Christophe Dumaux (Giustino) © Matthias Baus
Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE DIENSTAG-PRESSE – 22. NOVEMBER 2022
Berlin/Staatsoper Unter den Linden
„Il Giustino“ von Vivaldi strandet szenisch im seichten Wasser
Die ab dem 2. Dezember 2022 an der Staatsoper stattfindenden traditionellen Barocktage werfen ihren Schatten bereits voraus: schon vor Beginn des Festivals hat Vivaldis Version von „Il Giustino“ Premiere. Als Orchester fungiert die Akademie für Alte Musik, ein renommiertes Berliner Ensemble. Dirigent ist der inzwischen in Ehren ergraute René Jacobs, der aber nichts von seinem jugendlichen Feuer eingebüßt hat, wenn es um Barockmusik geht.
Von Peter Sommeregger
Klassik-begeistert.de
Spielerisch schön: „Il Giustino“ an der Staatsoper (Podcast)
inforadio.rubriken
Dortmund
Sol Gabetta, Klaus Mäkelä und die Philharmoniker aus Oslo reißen das Publikum in Dortmund von den Sitzen
Der lange Konzertabend im Ruhrgebiet bestätigt den bereits in Hamburg gewonnen Eindruck, dass wir es hier mit einem europäischen Spitzenorchester zu tun haben. Mit einem Dirigenten, Klaus Mäkelä, der ganz zweifellos eine große Zukunft vor sich hat. Und mit einer herausragenden Solistin Sol Gabetta, die auf dem Cello offenbar einfach alles kann. Wohl jenen, die das Oslo Philharmonic auf der jüngsten Europatournee ein Stück des Weges begleiten durften.
Von Brian Cooper
Klassik-begeistert.de
Wien/Konzerthaus
Reine „Pathétique“ – Dirigent Klaus Mäkelä mit den Osloer Philharmonikern
https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/klassik/2168527-Reine-Pathetique.html
Enttäuschung aus Oslo: Tschaikowsky im altmodischen Gewand (Bezahlartikel)
Oslo Philharmonic unter Klaus Mäkelä im Wiener Konzerthaus: viel Jubel, aber auch unerfüllte Erwartungen.
DiePresse.com
Gipfel der Liedkunst: Liedmatinee Michael Volle/Helmut Deutsch
Irgendwann wird die Cancel-Unkultur auch den Liedgesang treffen. Noch dürfen drei Zigeuner uns zeigen, wie man das Leben verschläft, verraucht und vergeigt und es dreimal verachtet: Passive Resilienz mit Liszt und Lenau steht in größtem Kontrast zum lautstarken Aufbegehren des Prometheus mit Schubert und Goethe. Voller Spannung – die Liedmatinee von Michael Volle und Helmut Deutsch.
DrehpunktKultur.at
Daniels vergessene Klassiker Nr. 9: Ottorino Respighi – „Die Pinien von Rom“
Die Pinie – auch „Italienische Steinkiefer, Mittelmeer-Kiefer oder Schirm-Kiefer, früher auch Pinienfichte, genannt“ (Zitat Wikipedia) – erscheint auf den ersten Blick wie ein ganz normaler Baum. Oft anzutreffen, dem mediterranen Klima angepasst, recht knorrig und nicht unbedingt besonders. Über diesen Baum eine Musik zu komponieren, erscheint eigentlich kontraintuitiv. Und doch kann selbst so ein auf den ersten Blick alltäglich anmutendes Gewächs die Kreativität eines frischen Geistes anregen. So geschehen im Jahr 1924, als ein italienischer Komponist ausgerechnet diesen Baum zum Anlass nahm, um eine etwa 20 Minuten lange Sinfonische Dichtung zu schreiben.
Von Daniel Janz
Klassik-begeistert.de
Berlin
Barocktage der Staatsoper Oper zwischen Humor und Tragik (Video)
rbb-online.de
München
Münchner Kulturhaushalt 2023: Große Häuser müssen sparen
Die Freie Szene Münchens aber soll eine Million Euro mehr Fördergeld bekommen. Wofür?
Sueddeutsche Zeitung.de
München/Isarphilharmonie
Klanglich ausgereizt
Die Bamberger Symphoniker unter Jakub Hrůša in der Isarphilharmonie.
SueddeutscheZeitung.de
Federleicht
Mendelssohn-Nachmittag mit Julia Fischer und der Sächsischen Staatskapelle Dresden in der Isarphilharmonie.
SueddeutscheZeitung,de
Der Berliner „Triogipfel E.T.A.200“ würdigte den Jubilar Hoffmann und das Klaviertrio
NeueMusikzeitung/nmz.de
Frankfurt
Anne-Sophie Mutter in der Alten Oper Frankfurt: Star vor vollem Haus
FrankfurterRundschau.de
Wien/Staatsoper
Düstere Größe
Simon Keenlyside als Macbeth an der Staatsoper
WienerZeitung.at
Wien/Musiktheater an der Wien
Rossini zum Abheben schön: La gazza ladra am MusikTheater an der Wien
bachtrack.com.de
Wien Modern
Tragik und Isolation
Wien Modern, das Festival für zeitgenössische Musik, macht Halt im Theater und im Museum.
WienerZeitung.at
Wien Modern: Heiner Goebbels’ Weltmusik!
Heiner Goebbels’ ideenreiche Produktion „A House of Call“ im Rahmen von Wien Modern im Volkstheater
DerStandard.at
Nancy
Opéra National de Lorraine – L’Amour des trois oranges Märchenhafte Menschwerdung
concerti.de.oper
Amsterdam
Auf Erden im Himmel: Les Arts Florissants bei der NTR ZaterdagMatinee in Amsterdam
bachtrack.com.de
Nachruf
Ehemaliger Intendant der Dresdner Musikfestspiele: Michael Hampe ist tot
https://www.mdr.de/kultur/musik/dresdner-musikfestspiele-michael-hampe-tot-100.html
Links zu englischsprachigen Artikeln
München
Piotr Beczała Cancels Munich Concert
https://operawire.com/piotr-beczala-cancels-munich-concert/
Zürich
A haunting Jakob Lenz in Zürich
bachtrack.com.de
Bergamo
La Favorite opens the Donizetti Opera Festival in Bergamo
bachtrack.com.de
Mailand
Q & A: Francesco Meli on “Uniti Per Verdi” & the Importance of Italy’s Composer
operawire.com
London
Peter Gelb shouts out for English National Opera
https://slippedisc.com/2022/11/peter-gelb-shots-out-for-english-national-opera/
Leeds
Alice Coote leads an impressive performance of Gluck’s Orfeo ed Euridice for Opera North
seenandheard.international.com
New York
Review: Richard Tucker Gala 2022
A Star-Studded Evening Filled with Thrilling Performances
https://operawire.com/review-richard-tucker-gala-2022/
San Francisco
San Francisco Opera 2022-23 Review: La Traviata – Pretty Yende Triumphs in New Production by Shawna Lucey
https://operawire.com/san-francisco-opera-2022-23-review-la-traviata/
SF Opera dazzles with new “La Traviata”, “Orpheus and Eurydice” productions
48hills.org
Ballett / Tanz
In Munich, Christopher Wheeldon’s Cinderella continues to confuse as much as it delights
seenandheard.international.com
Rock/Pop
Italiens „singende Nonne“ Cristina Scuccia tritt aus ihrem Orden aus
Die „singende Nonne“ aus Italien, Ordensschwester Cristina Scuccia hat sich entschieden, aus ihrem Orden auszutreten. 2014 hat Scuccia „The Voice Of Italy“ gewonnen.
Vienna.at
———
Unter’m Strich
Das Kalkül der Scheichs. Wo das Emirat Katar in Deutschland überall mitmischt
Für die WM in Katar hagelt es viel Kritik. Deutlich leiser werden die Töne, wenn es nicht um Sport, sondern um die Wirtschaftsmacht des Emirats geht. Dabei werfen die vielen Beteiligungen des autokratischen Regimes, vor allem an großen Dax-Unternehmen, Fragen auf.
NTV.de.wirtschaft
Österreich
Gewessler „enttäuscht“ von der Weltklimakonferenz
Die Klimaministerin räumt ein, dass man in Sharm el-Sheikh „zu wenig Fortschritte gemacht“ habe. Das 1,5-Grad-Ziel sei dennoch „nicht tot“, meint Gewessler. Im kommenden Jahr will sie die „nächsten Schritte“ machen.
Die Presse.com
INFOS DES TAGES (DIENSTAG, 22. NOVEMBER 2022)
INFOS DES TAGES (DIENSTAG, 22. NOVEMBER 2022)
Quelle: onlinemerker.com
MAILAND: PROBEN FÜR SAISONERÖFFNUNGSPREMIERE LAUFEN AUF HOCHTOUREN
L’incoronazione di Boris Godunov a zar è una delle scene più celebri dell’opera. Avviene alla fine del Prologo, e vede Boris sulla Piazza del Cremlino che implora la benedizione del cielo, mentre il principe Vasilij Šujskij ordina al popolo di acclamare il nuovo zar.
Die Wiener Staatsoper im Dezember: Gleich zwei Premieren sowie eine Wiederaufnahme stehen im Dezember auf dem Spielplan der Wiener Staatsoper – die Proben für Die Meistersinger von Nürnberg (Premiere am 4. Dezember), die Jugendoper Tschick (Premiere am 18. Dezember) sowie das Ballett La Fille mal gardée (Wiederaufnahme am 13. Dezember) sind in vollem Gange. Darüber hinaus sind gleich mehrere Repertoireklassiker mit interessanten Haus- und Rollendebüts zu erleben, auf die wir Sie untenstehend hinweisen dürfen.
In der anstehenden Wiederaufnahme von Andrea Chénier (30. November, weitere Vorstellungen bis 9. Dezember) mit Jonas Kaufmann in der Titelpartie sowie Maria Agresta in ihrem Hausdebüt als Maddalena wird George Petean anstelle von Carlos Álvarez den Carlo Gérard verkörpern.
Fortgesetzt werden im Dezember auch die Aufführungsserien von Tosca mit Camilla Nylund, Stefano La Colla und Erwin Schrott – er wird am 2. November nach der Vorstellung mit dem Titel »Österreichischer Kammersänger« ausgezeichnet sowie Martin Schläpfers Neuinterpretation des Ballettklassikers Dornröschen. Das gesamte Programm mit den vollständigen Besetzungen finden Sie auf der Website der Wiener Staatsoper.
A. Dvořák: Othello Ouvertüre, fis-Moll, op. 93
W.A. Mozart: Klavierkonzert A-Dur, KV 488
– Pause –
W. Lutosławski: Konzert für Orchester Ursprünglich stand neben Witold Lutosławskis: Konzert für Orchester auch Sergej Rachmaninows: Konzert für Klavier Nr. 3 in d-Moll, op. 30 am Programm.
___________________________________________________________
Ein Stadtrundgang mit Wien Modern
Leger & locker, ohne dunklen Anzug oder feiner Dress… soll wohl heißen, dass allzu Ehrerbietiges hier wohl nicht geboten wird. Doch so lässt sich’s auf Aufforderung von Wien Modern recht frisch zwischen Konzerthaus, Musikverein und Kunsthistorischem Museum, von der Albertina bis ins Planetarium im Prater oder dem Jugendstiltheater und wieder zurück in das Museum moderner Kunst, spazieren. Immer mit einem Hörgenuss verbunden – einem gewissen wohl nur, für Connaisseurs, einige Neugierige und so manch diesbezüglich Gläubige. Solch ein Stadtrundgang mit Wien Modern, ganze 27 Spielstätten!, ergibt schon seinen Sinn: Raus aus dem Konzertsaal, Bekanntschaft mit musikalischen Persönlichkeiten und deren Ideen, deren Schöpfergeist, deren Aussagebestreben – und somit gut gepaart mit dem Zeitgeist.
Modern Sound-Fans können auf diesem Stadtrundgang sehr wohl so manch tönendes Gustostückerl entdecken und aufnehmen. Etwas durcheinander geht es dabei schon, allzu viel an in die Tiefe gehendes bleibt in Ohr oder Seele eher nicht haften. Namen wie Helmut Lachenmann, Morton Feldman, Georg Friedrich Haas, Beat Furrer, Matthias Kranebitter scheinen auf, Schönberg mal so dazwischen. Die Jüngeren richten sich Klang- und Geräuschmixturen wie „Encyclopedia of pitch and deviation“ oder „Pure bliss“ zurecht, und spezielle Ensembles wie etwa das Klangforum Wien helfen ihnen dabei. Besonders wichtig, nicht wegzudenken: die Tonstudios mit ihrer Mehrkanal-Elektronik, ihren andauernden Beschallungs-Manipulationen und suggestiven Zaubertricks.
Bis hinauf in das Universum hat die kompositorische „Kabbala“-Deutung des heuer im März verstorbenen Wiener Alte Musik-Großmeisters René Clemencic im Planetarium des Naturhistorischen Museums geklungen. Ein interessantes Klangbild, doch ohne gemeinsame Schwingungen mit dem wechselnden überwältigenden Sternenhimmel in der Kuppel des Hauses. Und Deutschlands Altmeister Heiner Goebbels hat den Fehler begangen, für das auf der Bühne des Volkstheaters groß ausgebreitete und intensiv musizierende Frankfurter ‚Ensemble Modern Orchestra‘ seine Collage „Heiner Goebbels: A House of Call“ als szenisches Konzert auszugeben. Bloß ein Schmäh, kein einziger theatralischer Reiz – nur beinahe pausenlose zwei Stunden Goebbels Klangflächen, durchaus kompakt geformte, mit einigen Afro-Gesangseinblendungen und gelegentlich manch aparten Harmonien dazwischen. Da dürfte sich auch manch Sachkundiger gedacht haben: Also, Goebbels, jetzt aber doch genug von ihm!
Info: www.wienmodern.at
Meinhard Rüdenauer
_________________________________________________________________
Nationaltheater Mannheim: Ehemaliger Intendant Michael Hampe gestorben
Michael Hampe
Noch am vergangenen Wochenende wurde zur Eröffnung der Feierlichkeiten rund um den 50. Geburtstag der Studiobühne im Werkhaus des Nationaltheaters Mannheim ein Grußwort des ehemaligen Intendanten Michael Hampe verlesen, der die Spielstätte 1972 wider aller Bedenken des damaligen Oberbürgermeisters Hans Reschke als eine seiner ersten Amtshandlungen auf den Weg gebracht und eröffnet hatte. Hampe, der das Grußwort gerne persönlich an das Publikum gerichtet hätte, hatte sein Kommen aus gesundheitlichen Gründen bereits frühzeitig ausschließen müssen. Nun erreichte das NTM die Nachricht, dass Michael Hampe am Freitag, 18. November, dem Tag, an dem sein Grußwort verlesen wurde, gestorben ist.
NTM-Schauspielintendant Christian Holtzhauer: „Michael Hampe hatte die richtige Idee zur richtigen Zeit und öffnete dem Nationaltheater gegen alle internen und externen Widerstände mit dem Studio Werkhaus einen Raum für das künstlerische Experiment, die unmittelbare Begegnung mit dem Publikum und die unbedingte Zeitgenossenschaft. Das Studio ist heute aus dem Programm des Nationaltheaters, aber auch aus der Kulturlandschaft Mannheims nicht mehr wegzudenken. Vor wenigen Wochen haben wir noch mit Michael Hampe gesprochen, und am vergangenen Freitag durfte ich zum Auftakt der Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag des Studios ein Grußwort von ihm verlesen. Wir denken an Michael Hampe und seine Familie – und fühlen uns ihm gegenüber zu großem Dank verpflichtet. Mit unserem Programm im Studio Werkhaus sorgen wir dafür, dass Michael Hampes kreativer Geist lebendig bleibt.“
Das Nationaltheater Mannheim sei für ihn ein besonderer Ort geblieben, hieß es noch in Hampes Grußwort zum Studio-Jubiläum. „Ich habe das Nationaltheater in mein Herz geschlossen und bin stolz, dass ich diesem traditionsreichen Hause einige Zeit dienen durfte.“
Der am 3. Juni 1935 in Heidelberg geborene Schauspiel- und Opernregisseur Michael Hampe wurde für seine Inszenierungen weltweit geschätzt. Er hat an vielen bedeutenden Bühnen inszeniert: unter anderem an der Mailänder Scala, am Londoner Covent Garden, an der Pariser Opéra ebenso wie bei den internationalen Festivals in Salzburg, Edinburgh und Florenz. Von 1972 bis 1975 war er Intendant am Nationaltheater Mannheim, danach von 1975 bis 1995 an der Kölner Oper und bis zum Jahr 2000 Intendant der Dresdner Musikfestspiele. Neben seinen Regiearbeiten lehrte er als Professor an Musikhochschulen in Köln, New York, Los Angeles und Tokio.
______________________________________________________________________
https://de.wikipedia.org/wiki/Il_barbiere_di_Siviglia_(Paisiello)
MYTO hat die Live Aufnahme vom 25.3.1953 „restauriert“ und ist vielleicht ein empfehlenswertes Weihnachtsgeschenk, dazu das Baritondebüt von Ettore Bastianini. Gianandrea Gavazzeni dirigierte.
Vielleicht als Weihnachtsgeschenk ein Tipp!
______________________________________________________________
Wien Modern 35 geht in die vorletzte Festivalwoche
Die vorletzte Festivalwoche feiert, abgesehen von einem kleinen und einem großen Konzert (input > klavier in der Alten Schmiede und Future Memories im Mozart-Saal), noch einmal die wundervolle, widersprüchliche Formenvielfalt der neuen Musik: mit drei Film-/Videoprojekten im Mozart-Saal, im Odeon und im Dschungel Wien, zwei begehbaren Produktionen im MAK und im Institut für Geologie der Uni Wien, einer szenischen Version von George Crumbs Makrokosmos mit Objekten und Performances im Jugendstiltheater und einem zweitägigen Improvisationslabor im Odeon. Insgesamt gibt es bis Ende November 59 Ur- und 19 Erstaufführungen an 27 Spielstätten in 10 Wiener Gemeindebezirken zu hören und zu entdecken.
Nach so viel Komponieren tut Improvisation richtig gut, sagt Angélica Castelló. Sie ist gemeinsam mit Martin Brandlmayr, dieb13, Klaus Filip, Susanna Gartmayer, noid, Billy Roisz, Martin Siewert und Oliver Stotz Teil von the klingt collective, dem Wiener Improvisationsmusik-Ensemble, das seit Tagen gemeinsam mit dem Komponisten, Kontrabassisten und Forscher Christopher A. Williams, der Anthropologin Caroline Gatt und dem Philosophen Joshua Bergamin quasi unter Laborbedingungen das Improvisieren erforscht. Das (Musical) Ethics Lab, ein dreijähriges Forschungsprojekt mit Laboren in Graz, Wien, Trondheim und Berlin, lädt mit zwei unterschiedlichen Konzertprogrammen und verschiedenen Gesprächsrunden am Montag 21.11. und Dienstag 22.11. im Odeon zu spannenden Begegnungen mit improvisierter Musik.
Der zweistündige Zyklus Makrokosmos für ein bis zwei Klaviere, Schlagwerk und Elektronik ist eines der großen Meisterwerke des im Februar im Alter von 92 Jahren verstorbenen Komponisten George Crumb. Ein fantastisch-poetisches Weltmodell, das «die großen und kleinen Rhythmen der Natur» als zu einer Rundreise durch Weltraum und Erdzeit formt. Spiralbewegungen im «celestial ballroom» orientieren sich an den zwölf Sternbildern des Tierkreises und führen zwei faszinierende Stunden lang durch ein komplexes Gebäude aus Astronomie, Astrologie, Religion und Schöpfungsmythen. Quasi als Teil zwei seiner Erkundung des Weltraums nach René Clemencics Kabbala im Planetarium versetzt das sirene Operntheater dieses Monument der Klavierliteratur mit kinetischen Installationen und Performances von sieben Künstler:innen in Bewegung. Premiere ist am Dienstag 22.11. im Jugendstiltheater am Steinhof, weitere Aufführungen sind am Donnerstag 24., Freitag 25. & Sonntag 27.11. Ergänzend zum bisher angekündigten Programm wird an den vier Aufführungstagen Bernhard Gál sein soeben erschienenes Buch Hörorte | Klangräume. Eine transdisziplinäre Topografie installativer Klangkunst präsentieren: Nach jeder Vorstellung lädt der Klangkünstler und Musikwissenschaftler im Gespräch mit Stefan Fricke (22.11.), Georg Weckwerth (24.11.), Marie-Therese Rudolph (25.11.) und Barbara Barthelmes (27.11.) zu Entdeckungen raum- und ortsbezogener Klangkunst.
In Nomine PPP am Mittwoch 23.11. im Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses ist die erste von zwei großen Filmprojektpremieren mit PHACE im Rahmen von Wien Modern 2022. Die musikalisch-filmische Kantate für Pier Paolo Pasolini zum 100. Geburtstag ist eine große Hommage an Werk und Leben des großen italienischen Künstlers und Intellektuellen. Mit Musik von Stefano Gervasoni, einem Film von Paolo Pachini und zahlreichen Gedichten von Pasolini beleuchtet In Nomine PPP die politische und kulturelle Rolle Pasolinis in der italienischen und europäischen Gesellschaft der 1960er- und 1970er-Jahre. Die eng verwobenen Interaktionen zwischen Musik und Bildern lassen dabei eine einzigartige Atmosphäre entstehen, in die die Wahrnehmung vollständig eintaucht und die sie restlos durchdringt. Aus der Hybridisierung der Sprachen entsteht ein zerrissener, manchmal aber auch versöhnlicher Ausdruck, eine Hommage an Pasolinis rauen Blick, dessen mäeutische Kraft die Dinge bloßlegt und – gerade heute in einer globalisierten Welt – jene Verflechtungen von Moderne und Tradition aufzeigt, für die der Dichter ein Prophet war.
Die autobiografischen Erinnerungen des 1953 in Graz geborenen Komponisten Georg Friedrich Haas sind ein zeithistorisch bedeutendes Dokument von großem Seltenheitswert. Es beschreibt eine komplexe österreichische Familiengeschichte im Umfeld des Nationalsozialismus nach dem zweiten Weltkrieg. Seinen Großvater Fritz Haas (Rektor der TU Wien 1938–1942) schildert Haas als den «Übervater» seiner Familie, dessen ideologische Verbindung zum NS-Regime ebenso beleuchtet wird wie sein Wirken in der Nachkriegszeit. Mit großer Akribie, emotionaler Stärke und klarer gesamtgesellschaftlicher Analyse gibt Haas eine detaillierte Innensicht auf eine deutschnational / nationalsozialistisch geprägte Umgebung und schildert die Loslösung aus diesem Milieu – seinen Weg nach draußen. (Durch vergiftete Zeiten. Memoiren eines Nazibuben, Donnerstag 24.11.)
In The Forest Concerts, unserer Neuproduktion für Kinder ab 7 Jahren (und Erwachsene), dreht sich alles um die Geräuschwelt des Waldes, und zwar auf eine durchaus für Großstadtkinder zugängliche Weise: Das coole Schlagzeug-Klavier-Quartett aus New York Yarn / Wire, der witzige Komponist aus Oslo Øyvind Torvund, der auch Gitarre in Rockbands gespielt hat, die Illustratorin und Comiczeichnerin Åshild Kanstad Johnsen aus Bergen an der norwegischen Westküste und die Schauspielerin Elsa Rauchs aus Luxemburg haben im Team diese knapp einstündige Aufführung zum Mitmachen entwickelt. In Begleitung der Comicfiguren «Boss», «Bacall», «Sound T» und «DES» entwickeln die Besucher:innen gemeinsam ein Museum von Dingen und Klängen aus der Natur, zeichnen Bilder, machen Tonaufnahmen und erzeugen selbst Klänge und Geräusche. Erzählt wird von der Leidenschaft und Freude des Sammelns, Zusammentragens und Kategorisierens von Materialien und Geräuschen, die aufmerksamen Menschen in der Natur begegnen. Die Uraufführung fand am Samstag 19.11. in der Philharmonie Luxembourg im Festival rainy days statt, diese hochkarätige Produktion für junges Publikum feiert am Donnerstag 24.11. seine Österreich-Premiere im Dschungel Wien (weitere Aufführungen Donnerstag 24./Freitag 25.11. 10:30 Uhr, Samstag 26./Sonntag 27.11. 16:00 Uhr).
Mit dem höchst prominenten Uraufführungsprogramm Future Memories kehrt das SWR Vokalensemble nach einer fast zwanzig Jahre langen Pause zu Wien Modern zurück: Der renommierte Rundfunkchor des SWR singt im Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses neue A-cappella-Werke. Martin Smolka lädt mit Henry David Thoreau zum Winterspaziergang. Alberto Posadas fragt, wie wir auf Menschen früherer Zeiten zurückschauen. Und Georges Aperghis sucht bei der umgekehrten Frage, wie zukünftige Generationen auf uns blicken werden, mit humoristischer Energie nach Alternativen zum Vergessen und zum Pessimismus. «Future Memories: eine Polyphonie von Klängen, die eine Bedeutung tragen oder nicht. Es geht dabei um die Erinnerung an eine gemeinsame Sprache und um ein Spiegelbild unserer Kultur in einem Moment, in dem sie mit der Vervielfachung von Daten konfrontiert ist, die das Verstehen der Welt, in der wir uns bewegen, immer mehr verwirrt und verdunkelt.» (Georges Aperghis) (Freitag 25.11.)
Nach ihrer aufsehenerregenden Bespielung der Brigittenauer Brücke bei Wien Modern 2019 laden die Künstlerin Kathrin Hornek und die Komponistin Judith Unterpertinger erneut im Rahmen des Festivals zur Wanderung durch ein Betongebirge. Der Mensch bewegt inzwischen mehr Gesteinsmaterial als alle Flüsse und Meere der Welt zusammen. Horneks und Unterpertingers 2022 im Verlag Riff am Hang erscheinendes Buch Modified Grounds, Bodies of Data – Bildatlas einer Sound-Performance-Reihe wird bei dieser Gelegenheit nicht nur präsentiert, sondern fungiert als Partitur einer Performance: Modified Grounds, Bodies of Data führt in entlegene Archive der Erdwissenschaften der Uni Wien und macht live performte Ausschnitte der im Buch dokumentierten Klanginstallationen hörbar. (Samstag 26.11.)
Eine Woche nach der Uraufführung der ceremony II und zwei Tage nach der Präsentation seiner Autobiografie in der TU wird mit Iguazú superior am Samstag 26.11. in der Säulenhalle des MAK eine weitere begehbare Raumkomposition von Georg Friedrich Haas bei Wien Modern uraufgeführt. Die Maximalfassung für zehn Klangwerker:innen, die ihre Instrumente frei auswählen dürfen, wird fünfmal im Loop gespielt vom Ensemble Motus Percussion, bestehend aus Studierenden, Alumni und Lehrenden der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz. «Christoph Sietzen, der mein Konzert für Klangwerk und Orchester mehrmals großartig interpretiert hat, bildet das ideale künstlerische Zentrum für die Uraufführung dieser freien Version. […] So spektakulär die Iguazú-Wasserfälle sind (wir waren dort im November, im südamerikanischen Frühling, die Flüsse waren reich an Wasser) – das Eindrucksvollste war eine Wanderung oberhalb der Fälle, die dort nur zu hören, aber nicht zu sehen waren. Stundenlang führte der Weg flach über kleine Brücken und Inseln, das Wasser darunter zog in sichtbarer Beschleunigung vorbei, entschwand dem Blick, und wir wussten, dass es in wenigen Minuten in freiem Fall hunderte Meter tief abstürzen würde.» (Georg Friedrich Haas) Die Beschleunigung der gigantischen Wassermengen (das 312-Fache von Krimml) an der Grenze zwischen Argentinien und Brasilien führte Georg Friedrich Haas zur Komposition einer rhythmischen Endlosspirale.
Komponist:innen zu ermutigen, auf allen denkbaren Wegen lustvoll und überschaubar für Klavier zu schreiben und dabei bewusst ihre jeweiligen pianistischen Erfahrungen zukunftsorientiert zu hinterfragen: Das ist das Motto von input > klavier. Ziel des Projekts ist, Impulse zu setzen und durch eine vielseitige Auswahl an neuen Denk-, Sicht-, Hör- und Schreibweisen für das Instrument kurze, attraktive Stücke anzubieten, die vielleicht helfen, die Klüfte zwischen Pianist:innen, Komponist:innen und Publikum im traditionellen Konzertbetrieb zu überwinden. (Sonntag 27.11.)
Renacer ist die zweite große Filmprojektpremiere mit PHACE bei Wien Modern 2022: Die Video-Oper in einem Akt mit Musik von Alberto Carretero, dem Libretto von Francisco Deco, einem vertikalen (!) Video von Miguel Alonso / Cyan Animática Video nach Bildern vonJuan Lacomba erlebt ihre Uraufführung im Odeon, das für genau einen Abend zum höchsten Kino der Stadt wird. Die Musik simuliert das Wachstum und Verhalten von lebenden Organismen und wird zur Metapher von Geburt und Wiedergeburt, der Kraft des Keimens und der Regeneration. Radikal ist diese Video-Oper im Sinn einer genauen Hörbarmachung der Wurzeln: Der 1985 in Sevilla geborene Komponist Alberto Carretero gewinnt Inspirationen und Baupläne für seine Musik häufig aus der Biologie. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und Membrane-Computing entwickelt er algorithmische Kompositionen, die das Wachstum und Verhalten von lebenden Organismen simulieren und in klangliche Erzählungen übersetzen. Seine neue Video-Oper basiert auf zellulären Prozessen. Mutation, Mitose, Meiose, Gewebebildung, Fortpflanzung und Nervenverbindungen öffnen einen musikalischen Reflexionsprozess und werden zur Metapher der Genese: der Geburt, der Wiedergeburt, der Kraft des Keimens und der Regeneration und damit der Schöpfung selbst. (Sonntag 27.11.) Am Montag 21.11. gibt es im Palais Wiener von Welten, Instituto Cervantes, bereits ein Präludium zu Renacer: Dirigent Nacho de Paz spricht mit Alberto Carreterro über das Projekt.
___________________________________________________________________
ZIEHREREIEN/Lehrgang Klassische Operette im Haus Hofmannsthal, 1030 Wien
Mit großer Freude wollen wir – der Lehrgang Klassische Operette der MUK – anlässlich des 100. Todestages von Carl Michael Ziehrer, dieses nicht nur letzten k. u. k. Hofballmusikdirektors, sondern auch großen „wienerischen“ (Operetten-) Komponisten mit einem Konzert im 3. Bezirk gedenken, in dem er lebte und verstarb und wo heute der Ziehrer Platz an ihn erinnert.
Haus Hofmannsthal, 3, Reisnerstrasse 37,
Sonntag, 18. Dezember 2022, 16 Uhr
ZIEHREREIEN!!
Mit Nataša Jošić, Katharina Linhard, Amane Machida, Michaela Mayr, Daniel Menczigar, Philipp Guirola Paganini, Vanetin Trandavir, Yichi Xu, Elisabeth Zeiler.
Inszenierung, Moderation: Wolfgang Dosch
Choreografie: Gabriel Wanka
Klavier, Musikal. Leitung: László Gyükér
______________________________________________________________________