„Ein musikalisches Ereignis der Sonderklasse.“
– Alt-Bundespräsident Dr. Heinz Fischer –
„Es war eine große Freude und Ehre, an diesem Haus arbeiten zu dürfen. Es war aber auch eine Freude, in diesem Land zu arbeiten, in dieser Stadt. Und auch wenn ich von keiner Regierung bestellt bin: Ich werde immer ein Botschafter Wiens bleiben!“
– Operndirektor Dominique Meyer –
Wiener Staatsoper, 27. Juni 2020
Galakonzert des jungen Ensembles
Foto: Daniela Fally und Marco Armiliato, (c) M. Pöhn
von Andreas Schmidt
Was ist die größte Hinterlassenschaft, die der Wiener Staatsoperndirektor Dominque Meyer seinem Nachfolger Bogdan Roščić übergibt? Das Galakonzert in der Wiener Staatsoper gab am Samstagabend eine ganz klare und beeindruckende Antwort: das Gesangsensemble.
Leider durften nur 100 Zuhörer dabei sein. Die Sänger und Musiker hätten 10.000 verdient gehabt. Es war ein Abend, wie man ihn im Leben leider nur sehr, sehr selten erleben darf. Es war ein Abend von erlesener Güte, ja Göttlichkeit.
Der Franzose Meyer wird künftig die Geschicke des Teatro alla Scala in Milano leiten. Sein aufmerksames Wirken in Wien mit Hirn, Herz und Humor werden unvergessen bleiben. Am eindrucksvollsten verbleibt sein Hörvermögen: Fast alle aktuellen Ensemblemitglieder hat Meyer persönlich für das Haus am Ring gewonnen. Heute ist es das – mit Abstand – beste Ensemble der Welt.
Jede Sängerin, jeder Sänger könnte in (fast) allen Häusern dieses Planeten größere und große Aufgaben übernehmen. Sie sind der Anker, das Fundament, der Garant dafür, dass die Wiener Staatsoper so viele Aufführungen im Jahr auf die Beine stellt wie kein anderes Opernhaus auf allen Kontinenten. KLASSIK-BEGEISTERT.DE BERICHTET MORGEN ÜBER DIE WUNDERBAREN STIMMEN UND DAS WUNDERBARE STAATSOPERNORCHESTER.
Dominique Meyer ist ein Opern- und Klassikliebhaber der alten Schule, ein Mann der die Musik fühlt und spürt, ein Maniac, der schon als Student fast jeden Abend in die Pariser Oper ging. Leider gibt es nur noch wenige Operndirektoren, die selbst sicher erfassen können, welche Stimme gut, welche sehr gut und welche herausragend ist. Meyer kann es im Schlaf.
Unfassbar war auch seine Präsenz, er arbeitete nicht nur den ganzen Tag in seinem Haus, hörte morgens die Proben und abends die Aufführungen, begrüßte sehr oft die Gäste in der Eingangshalle per Handschlag und hatte für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein offenes Ohr hatte. (Ich habe den Hamburger Opernintendanten Georges Delnon bei meinen sehr regelmäßigen Opernbesuchen noch nie in einer Vorstellung gesehen, außer zu Premieren.)
Natürlich verrichtet Meyer seine Arbeit in angemessener Kleidung, also im Anzug und mit Krawatte. (Der Schweizer Delnon kommt oft mit T-Shirt und zerschlissenen Hosen in das Hamburger Haus an der Dammtorstraße.)
Das Ergebnis: Wien ist DAS Opernhaus dieses Planeten mit einer Auslastung bei fast 100 Prozent. Hamburg war mal Weltklasse und hat mittlerweile ein unauffälliges Opernhaus in Europa mit schwacher Auslastung von real 60 Prozent.
Dominique Meyer verglich das Suchen nach außergewöhnlichen Stimmen – und für die gehen die Menschen ja primär in eine Oper, das vergessen leider viele Intendanten – mit dem Suchen nach Steinpilzen. „Manchmal findet man welche und manchmal nicht.“ Auch wenn er nichts finde, sei er zufrieden, denn das Steinpilzsammeln mache ja Freude. „Und dann gibt es Tage, da finde ich an einem Tag drei phantastische Sänger, wie einmal bei einem Wettbewerb in Deutschland: Jongmin Park, Jinxu Xiahou und Olga Bezsmertna.“
Nach dem frenetisch umjubelten „Galakonzert des jungen Ensembles“ wurden Staatsoperndirektor Dominique Meyer und der langjährige kaufmännische Geschäftsführer Thomas Platzer zu Ehrenmitgliedern der Wiener Staatsoper ernannt.
Die Ehrung in Anwesenheit des Orchesters der Wiener Staatsoper, der Dirigenten des Abends, Marco Armiliato und Adam Fischer – sowohl das Orchester als auch die beiden Dirigenten sind Ehrenmitglieder des Hauses –, den Solistinnen und Solisten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses erfolgte auf offener Bühne durch Bundestheater-Holding- Geschäftsführer Christian Kircher. Die Laudationes hielten der ehemalige östereichische Bundespräsident Dr. Heinz Fischer (auf Dominique Meyer) und Direktor Dominique Meyer (auf Thomas Platzer).
Dr. Heinz Fischer lobte den Abend als „musikalisches Ereignis der Sonderklasse. Wien lebt von der Musik. Es war immer zu spüren, mit welchem Elan, mit welcher Freude und mit welcher Begeisterung“ Dominique Meyer seine Tätigkeit ausübte.“
Für den Franzosen war der Abend sein Abschied nach zehn Jahren als Direktor im Haus am Ring. „Es war eine große Freude und Ehre, an diesem Haus arbeiten zu dürfen. Es war aber auch eine Freude, in diesem Land zu arbeiten, in dieser Stadt. Und auch wenn ich von keiner Regierung bestellt bin: Ich werde immer ein Botschafter Wiens bleiben!“
Andreas Schmidt, 28. Juni 2020, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.de
P.S.: Großen Applaus und Standing Ovations gab es von den (derzeit zugelassenen) 100 Besucherinnen und Besuchern nicht nur für die Solistinnen und Solisten Mariam Battistelli, Olga Bezsmertna, Andrea Carroll, Hila Fahima, Daniela Fally, Rachel Frenkel, Margarita Gritskova, Stephanie Houtzeel, Zoryana Kushpler, Valentina Naforniţă, Margaret Plummer, Chen Reiss, Valeriia Savinskaia, Svetlina Stoyanova, Ileana Tonca, Szilvia Vörös, Alessio Arduini, Benjamin Bruns, Sorin Coliban, Thomas Ebenstein, Ryan Speedo Green, Samuel Hasselhorn, Peter Kellner, KS Tomasz Konieczny, KS Benedikt Kobel, Michael Laurenz, Josh Lovell, Leonardo Navarro, Igor Onishchenko, Jongmin Park, Adam Plachetka, Clemens Unterreiner, Jinxu Xiahou sowie Orhan Yildiz, für das Orchester und die Dirigenten, sondern auch für die neuen Ehrenmitglieder des Hauses.
Konzert der Ensemblemitglieder: Che Gelida Manina Wiener Staatsoper, 24. Juni 2020
Das Ensemble von Dominique Meyer ist großartig. Aber leider sind ca. 80% in der neuen Spielzeit nicht mehr dabei. Für mich und Fans unverständlich.
Maria Schröder