Foto: Schubert-Saal © www.lukasbeck.com
Markus Hering, Lesung
Eloïse Bella Kohn, Klavier
Programm
E.T.A. Hoffmann
Johannes Kreislers, des Kapellmeisters, musikalische Leiden (Kreisleriana I)
Johannes Brahms
16 Variationen über ein Thema von Robert Schumann op. 9 (1854)
Johann Sebastian Bach
Auswahl (Aria mit verschiedenen Veränderungen. Clavier-Übung IV BWV 988 »Goldberg-Variationen«) (1741–1742)
Wiener Konzerthaus, Schubert-Saal, 12. Oktober 2022
Von Kathrin Schuhmann
Ein Stündchen großartiger Unterhaltung bescherten am Mittwochmittag die Pianistin Eloïse Bella Kohn und der Schauspieler Markus Hering dem zahlreichen Publikum, das sich in bester Laune im wohlgefüllten Schubert-Saal des Wiener Konzerthauseses zusammengefunden hatte. Mit einer kurzweiligen Reise in die Vergangenheit lockte ein Programm, in dem sich so manche großen Meister der vergangenen Tage die Hände reichten.
So wurde von der jungen Pariser Pianistin zum einen das selten aufgeführte Variationenwerk op. 9 von Johannes Brahms dargeboten, in welchem dieser über ein Thema 16 Variationen schrieb, das er Robert Schumanns Bunten Blättern op. 99 seinerzeit entnommen hatte, wie zum anderen die weltberühmten „Goldberg-Variationen“ von Johann Sebastian Bach. Ein in technischer als auch interpretatorischer Hinsicht überaus forderndes Programm, das Kohn indes sichtlich mühelos meisterte und eine jede der dargebotenen Variationen mit Charakter und Esprit belebte. Nur die Größe des Flügels und die damit einhergehende Klanggewalt des Instruments schien in Hinblick auf die ausgewählten Werke und auch den eher privat anmutenden Konzertrahmen im doch überschaubaren Schubert-Saal ein wenig unpassend.
Das musikalische Programm wurde aufgelockert, man möchte sagen glücklich durchwoben, von verschiedenen Lesekostproben, die der gestandene österreichische Schauspieler aus dem Leben des Kapellmeisters Johannes Kreislers erzählte. Anders als genial kann es wohl kaum bezeichnet werden, wie es Hering gelingt, mit seiner Person sich ganz in den Dienst der Kunstfigur zu stellen und die bald tragisch-komischen, bald zynisch-bissigen Schilderungen Kreislers, aus dessen Perspektive erzählt, lebendig werden zu lassen.
Nicht selten lachte das Publikum während Herings Erzählungen beherzt auf, klebte förmlich an den Lippen des Lesers und ließ sich voll und ganz auf das ungewöhnliche Kunsterlebnis ein, in dem sich Literatur und Musik verbanden. Die Hörerschaft dankte sowohl der Pianistin als auch dem Leser zum Abschluss mit kaum enden wollendem Beifall.
Kathrin Schuhmann, 15. Oktober 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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