Foto: © Kirsten Nijhof
Oper Leipzig am 26. März 2022 (Premiere)
Richard Wagner Romantische Oper in drei Aufzügen „Lohengrin“
Gewandhausorchester
Christoph Gedschold Musikalische Leitung
von Dr. Guido Müller
Mit dem „Glück ohne Reu“ beschwört Elsa im großen Duett mit ihrer Widersacherin, der heidnischen Friesenfürstin Ortrud, im zweiten Aufzug zumindest musikalisch ihre Utopie auf ein Liebesglück mit dem ihr unbekannten, auf einem Schwan gekommenen Ritter Lohengrin. Er ist aus fernem Land gekommen und sie hat ihn vorher nur im Traum gesehen. Er rettete sie aus großer Not.
Immer noch oder genauer gesagt noch besser als je ist DER Sänger der Titelpartie unserer Zeit, der Tenor Klaus Florian Vogt. Jedes Opernhaus darf sich glücklich schätzen, ihn für die Titelrolle verpflichten zu können. Mit seinen exquisiten lyrischen und noch gewachsenen Qualitäten als Heldentenor ist sein Name zum Synonym für „Lohengrin“ geworden. Der hohen Festspielqualität dieser Besetzung stehen die anderen Sänger und Sängerinnen nicht nach. Sowohl die lyrisch-dramatische Sopranistin Gabriela Scherer als Elsa wie ganz besonders die Mezzosopranistin Kathrin Göring als Ortrud, die von der Inszenierung in das dramatische Zentrum gerückt wird, überzeugen restlos.
Lohengrin ist Elsa im Ersten Aufzug zu Hilfe gekommen, als Ortrud und deren Mann Telramund ihr vor König Heinrich dem Vogler, den Heerführern und dem ganzen Deutschen Reich einen Brudermord vorwarfen.
Mit der Besetzung des Königs durch den balsamisch und mächtig, immer kultiviert singenden Bass Günther Groissböck, der erst kurzfristig in die Produktion eingestiegen ist, zeichnet sich diese Premiere durch eine weitere Luxusbesetzung aus.
Ihm zur Seite steht mit Mathias Hausmann als Heerrufer der an der Oper Leipzig besonders geschätzte Bariton, der makellos singt. Er zeigt sich in Stimme und Spiel ebenbürtig an der Seite der fünf anderen Hauptpartien. Seine Rolle versucht die Regie auch insofern aufzuwerten, indem sie ihn zum Komplizen von Ortrud werden lässt, der als Waffe eine Pistole zur Durchsetzung von deren Machtinteressen einzusetzen sucht.
Simon Neal (Bariton) steht als Telramund an der Seite seiner Gattin Ortrud. Vorzüglich singt und spielt er diese Rolle nicht nur als einfarbiger Bösewicht sondern erfährt durch die Regie ein Rollenprofil, das auch Mitleid erweckt.
In der Inszenierung ist Ortrud nicht nur die heidnische Seherin, deren Mann Telramund in dieser Inszenierung erblindet mit dem Blindenstock als Waffe von ihr geführt werden muss, während im Kampf auf Leben und Tod des Gottesurteils im Ersten Aufzug der Unbekannte sichtlich ohne Schwert und Waffen mit Magie den Gegensacher im ungleichen Kampf einfach zu Boden wirft.
Ortrud zieht auch von Anfang an die Strippen ihres weiblichen und heidnischen Rachefeldzugs. Es gelingt ihr dabei mit den erotischen Waffen der Frau alle Männer – bis auf den König Heinrich, also für einen Augenblick sogar den von Mitleid für sie berührten Widersacher Lohengrin – für sich einzunehmen.
Auch in die immer somnambul wirkende Elsa vermag sie im Zweiten Aufzug erste Zweifel an der edlen Herkunft des Unbekannten zu säen. Nach der Hochzeit überwindet Elsa sich im Brautgemach im Dritten Aufzug schließlich gegen das im Grunde unmenschliche Verbot des Unbekannten ihn nach Namen, Adel und Herkunft zu befragen. Damit werden aber Lohengrins Bann und seine magischen Kräfte gebrochen. Er muss zurück zu seiner Herkunftsburg Montsalvat, die nach mythischer Überlieferung den Heiligen Gral aufbewahrt, das Gefäß mit dem das Blut des Heilands am Kreuz aufgefangen wurde.
Dies berichtet Lohengrin in der großen sogenannten Gralserzählung im Dritten Aufzug vor Elsa, dem König und Hof. Dann entschwindet er wieder mit dem Schwan. Der Triumph Ortruds scheint perfekt.
Doch Wagner möchte noch eine Hoffnungsutopie am Ende aufzeigen, indem er den jüngeren Bruder von Elsa an seiner Stelle als zukünftigen Herrscher von Brabant mit dem Schwan zurückkehren lässt. Die Inszenierung lässt dazu ein großes weißes Kreuz hell am Horizont erleuchten und deutet damit den Sieg des Christentums über das Heidentum an.
Für die Regie zeichnet Patrick Bialdyga verantwortlich, der bereits 2020/21 unter Corona-Bedingungen „Lohengrin“ in einer gekürzten Fassung ohne Chor an der Oper Leipzig inszeniert hat. Es ist fast schade, dass auch in dieser neuen Inszenierung der vorzüglich singende Chor und Extrachor (Einstudierung Thomas Eitler-de Lint) nicht auf der Bühne zu sehen sind.
Doch erlaubt das eine Konzentration auf das durchweg spannend inszenierte Kammerspiel der sechs Hauptrollen. Auch das Bühnenbild von Norman Heinrich mit dem Lichtdesign von Stefan Bolliger unterstützen diese Konzentration ebenso wie die besonders durch die verwendeten Farben ausdruckstarken Kostüme von Roy Böser und Jennifer Knothe. Wohl für einige Freiheiten in der Inszenierung erhält das Regieteam am Ende aus dem ansonsten enthusiastisch begeisterten Publikum einige Buhrufe.
Nach einem bei den Streichern etwas wackeligen Vorspiel kommt das Gewandhausorchester unter der souveränen musikalischen Leitung von Christoph Gedschold zu seiner gewohnten hohen Qualität. Betörend ganz besonders klingen die Holzbläser. Gedschold vermag es besonders in klugen Steigerungen und Bögen die Spannung in jedem Aufzug auf die dramatischen und musikalischen Höhepunkte hin aufzubauen. Er unterstützt zudem die Sänger ohne sie zuzudecken oder zum Forcieren zu drängen: eine gerade bei Wagner-Opern immer große Gefahr.
So bezeugt diese Premiere an der Oper Leipzig musikalisches Glück ohne Reu. In der Handlung hingegen, und für einige Besucher auch in der Inszenierung, bleibt das Glück am Ende mit Reu, da die Agierenden ihre Ziele nicht erreichen.
Dr. Guido Müller, 26. März 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Das Einzige, was Herrn Vogt mit Wagner in Verbindung bringt, sind die Vorstellungen vom Aussehen eines Wagnersängers. Was Herr Dr. Müller hört kann ich nicht beurteilen, wer von Stimmen etwas versteht, hört weder Heldisches noch Aplomb, noch die gelegentlich erforderliche lyrisch-dramatische attacca, die im “italienischen“ Lohengrin wohnt. Vogt singt wie ein Chorist, nirgendwo ist die Stimme im Körper verankert; es gibt keine Stütze lediglich das Absingen der Noten in einer sterilen, geschlechtslosen Art. Die Stimme steht im absoluten Widerspruch zu Vogts Erscheinung. Dass er gut verständlich singt reicht nicht. Das fand auch ein Kritiker, der die Einspielung aus Finnland von Die tote Stadt mit Vogt als Paul besprach. Er sagte: Vogt könne in KEINSTER Weiste Paul gerecht werden, aus den genannten Gründen. Abgesehen davon, dass es keinst im Deutschen nicht gibt und kein genügt, denn eine Steigerung ist nicht möglich, hat der Mann völlig Recht. Dass man Vogt immer wieder engagiert liegt auch an der Optik, an der Stimme sicher nicht. Nicht einmal hat mich die irgendwie berührt. Man höre Sándor Kónya als Lohengrin und man erhält eine Vorstellung wie diese Rolle zu singen ist. Bis heute ist Kónya unerreicht. Übrigens: sähe Kaufmann nicht so gut aus, man hätte ihn womöglich an einem großen deutschen Stadttheater belassen. So viele Mankos und Manierismen. Optik verführt, vor allem ältere Damen. Aber das ist eine andere Geschichte.
PS In deutschen Zeugnissen kommt immer wieder vor: Zu unserer VOLLSTEN Zufriedenheit. Auch das gibt es nicht. Voll ist voll. Sogar erstritt jemand die Formulierung vor Gericht. Traurig, dass der Richter die Deutsche Sprache offenbar auch nicht kennt.
Robert Forst
Sehr geehrter Herr Forst! Legen Sie sich Ihre Platte mit Sándor Kónya auf und seien Sie damit glücklich. Und überlassen Sie den Intendanzen die Engagements. Und nehmen Sie zur Kenntnis, dass sich gerade im Wagner-Gesangsfach einiges geändert hat. Und wenn eines Tages wieder ein Max Lorenz auftaucht, dann freut mich das für Sie.
Mit freundlichen Grüßen!
Carsten Tensing
Endlich jemand, der zuhören kann. Mir ist schon seit Beginn seiner Karriere ein Rätsel, wie K.F. Vogt solche Erfolge einfahren konnte. Sein Tenor ist nasal, farblos, beinahe timbrelos und so etwas wie Gestaltung einer Rolle sucht man bei ihm vergebens. Als Knabensopran könnte man ihn durchgehen lassen, da stünde aber seine wenig ansprechende Optik im Wege.
Seine Erfolge sind für mich der Beweis für das Fehlen von Stilgefühl und Wissen um Gesangskultur. Vielleicht halten ihn viele Menschen auch nur für gut, weil er so berühmt ist. So funktioniert die Klassik-Szene heutzutage.
Peter Sommeregger
Ja, so ist es! Genau so! Der Vogt ist eine Zumutung für jeden, der Wagner wirklich liebt und der von Stimmen was versteht.
Hans-Peter Scheidegger
Forst und Sommeregger sprechen mir aus der Seele. Vogt hat nichts von dem, was man sich unter einem Wagner-Sänger vorstellt, von anderen Rollen ganz abgesehen. Meist steht er herum und bewegt sicht nicht analog zur Rolle. Gestaltung, auch im Ausdruck des Gesichtes, ist da nicht zu erleben. Vogt kam zu einer Zeit, als kaum ein guter Wagner-Tenor da war, Kaufmann nach Werther nur noch absackte und Vogt durch das völlig Andere auffiel. Das völlig Andere aber reicht nicht, in keinem Fall, eventuell in der Kirchenmusik im Ensemble. Kónya ist und bleibt das Non plus ultra.
Lorenz und Windgassen oder ähnliche braucht niemand mehr. Immerhin gab es danach James King, Dean Smith, Torsten Kerl und vier fünf weitere. Heute sind Börner und Skelton, Schager und Welsh sehr gut. Vogt jedenfalls sollte vielleicht irgendwelche Sängerknaben dirigieren, nur bitte nicht singen, Wagner schon gar nicht.
Vogts Stimme ist weiß und flach wie ein Blatt Papier.
Man höre auf ganz anderem Feld die Farbe und die Gesangskultur eines Benjamin Bernheim. Vogt würde ich nicht einmal hören wollen, wenn man mich dafür bezahlte.
Jan de Turovski, (83), Fontainebleau
Liebe Musikfreunde!
Ich bin selbst Tenor und war in Leipzig dabei!! Ob man das Timbre von Herrn Vogt mag ist Geschmackssache! Aber es ist ein Fakt, daß er an diesem Abend einen unglaublichen Lohengrin gesungen und gespielt hat! Und außerdem ist er ein ganz lieber Mensch und Kollege! Es war ein grandioser Abend unter der traumhaften Leitung von Herrn Gedschold!
Einfach eine unverschämte Anmaßung sich so über K. F. Vogt auszulassen!!!!
Hans-Bernd Volmer
Wer sich dem Publikum stellt, bei oft sehr hohen Preisen, muss sich Kritik gefallen lassen. Auch gehört dazu, dass man Vorbilder, die Standards gesetzt haben, ins Spiel bringt. Wagner selbst hat nie ‚Knabensoprane‘ eingesetzt oder diese emphohlen. Im Gegenteil. Selbst wenn ein Lohengrin aus dem Ungefähren des Grals kommt und Spärenklänge verbreitet, so ist die im Körper verankerte Stimme mit Brustresonanz Voraussetzung für eine adäquate Darstellung in jedem Fach, selbst beim Rossini-Tenor oder tenore leggero oder tenore di grazia. Wer als Leser Kritikerstimmen nicht verträgt, sollte sich mit Pilcherbüchern oder Ähnlichem befassen. Wozu Lobhudelei und Hysterie führen, das hat man an Kaufmann gesehen.
Robert Forst
Eigentlich ist es egal, was Wagner wollte. Würden wir nur nach den Wünschen der Komponisten handeln, gäbe es keine modernen Inszenierungen. Dann würden Regisseure wie Simon Stone vermutlich guillotiniert und so manch anderer Kollege säße vor dem Arbeitsamt. Das was zählt, ist das Publikum – und zwar die Masse.
Es sei bekannt, dass Wagner sich für den Lohengrin einen Sänger gewünscht hat, der „Italianità“ im Blut hat. Das habe sich Wagner gewünscht, sagt zumindest Piotr Beczała, der den Lohengrin nun auch schon einige Male gesungen hat. Einen Sänger also, der vom italienischen Fach kommt. Diese Sänger würden sich leichter tun, zumindest beim Lohengrin. Das könne er nur bestätigen, hat Beczała vor kurzem erst bei der Österreich-Premiere von Axel Brüggemans Film „Wagner, Bayreuth und der Rest der Welt“ gesagt. Immerhin hätte es zu Wagners Zeiten noch keine Wagner-Spezialisten gegeben.
Es ginge vor allem darum, „wie man mit einem Klang arbeitet“. Damit es nicht so „einspurig“ klinge – wie es von Wagner übrigens teilweise erwünscht sei, aber nicht beim Lohengrin.
Nun könnten wir K. F. Vogt diese Eindimensionaligkeit auch vorwerfen. Ich schließe mich dieser Meinung allerdings nicht an. Auch wenn Vogts Stimme anders klingt, die Fülle und die Wärme im Brustbereich kaum ausgeprägt ist, er passt in diese Partie, wie kaum ein anderer.
Ich habe nun schon einige Sänger als Lohengrin gehört. Bessere und schlechtere. Bekanntere und Zweitbesetzungen. Wobei die großen Namen, um ehrlich zu sein, mich nicht immer vom Hocker gehauen haben. Selbst Piotr Beczała, der ohne Zweifel zu den Größten zählt, ist da bislang nicht mein Favorit. Weil er mir stellenweise einfach zu larmoyant geklungen hat, um dieses schreckliche Wort in den Mund zu nehmen, das ich eigentlich immer vermeiden wollte. Aber es trifft den Nagel genau auf den Kopf.
Im Gegensatz dazu, haben da andere, wie zBsp ein unbeliebter „Haustenor“ der Wiener Staatsoper, mich schon deutlich mehr überzeugt. Auch, wenn dieser womöglich dutzende Male im Ton danebengegriffen hat, vom Ausdruck und seiner Darstellung hat der mich deutlich mehr gefesselt. Für mich ist der Lohengrin nämlich kein Weichei, der Elsa beim Frageverbot mit sentimentalem Schwulst bittet, sondern auch Mal knallhart befiehlt.
Soweit ich mich an Vogts Darbietung erinnere, war der einfach nur sensationell. Weil er diese Reinheit, die im Lohengrin nun auch innewohnt, in purer Form und gesanglich in höchster Perfektion auf die Bühne bringt. Im Kontrast zu der fast schon zügellosen Eruption, mit der damals auch noch Cornelius Meister die Wiener Philharmoniker im Graben hat toben lassen, war dieser Lohengrin einfach nur ein Erlebnis der Extraklasse.
Jürgen Pathy
“Eigentlich ist es egal, was Wagner wollte. Würden wir nur nach den Wünschen der Komponisten handeln… “ Das, Herr Pathy, sind Ihre ziemlich schockierenden und unsinnigen Worte. Es zählt nur das, was der Schöpfer eines Werkes wollte, das weiß schon jeder Gymnasiast. Es ist sein Werk, sein geistiges Eigentum. Das was oft an Werken verbrochen wird, ist nicht gutzuheißen. Man schreibt auch Thomas Mann oder Marcel Proust nicht um, da wäre zu Recht die literarische Hölle los.
Was Lohengrin ist und wer er ist, steht bei Wagner im Libretto und in der Partitur. Da müssen Sie kein Stellvertreter sein. Und zu Vogt: Reinheit in purer Form! Wer Reinheit transportiert, kann diese auch zum Leuchten bringen, wenn er kann, siehe Kónya. Auch Jerusalem, Thomas, King, Kollo, Winbergh, Ralf, Botha, Svanholm, Jemeshev, Hopf, Kozub und Seiffert konnten das auf ihre Weise. Vogt nicht. Bei ihm klingt alles als käme es aus einer synthetischen Röhre. Perfektion ist hier nicht. Allein die Aussprache ist gut. Das reicht nicht. Schon die Atemtechnik ist desolat, Vogt atmet viel zu oft, an völlig absurden Stellen.
Robert Forst
„Es zählt nur das, was der Schöpfer eines Werkes wollte, das weiß schon jeder Gymnasiast.“
Darüber kann man diskutieren. Das ist eine reine Grundsatzfrage. Ich habe mit einigen Personen gesprochen, die unterschiedliche Sichtweisen ins Spiel bringen. Die einen meinen, man müsse sich immer an die Vorgaben halten. Andere wiederum, sehen das viel offener. Die meinen, Kunst sei frei. Vor allem, wenn sie schon einige Jahre am Buckel hat. Das Urheberrecht hat da ein Jurist ins Spiel gebracht, der eben diese interessante Sichtweise vertritt.
Seiner Meinung sei es auch okay, wenn man Werke in andere einfließen lässt. Siehe Teodor Currentzis. Der war Ansporn der Diskussion. In Salzburg hat Currentzis vor einigen Jahren Mozarts Kyrie aus der c-Moll Messe ans Ende von „La clemenza di Tito“ geheftet. Das Resultat: musikalisch rührend und herzergreifend. In meinen Ohren zumindest. Ob man das darf, dazu hat wohl jeder seine Meinung.
Um einen Hauch von Aktualität in die Oper zu bringen, muss ein bisschen Bewegung erlaubt sein. Das betrifft vor allem Inszenierungen. Solange der Rahmen nicht gesprengt wird, habe ich dagegen nichts einzuwenden. Überhaupt bei Sängerbesetzungen. Selbstverständlich hat ein Sopran ein Sopran zu bleiben, ein Tenor ein Tenor. Gewisse Experimente sollten da aber erlaubt sein. Siehe Vogt: Statt der üblichen Heldentenöre eben mal eine Stimme mit anderen Qualitätsmerkmalen. Ob er als Siegmund passt, da hege ich mehr als nur Zweifel – als Lohengrin ist er eine willkommene Abwechslung.
Jürgen Pathy
Das Urheberrecht ist eindeutig. Will ich etwa eine neue Übersetzung von DER FREMDE (Albert Camus) anbieten und habe dafür einen Verlag, dann kann ich das erst ab 2032 in Deutschland, siebzig Jahre nach dem Tod von Camus. Denn dann auch verliert Rowohlt das alleinige Recht Camus zu veröffentlichen. Was aber nicht geht ist, den Text zu verändern, ihn zu verhunzen, ihn zu missbrauchen. Und das ist gut so. Es wurde schon einmal Giancarlo del Monaco erwähnt als genialer Opernregisseur. Er hat gelegentlich modernisiert, jedoch nie den Komponisten hintergangen, ihn verraten oder missbraucht: im Gegenteil. Das Einmalige an ihm ist, dass dennoch seine Inszenierungen immer neu wirkten.
Ja, es zählt nur das, was der Schöpfer eines Werkes wollte. Niemand hat das Recht ein Original zu verfälschen.
Klaus Florian Vogt? Grazie No!!
Franco Bastiano, Paris Vième