Foto: © Neumayr/Leo
Das Programm der Salzburger Festspiele, das wegen des Coronavirus gekürzt werden musste, fällt üppiger aus als gedacht: Mit „Elektra“ und „Cosi fan tutte“ stehen gleich zwei Opernneuproduktionen am Programm. Das haben Präsidentin Helga Rabl-Stadler, die ihren auslaufenden Vertrag um ein Jahr verlängern dürfte, und Intendant Markus Hinterhäuser am Dienstag verkündet.
von Jürgen Pathy
„Elektra“ und „Così fan tutte“
„Elektra“, mit der die Festspiele am 1. August eröffnet werden, inszeniert der Pole Krzysztof Warlikowski. Die musikalische Leitung obliegt Franz Welser-Möst, der die Wiener Philharmoniker dirigieren wird. Asmik Grigorian, die 2018 als Salome eingeschlagen hat wie eine Bombe, singt die Titelpartie. Die zweite Oper, ebenfalls eine Neuproduktion, liegt in der Hand von Christof Loy. Der deutsche Regisseur inszeniert Mozarts „Così fan tutte“. Dirigieren wird mit Joana Mallwitz eine Newcomerin, die 2019 von der Fach-Zeitschrift Opernwelt zur Dirigentin des Jahres gewählt wurde. Marianne Crebassa singt die Dorabella.
Jedermann und zwei Uraufführungen
Für Freunde des Theaters setzt man zwei Uraufführungen aufs Programm: Peter Handkes „Zdenek Adamc“ und „Everywoman“ von Milo Rau. Selbstverständlich nicht fehlen darf der „Jedermann“. Hugo von Hofmannsthals Spiel vom Sterben des reichen Mannes, mit dem die Festspiele vor 100 Jahren aus der Taufe gehoben wurde, steht 14 Mal auf dem Programm. In der Titelrolle: Tobias Moretti.
Konzerte, Liederabende und Solistenkonzerte
Große Namen stehen auch am Pult der Wiener Philharmoniker, die seit der Gründung der Festspiele eng mit Salzburg verwurzelt sind. „Ohne die Wiener Philharmoniker gäbe es zwar Festspiele in Salzburg, aber es wären nicht die Salzburger Festspiele“, formuliert es Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler treffend. Unter Andris Nelsons wird Mahlers 6. Sinfonie gespielt. Riccardo Muti bringt Beethovens 9. auf den Plan. Unter der Leitung des Venezolaners Gustavo Dudamel werden Werke von Strawinsky und Liszt erklingen. Und Christian Thielemann, der 2019 zum ersten Mal das Neujahrskonzert leiten durfte, wird Bruckners 4. und Wagners Wesendonck-Lieder (Elīna Garanča, Mezzosopran) dirigieren.
Orchester zu Gast in dieser Saison: Das ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter Kent Nagano. Das West-Eastern Divan Orchester, das unter der Leitung seines Gründers Daniel Barenboim Werke von Richard Wagner, Schönberg und Beethoven spielen wird. Und die Berliner Philharmoniker, die am 30. August den Schlusspunkt der Festspiele 2020 setzen werden. Unter der Leitung ihres Chefdirigenten Kirill Petrenko werden sie Mendelssohns 1. Sinfonie und Beethovens 3. Klavierkonzert spielen. Als Solist am Klavier: Daniil Trifonov, der auch in einem Solistenkonzert auftreten wird.
Ansonsten ist das Programm ebenfalls reichhaltig geschmückt mit Namen, die sich lesen wie das Who-is-Who der Musikwelt. Immerhin ist es Markus Hinterhäuser gewesen, der den Slogan geprägt hat: Die Salzburger Festspiele sind das „Epizentrum des Besonderen“. Grigory Sokolov, Arcadi Volodos, Andras Schiff, Martha Argerich, Daniel Barenboim und Igor Levit treten in Solistenkonzerten auf. Mit dem Belcea-Quartet und dem Hagen-Quartett sorgen zwei Formationen, die seit Jahrzehnten an der Spitze stehen, für Kammermusik. Cecilia Bartoli singt u.a. Werke von Georg Friedrich Händel, Anna Netrebko und Gatte Yusif Eyvazov Auszüge aus Tschaikowskys „Pique Dame“, „Eugen Onegin“ und „Iolanta“, und Matthias Goerne Lieder von Ludwig van Beethoven.
Das vollständige Programm gibt es auf der Homepage der Salzburger Festspiele. Der allgemeine Kartenvorverkauf beginnt am 13. Juli.
Jürgen Pathy (klassikpunk.de), 9. Juni 2020, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Kleine Korrektur:
Die Elektra wird nicht Asmik Grigorian, sondern Ausrine Stundyte singen. Grigorian ist als Chrysothemis besetzt.
Peter Sommeregger
Vielen Dank! In der Flut an Informationen, die ich in so kurzer Zeit verarbeiten musste, passieren schon Mal Fehler! Der Wald wird vor lauter Bäumen manchmal etwas unscharf.
Jürgen Pathy
Vielen Dank für die sehr informative Berichterstattung über die Salzburger Festspiele, deren Kunde man sich nur mit sehr viel Geduld und intensiver Nachforschung teilweise unzureichend erarbeiten konnte. Übrigens war auch ich der Ansicht, dass die hervorragende Sängerin Asmik Grigorian die Partie der Elektra singt. Wäre mir viel lieber gewesen.
Ich hoffe, ich bekomme überhaupt eine Karte !
Dr. Doris Sina