Die SONNTAG-PRESSE – 13. Februar 2022

Die SONNTAG-PRESSE – 13. Februar 2022

Foto: 2022 Il turco in Italia – I. Lungu – © W.Hösl

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die SONNTAG-PRESSE – 13. Februar 2022

München/Nationaltheater
Belcanto-Festival in der Bayerischen Staatsoper: Clash der Kulturen in „Il turco in Italia“
Als ich zum ersten Mal von „Il turco in Italia“ gehört habe, musste ich unweigerlich an Stings „Englishman in New York“ denken. Sicher handelt es sich hier um ein komplett anderes musikalisches Genre, zeigt es aber, dass der Stoff der 1814 in der Mailänder Scala uraufgeführten Opera buffa nichts an Aktualität eingebüßt hat.
Von Dr. Petra Spelzhaus
Klassik-begeistert.de

„Il turco in Italia“: Wenn Funken fliegen
Rossinis komische Oper „Il turco in Italia“ neu besetzt im Nationaltheater.
Münchner Abendzeitung

Wagner Film
Wagnerianer? Auch nur Menschen!
Axel Brüggemann hat für seinen Versuch, dem Phänomen Bayreuth und dessen Erfinder nachzuspüren, nicht nur Künstler befragt. Damit kam er erstaunlich weit.
https://www.diepresse.com/6098280/wagnerianer-auch-nur-menschen

Berlin
Berliner Philharmoniker: Ziemlich ferne Freunde
Chefdirigent Kirill Petrenko dirigiert bei den Berliner Philharmoniker Werke von Suk und Brahms. Pianist Andras Schiff ist der Solist des Abends.
Tagesspiegel.de

München
Wenn der Lappen unten bleibt
Umbesetzung, Verschiebung, Absage: Für Bayerns Intendanten wird jede Aufführung zur Herausforderung.
SueddeutscheZeitung.de

Nürnberg
Ersatz-Oper in Nürnberg auf Nazi-Gelände – „Nicht nur Interimsspielstätte“
Die Nürnberger Oper zieht übergangsweise auf das ehemalige NS-Reichsparteitagsgelände – eine umstrittene Entscheidung. Die nächste Debatte steht schon bevor: Was passiert, wenn die Oper wieder in die Innenstadt zieht?
NeueMusikzeitung/nmz.de

Mailand
«Welch Feuer, welche Intensität – ein Genie!» – wie Toscaninis Reise nach Amerika die Mailänder Scala rettete (Bezahlartikel)
NeueZürcherZeitung

Tonträger
Tonkünstler-Orchester bringt neue CD heraus
Am 14. Februar erscheint die CD „Alle Tage und Violinkonzert“. Darauf ist Musik von Thomas Larcher zu hören.
Kurier.at

Salzburg
Die Mozartwoche: Wirklich unrettbar?
… Intendant Rolando Villazón hat das Total-Storno Anfang Jänner mit düsteren Prognosen begründet: Die Omikronwelle würde sich bis Monatsende auf ein Höchstmaß türmen; pro Berufssparte könnten 20 Prozent ausfallen, strikte Maßnahmen drohen.
WienerZeitung.at

Linz
Klassikstars in Linz.
Brucknerfest unter dem Motto „Visionen“
„Visionen – Bruckner und die Moderne“ lautet das Motto des heurigen Linzer Brucknerfests, das von 4. September bis 11. Oktober 33 Veranstaltungen an zehn Spielstätten abwickeln wird. Highlights sind u. a. die Auftritte der Dirigenten Franz Welser-Möst und Christian Thielemann, Wolfgang Böck beendet seinen Zyklus.
https://www.krone.at/2625049

Links zu englischsprachigen Artikeln

Streams
Dutch National Opera to Stream Haydn’s “Missa in tempore belli”
operawire.com

Berlin
A Shape-Shifting Opera Singer, With a Debut to Match Marlis Petersen, one of the greatest acting talents in opera, prepares for Janacek’s “The Makropulos Case” in Berlin.
https://www.nytimes.com/2022/02/11/arts/music/marlis-petersen-soprano.html

London
The week in classical: Alcina; Bajazet; Pavel Kolesnikov – review
TheGuardian.com

Boston
Bronfman brings power and poetry as Jordan makes a dynamic BSO debut
bostonclassicalreview

Titanic Rachmaninov, Supercharged Prokofiev Philippe Jordan / BSO
https://www.classical-scene.com/2022/02/11/titanic-supercharged/

Baltimore
Music of Wagner returns in style to Baltimore Symphony with Conlon, Goerke
washingtonclassical-review

Chicago
Philip Glass at 85: He left Chicago more than six decades ago. But Chicago never left him.
The CSO is finally playing one of his symphonies.
chicagotribune.com

With a new Ravinia contract in pocket, Alsop pumps up the volume with CSO
chicagoclassicalreview

Cleveland
Cleveland Orchestra goes above and beyond in program with conductor Herbert Blomstedt
cleveland.com

Charleston
To Lure Back Audiences, Spoleto Festival Plans an Ambitious Season
The performing arts group in Charleston, S.C., will host 120 events in May and June, its first full season since the start of the pandemic.
https://www.nytimes.com/2022/02/11/arts/music/spoleto-festival-season.html

Recordings
Irina Lungu, Sherezade Panthaki & Benjamin Appl Lead New CD/DVD Releases
operawire.com

Paul Hindemith: Symphony “Mathis der Maler’, Nusch-Nuschi-Tanze & Sancta Susanna
(Vienna Radio Symphony Orchestra, Marin Alsop)
limelightmagazine

Classical home listening: Haydn2032 Volume 11;
Martin Suckling; Alan Bush Giovanni Antonini’s epic Haydn cycle continues to thrill; the Scottish composer goes to the dark side; and remembering a British musical outsider
The Guardian.com

Feuilleton
Chopin’s legacy: the enduring appeal of the remarkable composer
classicalmusic.com

Ballett/ Tanz

Wien
Stimmhaftes Tanz-Solo: „Alalazo“ als Bauchfleck oder Abgesang
Die Wiener Choreografin Veza Fernández stellt im Brut-Theater ein neues Stück vor, das nach der altgriechischen Personifikation des Kriegsgeheuls benannt ist
DerStandard.at

Sprechtheater

Theater
Rabenhof-Theater-Chef Gratzer: „Den Regierenden ist die Kultur völlig egal“
DerStandard.at

Semmering
Grand plaisir: Reichenau und Scharmützel rund um die Adlitzgräben Bezahlartikel
Trenklers Tratsch: Die Hotelbesitzer gehen in der Semmering-Region eine heilige Allianz mit den Kulturveranstaltern ein
Kurier.at

Wien
Kabarettist und Schauspieler Josef Hader wird 60
Am Montag feiert der österreichische Kabarettist und Schauspieler Josef Hader seinen 60. Geburtstag. Man könnte meinen, dieser Mann hat die Arbeit nicht erfunden: Ganze 17 Jahre hat sich Josef Hader Zeit gelassen, bis er im vorigen Sommer mit „Hader on Ice“ ein neues Solo auf die Bühne gestellt hat.
https://www.vienna.at/kabarettist-und-schauspieler-josef-hader-wird-60/7288609

Film/TV/Medien

Berlinale
Großer Auftritt für den österreichischen Film
Von Ulrich Seidl bis Ruth Beckermann: Die Berlinale zeigt gleich fünf heimische Filme in ihren wichtigsten Sektionen.
WienerZeitung.at

Velden
Promischar bei Trauerfeier: Karl Spiehs beigesetzt
Zahlreiche Freunde aus der Welt des Films gaben am Samstag dem Wahlkärntner die letzte Ehre und tauschten Erinnerungen aus. Das Requiem zelebrierte Altbischof Egon Kapellari.
Kleine Zeitung

„Inventing Anna“: Eine Hochstaplerin, so arrogant wie sonst nur Superreiche
Mit „Inventing Anna“ startet ein Prestigeprojekt für Netflix: Die erfolgreiche Fernsehmacherin Shonda Rhimes verfilmte die wahre Geschichte der Betrügerin Anna Delvey, die New Yorks High Society narrte. Noch im Gefängnis verkaufte sie die Rechte an ihrer Geschichte.
DiePresse.com
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Unter’m Strich

Royals: Prinz Harry und Meghan Markle – Wieso riecht es bei ihnen nach Verwesung?
Alle Royal-Neuigkeiten im Ticker
o.k.-magazin

Österreich
Wolfgang Mückstein, der angstbehaftete Gesundheitsminister Bezahlartikel
Warum der einst flotte Newcomer ein Schattendasein führt
Kurier.at

Kriegstreiber Joe Biden: Der US-Präsident ist gefährlicher, als wir glauben. Wer stoppt ihn?

Alle Welt berichtete über Joe Bidens markige Ansage nach dem Treffen mit dem deutschen Kanzler: Falls Russland in die Ukraine einmarschiere, werde es keine Pipeline Nord Stream 2 geben.
Niemand erwähnte, was folgte: Eine Reporterin fragte, wie die USA das anstellen würden, handele es sich doch um ein deutsches Projekt unter deutscher Kontrolle.
Biden: «Ich verspreche Ihnen, wir sind in der Lage, das zu tun.»
Und Olaf Scholz? Stand daneben und grinste.
Weltwoche.de/daily

INFOS DES TAGES (SONNTAG, 13. FEBRUAR 2022)

INFOS DES TAGES (SONNTAG, 13. FEBRUAR 2022)

Quelle: onlinemerker.com

Cincuentañero! Hochkarätige KünstlerInnenschar gratuliert Roland Villazón am 21. Februar 2022 in Salzburg

Rolando Villazón feiert im Februar 2022 seinen 50. Geburtstag. Der Künstlerische Leiter der Stiftung Mozarteum Salzburg und Intendant der Mozartwoche lässt es sich nicht nehmen seinen „Runden“ in Mozarts Geburtsstadt mit einem hochkarätigen Benefiz-Galakonzert am 21. Februar 2022 zu zelebrieren. Der Abend ist eine Benefizveranstaltung zugunsten der Internationalen Stiftung Mozarteum, die von der Covid-19-Pandemie finanziell schwer getroffen wurde.

Rolando Villazón begrüßt berühmte WegbegleiterInnen wie Daniel BarenboimPlácido DomingoRegula MühlemannCharles CastronovoMagdalena KoženaMichael VolleFatma Said u. v. m. zu einem festlichen Galakonzert im Haus für Mozart am Vorabend seines 50. Geburtstags. Durch den Abend führt ORF-Kulturlady Barbara Rett. Die Camerata Salzburg spielt unter der Leitung von Giedrė Šlekytė. Auf dem Programm stehen natürlich Werke von Mozart aber auch Beliebtes und Gerngehörtes aus Oper, Operette, Zarzuela sowie populäre Lieder aus Europa und Mexiko.

¡Cincuentañero! Rolando Villazón wird 50
Benefiz-Galakonzert zugunsten der Stiftung Mozarteum Salzburg
Wann: Montag, den 21. Februar 2022 um 19.30 Uhr
Wo: Haus für Mozart, A-5020 Salzburg

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WIENER STAATSOPER: ANNA BOLENA

Diana Damrau vor der gestrigen ersten Vorstellung:

Ich freue mich auf die heutige Premiere von Anna Bolena an der Wiener Staatsoper! Toi, toi, toi an alle Kollegen und das ganze Team!! 👑❤️

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Probenfoto: Diana Damrau (Anna Bolena). Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

ZU INSTAGRAM

Diana Damrau (Anna Bolena)

Ekaterina Semenchuk (Giovanna Seymour)

Pene Pati (Lord Riccardo Percy)

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Probenfoto: Ekaterina Semenchuk (Giovanna Seymour). Foto Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

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MONTAG STREAM „DIE TOTE STADT AUS DER WIENER STAATSOPER

Zum Bericht über die dritte Vorstellung am 11.2.2022 (Walter Nowotny)

Link zu „Die tote Stadt Stream“ am 14.2.

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https://play.wiener-staatsoper.at/
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GRÜSSE AUS RUSSLAND VON GÜNTHER GROISSBÖCK UND DER PIANISTIN SASCHA GOLOUBITSKAIA

Spaziergang in Moskau (10 Fotos)

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ZU INSTAGRAM mit 10 Fotos

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Der Schriftzug bedeutet „Propaganda“

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BONN: Mit dem Projekt FOKUS ´33 fragt die Oper Bonn nach verschwundenen und vergessenen Werken
(Werner Häußner)

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Das Foto zeigt eine Szene aus Rolf Liebermanns „Leonore 40/45“. Foto: Thilo Beu

Ist das Bessere ein Feind des Guten? Das mag sein, aber was ist „das Bessere“? Sicher ist etwa Mozarts Meisterschaft unbestreitbar und ein Werk wie „Don Giovanni“ unerreicht. Aber ist, weil Mozart auf dem Feld der Komposition in seiner Zeit unschlagbar war, Antonio Salieris beißende politische Satire – etwa in dem in Würzburg vor fast 25 Jahren leider folgenlos entdeckten „Cublai, Gran Khan dei Tartari“ – auf ihre Art nicht auch unübertreffbar? Oder Salieris nachtschwarz-depressive Sicht auf Macht in „Axur, Re d’Ormus“? Gerade unter der multiperspektivischen Betrachtungsweise geistesgeschichtlicher Zusammenhänge im 21. Jahrhundert relativiert sich die Frage nach dem „Guten“ und dem „Besseren“ schnell.

Die Oper Bonn hat ein Projekt ins Leben gerufen, das sich dieser Frage für das erste Drittel des 20. Jahrhunderts stellt, und zwar unter der Perspektive des Verschwindens, Vergessens und Verbleibens. Die Zeit zwischen dem fin de siècle und dem kulturellen Bruch durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten ist für die Oper ein seither wohl nicht mehr erreichter kreativer Höhepunkt. Zwischen Vollendung spätromantischer Raffinesse und Beharren im Wagnerismus (Erich Wolfgang Korngold, Eugen d’Albert, Cyrill Kistler), Verschmelzung von Tradition und behutsamen Aufbrüchen (Engelbert Humperdinck, Siegfried Wagner), Streben nach unerhörten Gestaden von Klang und Harmonik (Franz Schreker, Ferruccio Busoni) und radikalen neuen Konzepten (Arnold Schönberg, Alban Berg, Kurt Weill) öffnet sich ein beispielloses Spektrum formaler Experimente, musikalischer Ausdrucksweisen und theatraler Innovationen.

Dass davon im Repertoire der Nachkriegszeit lange nur der Monolith Richard Strauss überlebt hat, ist auf viele Ursachen zurückzuführen; die Ausschließlichkeit, mit der andere Komponisten daraus verbannt blieben, kann aber durch Qualität allein nicht erklärt werden. Das zeigte sich in den letzten 50 Jahren immer dann, wenn gelungene Produktionen ein vergessenes Werk dieser Epoche zur Diskussion stellten – von John Dews in Bielefeld begonnenem Einsatz für Franz Schreker über Peter P. Pachls hingebungsvolle Befassung mit Siegfried Wagner bis hin zur Wiederentdeckung Manfred Gurlitts in Trier oder Hans Gáls in Osnabrück.

Pioniertaten ohne Echo

Warum aber blieben solche Pioniertaten meist ohne Echo? Wie funktionieren die Mechanismen des Vergessens und Bewahrens? Mit der Reihe „Fokus ´33“ will die Oper Bonn dieser Frage nicht nur wissenschaftlichen nachgehen – das gab es schon öfter –, sondern das Rechercheprojekt ins lebendige Theater holen: Szenische Aufführungen von Werken, die nach 1933 oder ab 1945 aus den Spielplänen verschwanden oder in diesem Zeitraum entstanden und erst danach überhaupt zur Uraufführung gelangten, sind in den Spielzeiten 2021/22 und 22/23 und auch darüber hinaus geplant. Gefördert wird das Projekt mit rund 1,2 Millionen Euro durch das Land NRW und das Förderprogramm „Neue Wege“.

Das ehrgeizige Unterfangen kann sich in Bonn auf eine länger anhaltende Tradition stützen, aus der zum Beispiel Aufführungen von Eugen d’Alberts „Der Golem“ (2009/10), Franz Schrekers „Irrelohe“ (2010/11), Paul Hindemiths Einakter-Triptychon (2012/13), Emil Nikolaus von Rezniceks „Holofernes“ (2015/16) oder Hermann von Waltershausens „Oberst Chabert“ (2017/18) zu nennen sind. Bei allen Werken konnte die behauptete Aktualität eingelöst werden – und wäre es einmal nicht gelungen, hätte sich auch aus dem Anachronismus, der geistigen Ferne zu unserer Gegenwart, dem Widerstand gegen den Zeitgeist ein Erkenntnisgewinn oder eine Kontrasterfahrung gewinnen lassen.

Die „Fokus ´33“-Reihe begann im Herbst 2021 mit zwei gegensätzlichen Produktionen, Richard Strauss‘ „Arabella“ von 1933 mit einem immer wieder in Kitschverdacht geratenen Stoff aus der Feder Hugo von Hofmannsthals, den man getrost als Beispiel für Verdrängung betrachten kann. Und Rolf Liebermanns „Leonore 40/45“, einem Skandalstück der fünfziger Jahre, das in einer bildmächtigen Regie von Jürgen R. Weber und in der mit Symbolen und Chiffren spielenden Ausstattung von Hank Irwin Kittel eine frappierende Aktualität an den Tag legte.

Weber gestaltete das „Fraternisierungsdrama“ zwischen einem deutschen Wehrmachtssoldaten und einer jungen Französin als einen Zirkus nationaler Symbole, als schräge Revue voll ironischer Anspielungen, von Beethoven und Dürer bis zur Marianne und dem gallischen Hahn. Und Dirigent Daniel Johannes Mayr gewann dem Zwölftöner Liebermann überraschend sinnliche Seiten ab. Ein treffendes Beispiel, wie aus der Ablage der Operngeschichte eine Akte hervorgeholt wird, die sich als aufschlussreich für die Gegenwart erweist.

Fränkischer Freiherr und chinesischer Dichter: Li-Tai-Pe

Ab 22. Mai 2022 wird die „Fokus“-Reihe fortgesetzt mit dem 1920 in Hamburg uraufgeführten Dreiakter „Li-Tai-Pe“ des im fränkischen Wiesentheid geborenen Freiherrn Clemens von und zu Franckenstein, einem Schüler Ludwig Thuilles, Generalintendant der Münchner Hofoper und ab 1924 bis 1934 der Bayerischen Staatsoper. Das Werk über den chinesischen Lyriker des 8. Jahrhunderts genoss bis zur Schließung der Theater 1944 ungebrochene Beliebtheit, verschwand danach jedoch völlig hinter dem Horizont der Geschichte. Regisseurin Adriana Altaras und Hermes Helfricht als Dirigent werden die Frage beantworten müssen, warum sich der Blick auf ein so nachhaltig vergessenes Werk jenseits der puren Entdeckerfreude heute wieder lohnen kann.

Zuvor schweift die Oper Bonn fast ein Jahrhundert weiter zurück: 1843 schrieb der damalige preußische Generalmusikdirektor Giacomo Meyerbeer ein deutschsprachiges Singspiel mit Szenen aus dem Leben Friedrichs II. „Ein Feldlager in Schlesien“ war in seiner originalen Fassung bisher so gut wie nicht bekannt. Die kritische Edition des Stuttgarter Mathematikers und Opernspezialisten Volker Tosta bietet nun die Grundlage, mit dem ungewöhnlichen Singspiel einen Meyerbeer jenseits seiner „grand opéra“ kennenzulernen. Die wohl erste Aufführung seit 130 Jahren ist dem Regisseur Jakob Peters-Messer anvertraut, am Pult steht Generalmusikdirektor Dirk Kaftan. Premiere ist am 13. März.

Franchetti und Schreker in der Spielzeit 22/23

In der kommenden Spielzeit wird die „Fokus“-Reihe fortgesetzt. Eine veritable Wiederentdeckung ist die seit 1945 nicht mehr gespielte erste Oper von Alberto Franchetti, „Asrael“. Als Jude war der Sohn eines wohlhabenden Turiner Bankiers im faschistischen Italien am Ende seines Lebens gefährdet; die Nachkriegszeit verbannte ihn in die Vergessenheit. Ein Schattendasein fristet in der „Schreker-Renaissance“ der letzten Jahrzehnte – die freilich oft nur ein punktuelles Wiederaufflackern des Interesses bedeutet – die Oper „Der singende Teufel“. Nach einer aufsehenerregenden, aktualisierenden Bearbeitung von John Dew in Bielefeld ist die Originalgestalt des 1928 in Berlin uraufgeführten Werks bis heute kaum oder gar nicht mehr gespielt worden.

Doch auch jenseits dieser Reihe macht die Oper Bonn unter ihrem Generalintendanten Bernhard Helmich mit spannenden Produktionen jenseits des gängigen Repertoires auf sich aufmerksam. So mit der Uraufführung der Familienoper „Iwein Löwenritter“ von Moritz Eggert auf einen Stoff von Hartmann von Aue, von Felicitas Hoppe für ein heutiges Publikum erzählt. Und ab 10. April steht als Fortsetzung des vor acht Jahren begonnenen Zyklus‘ von Giuseppe Verdis frühen Opern der in Deutschland kaum gespielte „Ernani“ nach Victor Hugo auf dem Spielplan. Will Humburg dirigiert, die Regie führt Roland Schwab, der soeben in Essen mit Puccinis „Il Trittico“ eine so sinnlich überzeugende wie reflektiere Arbeit auf die Bühne des Aalto-Theaters gestellt hat. Es lohnt sich also, nach Bonn zu fahren!
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Deutsche Oper am Rhein: Junge Oper Urban präsentiert die zweite Uraufführung im UFO

„Als wir nicht wussten wer wir waren“, das neue Stück für alle ab 8 Jahren, kommt am Dienstag, 15. Februar 2022, 11.00 Uhr, im UFO in Düsseldorf-Garath zur Uraufführung.

Es gibt noch Karten für zwei Familienvorstellungen am 20. Februar.

 Seit die Deutsche Oper am Rhein mit ihrem Projekt „UFO – Junge Oper Urban“ im Düsseldorfer Stadtteil Garath gelandet ist, entsteht dort in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kooperationspartner Anne-Frank-Haus an der Stettiner Straße 114 ein neues Musiktheaterstück für alle ab 8 Jahren: „Als wir nicht wussten wer wir waren“ kommt am Dienstag, 15. Februar, 11.00 Uhr, zur Uraufführung. Erzählt wird die Geschichte einer Freundschaft: Ein Mädchen läuft von zuhause weg, weil es dort nicht mehr zum Aushalten ist. Eine alte Dame schreibt einen Erinnerungszettel nach dem anderen, um sich selbst nicht zu vergessen. Die Welt der beiden ist aus den Fugen geraten – bis zu dem Tag, an dem sie sich begegnen. Auf ihrem gemeinsamen Weg entdecken sie die Wirklichkeit der jeweils anderen und auch, dass sie zusammen weniger allein sind.

Morenike Fadayomi, Sopranistin im Ensemble der Deutschen Oper am Rhein, übernimmt die Partie der Operndiva Gabriella und die junge Musical-Darstellerin Florentine Kühne spielt die 10-jährige Nicky. Zusammen mit einem Cellisten der Düsseldorfer Symphoniker werden sie das UFO unter der Musikalischen Leitung von Dagmar Thelen am Klavier zum Klingen bringen. Bis zum 25. Februar folgen neun Aufführun­gen für Familien mit Kindern und Schulklassen. Noch sind Karten für die beiden Familienvorstellungen am Sonntag, 20. Februar 2022, um 15.00 und 17.00 Uhr erhältlich. Tickets für 10,– € (ermäßigt 6,– €) sind im Opernshop Düsseldorf, Tel. 0211-89 25 211, über www.operamrhein.de oder direkt vor Ort an der mobilen Spielstätte erhältlich.

Die Musik des neuen Stücks stammt von Misha Cvijović. Die serbische Komponistin kreiert zeitgenössische Instrumental- und Orchesterstücke, elektroakustische Musik, Opern und Musiktheater, Theater- und Film­musik. Der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller, Schauspieler und Regisseur Jan Sobrie schuf für das UFO sein erstes Libretto, das er auch selbst inszeniert. Sein Theaterstück „Wutschweiger“ gewann 2020 den Jugend­theaterpreis Baden-Württemberg und war im selben Jahr für den Deutschen Kindertheaterpreis nominiert. „Als wir nicht wussten wer wir waren“ erzählt davon, dass man sich trotz eines großen Altersunter­schiedes unterstützen und voneinander lernen kann – inspiriert von der Beobachtung, dass in Garath besonders viele junge und ältere Menschen miteinander leben. In dem von Giovani Vanhoenacker ausgestatteten Theaterraum erleben die Kinder Musiktheater aus nächster Nähe.

Der von raumlabor berlin entwickelte mobile Theaterraum bietet Platz für etwa 25 Gäste. Das Architektur­kollektiv, das im September 2021 bei der Architektur-Biennale in Venedig für zwei seiner Projekte mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde, hat sich für das UFO von einem Raumfahrzeug inspirieren lassen, das sich nach verschiedenen Seiten öffnet. Je nach Bedarf kann es kleinere Experimentier- und Begegnungs­räume an- und abdocken, z. B. einen Bauwagen mit Tonstudio oder eine transparente Blase, so dass es viel­fältige Interaktionen zwischen den künstlerischen Teams und dem Publikum ermöglicht.

Das auf drei Jahre angelegte Projekt wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit dem NRW KULTURsekretariat Wuppertal gefördert. Die erste Uraufführung, „Die unbedingten Dinge“, fand am 2. Oktober in Duisburg statt – bis zum Ende der Spielzeit 2022/23 folgen an verschiedenen Standorten in Düsseldorf und Duisburg sechs weitere Produktionen.

Aktuelle Informationen zum UFO – Junge Oper Urban sind auf der Website www.operamrhein.de hinterlegt. In der Rubrik „Satellit“ finden Kinder dort auch einen digitalen Spielplatz, auf dem sie das UFO selbst konfigurieren und unterschiedliche Klänge erzeugen können.
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HEUTE/ DRESDEN/ Semperoper: Neue Musik Paul Aron. Konzert mit einem Begleitwort von Dr. Agata Schindler

Wer für den Sonntag Nachmittag noch ein kulturelles Erlebnis sucht, sei herzlich zu unserem Lieder- und Konzertabend „Paul Aron“ eingeladen.

Dieser findet um 17 Uhr auf Semper Zwei (kleine Spielstätte hinter der Semperoper) statt. Lieder und Konzertstücke erinnern an das reiche Wirken des Dresdner Komponisten, Pianisten und Dirigenten Paul Aron, der auch an der Semperoper bis 1933 engagiert war und an Komponisten seines Umfeldes.

Karten gibt es zu 12 € an der Abendkasse bzw. im Internet:

https://www.semperoper.de/spielplan/stuecke/stid/neue-musik/61977.html#a_29246
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STADTTHEATER KLAGENFURT: Was ihr wollt oder Zwölfte Nacht 

Komödie von William Shakespeare / Fassung von Hans Mrak, Georg Schmiedleitner und dem Ensemble, basierend auf der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel

Premiere 24. Februar 2022, 19.30Uhr

Wie passen sexuelle Identität und erotische Fantasien zusammen? Wieviel Homo steckt in Hetero? Das sind nur zwei Fragen, denen sich die Verliebten in Shakespeares schönster Komödie stellen müssen…

Georg Schmiedleitners Inszenierung, die während des zweiten Lockdowns entstanden ist und in der vereisten und glatt-trügerischen Region menschlicher Gefühlswelten verortet ist, ist eine Einladung an das Publikum, ganz ungebremst der Fantasie und der Freude am Vergnügen die Sporen zu geben.

 Nach einem Schiffbruch vor der Küste Illyriens wird die junge Fürstentochter Viola zwar gerettet, doch hat sie alles verloren – Besitz, Herkunft, Bruder, sich selbst. Sie nimmt eine neue Identität an, gibt sich als Mann aus, nennt sich Cesario und verliebt sich Hals über Kopf in Herzog Orsino, der jedoch nur Augen für die schöne Olivia hat. Diese wiederum ist bezaubert von dem Liebesboten, als den Orsino Viola-Cesario einsetzt. Doch der Begehrlichkeiten nicht genug, treibt Olivias versoffener Onkel Sir Toby Rülp im Verein mit dem traurigen Ritter Bleichenwang und der listigen Kammerfrau Maria den eitlen Haushofmeister Malvolio mit einem gefälschten Liebesbrief Olivias an den Rand des Wahnsinns. Erst das Auftauchen von Violas totgeglaubtem Zwillingsbruder Sebastian wird die Kette von Verwirrungen lösen, die durch Viola-Cesarios Doppelgeschlecht ausgelöst wurden …

Das Stück, eine prachtvolle und ausgelassene Komödie der Irrungen, dessen Zentren sexuelle Entgrenzung, das Spiel mit fluiden Identitäten und die existentielle Brüchigkeit menschlicher Verhältnisse bilden, gilt als Krönung desromantischen Komödienschaffens Shakespeares.

REGIE Georg Schmiedleitner BÜHNE Stefan Brandtmayr KOSTÜME Cornelia Kraske DRAMATURGIE Hans Mrak

ORSINO, HERZOG VON ILLYRIEN Dominik Warta
OLIVIA Raphaela Möst
MARIA Heike Kretschmer
MALVOLIO Alexander Jagsch
SIR TOBY RÜLP Christoph F. Krutzler
SIR ANDREW BLEICHENWANG Thorsten Danner
NARR Günter Franzmeier
VIOLA / CESARIO Josephine Bloéb
SEBASTIAN Sören Kneidl
ANTONIO / EIN SCHIFFSKAPITÄN Markus Achatz

Weitere Vorstellungen bis 05. April 2022
Einführungsmatinee
13. Februar 2022, 11 Uhr, Moderation Intendant Aron Stiehl
Einführung vor jeder Vorstellung um 19.00 Uhr
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ORF III – Sonntag, 13. Februar

Den Programmtag am Sonntag läutet „ORF III LIVE“ um 10.00 Uhr mit der Übertragung des evangelischen Gottesdienstes aus Wien-Simmering ein. Danach präsentiert ORF III einen fünfteiligen Komödienschwerpunkt in memoriam Reinhard Schwabenitzky. Auf „Ilona und Kurti“ (11.20 Uhr) folgt um 12.55 Uhr „Verlassen Sie bitte Ihren Mann“. Ab 16.05 Uhr geht es mit „Meine Schwester das Biest“ sowie mit dem „Oben ohne“-Doppel „Die türkische Braut“ (17.45 Uhr) und „Scheiden tut weh“ (19.25 Uhr) weiter.

„Erlebnis Bühne mit Barbara Rett“ zeigt um 20.15 Uhr Piotr Beczałas Auftritt am Grafenegg Festival 2020. Der polnische Tenor gibt mit dem Tonkünstler-Orchester Niederösterreich unter der musikalischen Leitung von Sascha Goetzel u. a. beliebte Opern-Arien u. a. aus Gioachino Rossinis „Guglielmo Tell“, Pietro Mascagnis „Cavalleria rusticana“ oder Giuseppe Verdis „Aida“ zum Besten. Anschließend eröffnet ORF III den dreitägigen Schwerpunkt zum 60. Geburtstag von Josef Hader mit einer Ausgabe von „André Hellers Menschenkinder“ (21.45 Uhr). Zu Gast in der Gesprächsreihe wirft der Kabarettist, Schauspieler und Drehbuchautor einen Blick auf seine Kindheit, seine ersten Bühnenauftritte und Kinorollen.

Die „zeit.geschichte“ dokumentiert ab 23.00 Uhr die größten alpinen Katastrophen: Auf dem Programm stehen „Galtür – Die Chronik einer Katastrophe“, „Blons – Die größte Lawinenkatastrophe der Alpen“ (23.50 Uhr) und „Tragödien im Schnee – Die Katastrophe von Kaprun“ (0.45 Uhr).
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„IM ZENTRUM“: Am Wendepunkt – ist das Ende der Pandemie in Sicht?

Am 13. Februar um 22.10 Uhr in ORF 2

Wien (OTS) – Zwei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie macht sich die Hoffnung breit, das Schlimmste überstanden zu haben. Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus ist zwar weltweit hoch, aber rückläufig und die Omikron-Variante führt zu weniger schweren Erkrankungen als die Vorgängervariante Delta. An einem Wendepunkt scheint auch die Corona-Politik in Österreich angelangt zu sein: Die Regierung hebt etliche Beschränkungen auf, das Testregime wird in seiner jetzigen Form immer stärker angezweifelt und die soeben beschlossene Impfpflicht wird von einigen Landeshauptleuten schon wieder in Frage gestellt. Wird die Impfpflicht möglicherweise nie umgesetzt werden? Sind weitere Lockerungsschritte sinnvoll oder könnten neue Virus-Varianten die Hoffnung auf ein Ende der Pandemie zunichtemachen? Wie entspannt ist die Lage in den Spitälern tatsächlich? Und wie kann eine pandemiemüde Bevölkerung Maßnahmen weiter mittragen? Darüber diskutieren am Sonntag, dem 13. Februar 2022, um 22.10 Uhr in ORF 2 bei Claudia Reiterer „IM ZENTRUM“:

Peter Kaiser Landeshauptmann Kärnten, SPÖ

Rudolf Anschober Ehem. Gesundheitsminister, Die Grünen

Barbara Friesenecker Intensivmedizinerin und Medizinethikerin, Medizinische Universität Innsbruck

Gerald Gartlehner Epidemiologe, Donau-Universität Krems
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+++AUS DEM GEFÄHRLICHEN LEBEN DES HERAUSGEBERS (von Peter Bilsing/ www.deropernfreund.de )

Auch und besonders für Nichtopernfreunde zum amüsanten Lesen geeignet


Der Herausgeber des „Opernfreunds, Peter Bilsing

Teil 6 (Reihe wird fortgesetzt)

Anlässlich des Todes von Hans Neuenfels

BILSING IN GEFAHR – TEIL 6

TOD VOR DEM FERNSEHER bei Wagner

LOHENGRIN – Rattenscharfe Inszenierung von Hans Neuenfels 

ARTE Übertragung am 14.8.2011 – so „scharf“, daß es meine Gesundheit als alter überzeugter erzkonservativer Wagnerianer angriff.

1.Akt: Böse Hexen haben rote Haare

Während des Vorspiels schiebt Lohengrin die Rückwand eines weißen Zimmers mühselig nach hinten. Auch sonst ist alles weiß. Warum? Weshalb? Das schafft ihm Lebensraum und Luft. Ach so! „Sinnlose Plage, Müh ohne Zweck“ – denn am Ende des Vorspiels öffnet sich die eingebaute automatische Schiebe-Tür von selbst. Staunimann & Co….

Bläulinge führen einem verräterischen Rätterich, der kurz zuvor ein Messer gezogen hatte um Pappkronen-König-Heinrich zu erdolchen, den Rücken klopfend aus dem Saal. Leider wird das Ganze von oben gefilmt auch nicht besser, denn es sieht aus, als wenn man ihn wie ein Kind auf den Rücken klopft, dass sich verschluckt hat. Vermutlich trifft ihn die Todesstrafe: Beklopftwerden bis der Tod eintritt. Ausgesprochen kindisch…

Elsa ist mit jugendfreien Flitzebogen-Pfeilen gespickt, welche sie während ihrer Arie „Einsam in trüben Tagen…“ ohne Plopp der Saugnäpfe von ihrem weißen Kostüm entfernt. Die hinteren bleiben angeklebt  – logisch: da kommt sie nicht dran. Während sie singt wird sie von anderen Ratten mit Pfeil und Bogen bedroht und muss sich hinlegen.

Hoch oben läuft ein blöder Zeichentrickfilm über Ratten, als wären wir bei Kosky (Götterdämmerung > Essen). Sieht aus wie Daumenkinozeichnungen. Aber Leute! Diese Inszenierung ist doch von Neuenfels! Warum klaut man immer die besten Einfälte?

Während sich Telramund unrasiert (ein auch optisch richtig fieser Möpp, dessen Friseur schon vor Jahren gestorben zu sein scheint) ein großes Schwert besorgt, bricht die Live-TV-Übertragung von ARTE, die ohnehin mit 75 minütigem Nachlauf erst statete, ab. Warum eigentlich der Nachlauf? Man hat den ernsthaften Auftrag von der Theaterdirektion Proteste und Buhs nicht zum Millionenpublikum durchdringen zu lassen! Unfassbar…

BOING – ob da der alte Richard aus dem Himmel dazwischen gefunkt hat, um seine ehernen Rechte zu wahren? Oder hat es sich Kathi doch noch überlegt und letztendlich den Stecker gezogen? Millionen Fernsehzuschauer sind entsetzt. Ist damit die weltweit erste TV Übertragung vom heiligen Hügel beendet. Wir sind auch entsetzt. Peinlicher geht es nicht mehr. Arbeitet man bei Arte ohne Sicherungen?

Es ist als befänden wir uns im der Frühsteinzeit des Fernsehens. Hallo! Huuhuh! Kommt noch was ???

Derweilen spielt ARTE Dosenkost aus dem Archiv ein. Frevel!! Unverschämtheit. Riesensauerei! Ihr Lümmel!

EIN WUNDER… Ja wir brauchen anscheinend das Wunder sofort! Oder straft so der sprichwörtliche „Liebe Gott“ den Regisseur Neuenfels für soviel „verquirlte Scheiße“ und möchte verhindern, dass wir noch mehr dieses Unsinns sehen – heilige Maria!

Da !!! Hurra hurra das Bild ist jetzt nach gut 20 Minuten wieder da, was bedeutet, dass der Live-Nachlauf jetzt gut 100 Minuten beträgt. Als wäre nichts geschehen.

Es geht weiter:

Wunderbar sehen wir (wieder von oben gefilmt!) wie die Choristenkostüme in die Oberbühne gezogen werden und dort verschwinden. Unten tragen alle Ratten jetzt gelbe Dinner-Jacketts. Heiliger Strohsack!

Lohengrin erscheint im Party-Outfit als „Wunder“. Hinter ihm ein riesiger Hirschhornkäfer, doch halt, bei mehr Licht sehen wir einen original Steiff-Knopf-im-Ohr Plüschtierschwan, den Schwarzummantelte über ihren Köpfen hereintragen als wäre es ein Sarg.

„Nie sollst Du mich befragen!“

„Ich fühle das Herz mir vergehen!“ Noch ein Wunder! Aus den Ratten sind Menschen geworden mit schönen Sommerhüten, die edel schauen. Ich meine natürlich die Menschen – nicht die Hüte! Nur Telramund und Ortrud schauen ausgesprochen bedeppert drein. König Heinrich stolpert ziemlich verwirrt in spastischen Bewegungen über die Bühne – ist er vielleicht bekifft?

„Was ist ihm? Ist er entrückt?“ Irgendwie scheint der Mann jedenfalls nicht sehr gesund zu sein.

Dem Heerrufer stehen die Haare nicht nur sprichwörtlich, sondern tatsächlich zu Berge!!

Der Zweikampf nähert sich: Ortud fletscht die Zähne, während Telli immer verbissener wirkt. Sieht aus wie eine Stummfilmparodie. Zack! Licht aus, alle Ratten fallen um. Der Zeichentrickfilm über Ratten läuft wieder an, während sich unten Lohengrin (Der Name „Lohengrins“ kommt mir aufgrund der Mimik des Hauptakteurs in den Sinn) und Telli bekämpfen – ganz furchtbar „realistisch“.

Wieso der Kampf plötzlich endet wird nicht einsichtig für Laien. Lohengrin jedenfalls ist Sieger, sonst würde ja auch die Geschichte nicht mehr weiter gehen. Der Akt endet unter hochgereckten Händen der Choristen, die wackeln wie bei einem US-Musical – fehlen nur noch Stock und Zylinderhut. Von oben kommt der Schwan zurück. Er ist mittlerweile gerupft wie ein rohes Grillhähnchen – was König Heinrich nötigt panikartig und wild grimassierend den Saal zu verlassen.

Das Ganze sieht ziemlich dilettantisch aus, weil auch die Umgefallenen gerade wieder aufgestanden sind. PAUSE.

In der Pause:

Wer erschießt baldmöglichst diese Moderatorin? Es wäre eine echte Chance gewesen die verlorene Zeit einzuholen. Wir Kenner rätseln über die eingespielten Ausführungen vom Regisseur und dem großen Spezialisten der größten Opernzeitung der Welt. Die meisten Fernsehzuschauer sitzen derweil wohl auf dem Klo.

2.Akt: Ratte sich wer kann

Friedrich von Telramund und seine holde Ortrud – jetzt nicht mehr im ordinären Lederdress, sondern nun im Gary-Glitter-Partner-Look (die 68-er lassen grüßen – wie raffiniert) – haben eine Reifenpanne mit ihrer Kutsche. Zusätzlich haben wohl Verräter-Ratten ihre Pferde erschossen. Sieht nach Mafia aus. Gute Gelegenheit beim Warten auf den Ratten-ADAC die Intrige zu planen.

„Entsetzlich!“

Ortrud legt sich auf das tote Pferd. Oh Grane! … Aber das ist eine andere Oper von Wagner! Obwohl? Stichwort: Wotan, Freia… Was für ein raffinierter Kerl ist dieser Regisseur!? Er hat das Textbuch wirklich gründlich gelesen; ihm Gegensatz zu uns  Idioten.

Wenigstens, Neuenfels sei Dank, wissen wir endlich, warum die beiden zu spät zum Hochzeitsgelage kommen. Schließlich streiten sich die Eheleute am Boden liegend, was Einsatzmöglichkeiten für neuere Kameraperspektiven bietet, die aber nur maßvoll genutzt werden. Im Prinzip gilt das Eishockey-Modell: Die Kamera ist immer da, wo der Puck ist oder wo die meisten singen.

„Wisst, dass für Euch das Unheil wacht!“ Zeit für ein unterkühltes Nümmerchen… Licht aus.

Szenenwechsel, oder doch nicht.? „Einsam in trüben Tagen“ Wie wahr werden viele Wagner-Fans vor ihrer Glotze denken! Elsa bewundert einen Marmorschwan im Museum – der mich persönlich aber irgendwie an eine moderne Kloschüssel erinnert. Wenn man den langen Schwanenhals bewegt, löst man wohl die Spülung aus…

Ortrud tritt auf und prompt müssen sich die Rivalinnen wieder auf den Boden legen und ihren Konflikt dort aussingen. Warum? Um „entweihte Götter!“ zu singen muss sich Ortrud sogar ihres Jacketts entledigen. Irgendwie stört es mich langsam, dass die Sängerin der Ortrud meistens die Hände rechts und links an den Körper gedrückt zu Fäusten ballen muss. Gesten, die ich eigentlich nur aus dem Kirov-Theater kenne. Oder aus Karl-May-Filmen.

„Es gibt kein Glück.“

Wann zeigt uns ein Regisseur endlich mal, dass diese Elsa eigentlich dumm wie Bohnenstroh ist. Prompt ist sie wieder auf ihre Feindin reingefallen. Wie oft eigentlich noch? kennen Sie den Witz von dem Blondinenkongress? Später!

An der Kloschüssel lässt sich der Schwanenhals tasächlich verbiegen. „So zieht das Unheil in dies Haus!“

OP-Helfer führen Telli weg und versuchen verzweifelt eine weiße Maus zu fangen, oder auch nicht. Die Mäuse bekommen dann eine Spritze und hüpfen fröhlich durch die Gegend. Endlich erschließt sich mir der tiefere Sinn dieser Oper!

Schwarze Ratten in Käfigen werden vom blauen Op-Personal freigelassen. Und dürfen alsbald ihre Rattenkluft gegen Dinnerjacketts tauschen. Damit auch jeder Chorist seine Größe findet, sind die herabgelassenen Anzüge mit Nummern versehen, was wir dank der brillanten Kameraführung auch deutlich in Großaufnahme sehen können. Toll!

Zwischenzeitlich hat sich Telli mit Zorro-Maske verkleidet, damit ihn keiner als Verräter erkennt und sucht… und sucht… und sucht… auch hat er wieder die fiesen Lederklamotten an.

Rosa Mäuse.

Rosa und hellblaue in bonbonfarbenen Partykleidern ausstaffierte Mäuse treten als Brautjungfern auf. Wahrscheinlich platzen sie wenn man dran zieht wie ein Sylvesterbonbon. Die darauf eintretenden Herren tragen Gott-sei-Dank ihre Schwänze nicht offen. Es kommt zur Begegnung Mannmaus & Fraumaus – Aufstellung wie beim Wiener Opernball.

Die Männermäuse ziehen nicht an den Bonbonkleidern und so platzen die weiblichen Mäuse auch nicht!

„Gesegnet sollt ihr schreiten!“ Elsa im Wunderland! Einsame Spitze ihr Fächer aus langen Schwanenfedern. Immer diese Sangesduelle; warum kriegt dieser Wagner das nicht kürzer hin?

Elsa im weißen Schwanenkostüm versus Ortrud im Schwarzen. Heureka!

Großes Mäuse-Wirr-Warr. Duell der Ballköniginnen! „nun sollt nach Recht ihr alle Fragen.“ Ortrud 12 Points! Sie singt Elsa förmlich nieder und dann noch der Judaskuss! Die weiblichen Mäuse peitschen plötzlich mit ihren Schwänzen, als Telli die Hochzeitszeremonie schon wieder stört. Mein Gott! Tumult im Mäuselabor! Aufstand der Versuchsratten! Elsa beißt sich verzweifelt auf die Fingernägel. Was für ein Genie ist dieser Regisseur Neuenfels? Von wegen Publikumsverarschung – das ist begnadete Wagnerregie! Regietheater at it´s Best. So etwas sah man noch nie…

Uns geht das Licht der wahren Wagnererleuchtung auf! „Welch ein Geheimnis muss dieser Held bewahren?“ selbst Heinrich hat seine Krone verloren. Alles auf der Bühne ergeht sich nun in sagenhaft filmischen Zeitlupeneffekte: „Du bist so hehr!“ Wir sind so leer. Bitte PAUSE! Bitte bitte!

„Gesegnet sollt ihr schreiten!“

Pause 2

Wenn jetzt jemand diese fürchterliche Moderatorin ausgesperrt oder entführt hat, können wir den dritten Akt noch live einholen…

Merde… Wieder erklärt uns die Moderatorin, wie doch diese Weltklasse-Inszenierung unter die Haut geht. „Was ist ihr – Ist sie entrückt?“ Es wird Zeit einen Joint in die Pfeife zu stopfen, damit wir den dritten Akt durchstehen. Im Interview fällt der Satz „Wir haben noch ein bisschen Zeit bis der dritte Akt anfängt.“ Wie kann man das Fernsehpublikum dermaßen verarschen? Weib! Der dritte Akt ist live bald zu Ende!!! Na wenigsten ein schöner Faut-Pas: „Neienfels!“ Und noch einmal zum 251. Mal die Formulierung „spektakuläre Inszenierung“. Gibt es für ein dermaßenes Geschwafel eigentlich Geld, oder ist das eine Therapie-Maßnahme. Ich schreibe gleich an ARTE.

3.Akt „Eint Euch in Treue…“

Ich rufe meinen Arzt an, denn ich sehe nur noch schwarz-weiße Mäuse. Verdammte Sauferei. Mit Erleichterung nehme ich plötzlivh die rosa Mäuse zur Kenntnis, oder sind es schwule Ratten?

Verdammt, es klingelt an der Tür. Unser Omma liebt Wagner und möchte mitschauen. Das ist zuviel! Ich kann ihr glaubhaft erklären, dass diese Übertragung nicht gut für ihr Seelenheil ist und verspreche ihr eine Karte in der Düsseldorfer Oper. Weiter geht´s… „atme ich Wonnen“. Die Bullaugen erwecken den Eindruck, als wären wir mittlerweile auf einem riesigen Kreuzfahrtschiff. Traumschiff Schlafgemach. Was hat dieser Bühnenbildner drauf. Respekt!

So langsam verstehe ich die Formulierung „Mir schwant Übles.“

Gerade hat Lohengrin eine riesige schwarze Ratte erledigt. „Allewiger! Erbarm Dich mein.“

Die Bullaugenfenster verdunkeln sich…

Ich glaub es nicht!! Zum Zwischenspiel des Szenenüberganges werden Bilder von der Hinterbühne aus der Schneiderei und den Werkstätten eingeblendet. Habt ihr Freunde von ARTE eigentlich noch alle beisammen? Wollt ihr neuenfelser sein, als der Regisseur?

„Habt Dank, ihr Lieben von Brabant!“ Das Herunterfahren der Leinwand lässt Schlimmes ahnen. Zum dritten Mal der Ratten-Comic – nein, bitte nicht! Ich schalte das Bild vom Fernseher ab. Einfach auf Teletext zappen, dann bleibt der Ton erhalten! Den Schluss möchte ich nur noch konzertant hören.

Bei „Im fernen Land“ muss ich die Lautstärke erhöhen, denn irgendwie habe ich zumindest den akustischen Eindruck Lohengrin sei beim Singen der ersten Zeilen eingeschlafen. „Sein Ritter ich bin Lohengrin genannt!“ Jaaa! Das ist es! So muss es klingen! Hoffentlich ist der arme Kerl nicht auch zwischenzeitlich zur Ratte mutiert. „Mir schwankt der Boden.“ Bestimmt muss Elsa wieder auf dem Boden liegend singen – nein, das will ich nicht sehen. Wir bleiben auf Teletext.

„Schon sendet nach dem Säumigen…“ Ich halt es nicht aus und schalte wieder auf Arte Bild zurück. Porentiefe Nahaufnahme des schwitzenden Tenors – Jungs an den Kameras: muss das sein!? Geht auf Halbformat.

Oh jeh! Ortrud generiert gerade zum Schwan und Lohengrin enthüllt das überbrütete Dinosaurier-Ei, welches einen schwangeren Fötus birgt! Gott sei dank ononiert wenigsten keiner auf der Bühne. Hätte ich doch nur nicht mehr das Bild aufgeblendet.

BLÜHENDER BOCKMIST!

verquirrlete Sch…..

aaaaaaaaaaaahhhhhhh !!!

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