

Zur deutschen Erstaufführung kommt anschließend „Der Zorn Gottes“, eine Komposition der Doyenne der zeitgenössischen Komponistinnen, Sofia Gubaidulina. Ursprünglich diente es als Zwischenspiel in ihrem Oratorium „Von Liebe und Hass“, jetzt ist es in erweiterter Form ein eigenständiges Werk. Wie der Titel nicht anders vermuten lässt, ist es ein wuchtiges, groß instrumentiertes Werk, das speziell mit markanten Blechbläsern eindrucksvolle Akzente setzt. Auch hier kann das Leipziger Spitzenorchester seine Brillanz beweisen und beweist höchste Kompetenz auch für zeitgenössische Musik.

Die Komponistin im Halbprofil: Sofia Gubaidulina während einer Ausstellung in Berlin, 1986 (Foto: Jürgen Köchel, Sikorski Musikverlage)

Krönender Abschluss ist Beethovens 7. Symphonie, von Richard Wagner einmal als „Apotheose des Tanzes“ bezeichnet. Die beiden ersten Sätze des Werkes dirigiert Andris Nelsons noch verhalten breit und nachdenklich. Im dritten und noch stärker im letzten Satz treibt er das Orchester zu einem furiosen Hexensabbat an, die Musik funkelt und strahlt, die herausragend guten Streicher breiten einen leuchtenden Klangteppich aus, der das Publikum mitreißt, und am Ende förmlich in einen Aufschrei der Begeisterung mündet.

Am Rande registriert man, dass die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts  einen deutlich größeren Orchester-Apparat verlangt, als ihn Beethoven im 19. Jahrhundert für diese Symphonie benötigte.

Wieder einmal haben sich die Musiker des Leipziger Gewandhausorchesters als wahre Virtuosen an ihren Instrumenten erwiesen. Großer, lang anhaltender Beifall dankt ihnen ihren Einsatz.

Peter Sommeregger, 11. September 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Klassik AirLeben, Gewandhausorchester, Susanna Mälkki Leipzig 15./16.7.2022

CD-Rezension: STRAUSS, Gewandhausorchester Leipzig, Boston Symphony Orchestra, klassik-begeistert.de

CD-Rezension: Schostakowitsch, Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester Nr.1, Symphonie Nr.9, klassik-begeistert.de

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