Vorschaubild „Le nozze di Figaro”, Theater Lübeck
Das neue Format des Theaters Lübeck, sein Publikum durch eine Soirée und anschließende öffentliche Probe auf eine neue Premiere vorzubereiten, lockte am Abend des 16. Januar eine große Zuhörerschaft in das Jugendstiltheater in der Beckergrube.
Wolfgang Amadeus Mozart
„Le nozze di Figaro”
Theater Lübeck, 16. Januar 2023
von Dr. Andreas Ströbl
Mit Mozarts „Le nozze di Figaro” – die Premiere ist am 27. Januar 2023 – hat sich die Leitung des Hauses für ein musikalisch ausgesprochen anspruchsvolles Werk entschieden, was das Quartett aus GMD Stefan Vladar, dem Dramaturgen Jens Ponath, dem Regisseur Stephen Lawless und dem Gast-Figaro Florian Götz deutlich und vor allem verständlich machte.
Ähnlich wie das Genie-Duo Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal wirkten Mozart und der Librettist Lorenzo Da Ponte, dessen schillerndes Leben eine eigene Betrachtung wert ist, bei der „Hochzeit des Figaro“ zusammen, einer der drei Erfolgsproduktionen der beiden neben dem „Don Giovanni“ und „Così fan tutte“. Vladar machte klar, welche sprachliche Komplexität, aufs glücklichste verwunden mit der Musik, im Libretto steckt, denn „ein Meisterwerk hat immer mehrere Ebenen“. Aber er stellte auch heraus, dass es nicht zwingend notwendig ist, das alles zu begreifen, um dieses Meisterwerk zu genießen.
Musikalischen Genuss gab es bei dieser Soirée in Form des Mozart-Liedes „Als Luise die Briefe ihres ungetreuen Liebhabers verbrannte“, auch bekannt unter dem etwas griffigeren Titel „Unglückliche Liebe“, mit glockenhellem Mezzo-Sopran gesungen von Laila Salome Fischer, die den Cherubino geben wird. Aus dieser Partie gab die vielseitige Sängerin später auch die Arie „Voi che sapete“ zum Besten, mit reizvollen Rokoko-Verzierungen. Darauf darf man sich freuen, ebenso wie auf Florian Götz, der in der Titelrolle debütieren wird. Sein „Non più andrai“ erklang mit Kraft und vor allem Witz durch Modulation und sehr eigene Färbung der berühmten Arie.
Evmorfia Metaxaki wird in Zweitbesetzung als Gräfin zu sehen sein und gemeinsam mit Nataliya Bogdanova, die die Barbarina bzw. Susanna in Zweitbesetzung geben wird, sang sie das Briefduett aus dem dritten Akt – beide gestalteten das Stück mit großer Präsenz und viel Charme.
Stephen Lawless antwortete auf die Suggestivfrage von Stefan Vladar, welche der sieben „Figaro“-Produktionen in seiner Vita denn die beste würde, natürlich erwartungsgemäß – mit ebensoviel britischem Humor wie Freundlichkeit. Die Chemie zwischen ihm und den Lübeckern stimmt offensichtlich – schließlich waren seine Britten-Inszenierungen in der Hansestadt allesamt große Erfolge.
Wie akribisch der Regisseur arbeitet, zeigte sich anschließend in der öffentlichen Probe mit Ausschnitten aus dem dritten Akt. Gerade bei den komödiantischen Szenen mit auf- und zuschlagenden Türen sowie lebhaften Auf- und Abgängen ist absolute Perfektion gefordert, sonst bricht das Chaos aus.
Die Szenen mit den Protagonisten (Jacob Scharfman wird als Graf Almaviva zu sehen sein, Andrea Stadel als Susanna), Chor und Statisten wurden mehrfach geprobt – dieser Blick vor und hinter die Kulissen kurz vor der Premiere machte aufs Neue deutlich, wie die vielen kleinen Details den großen Bogen ausmachen.
Nun ein herzliches „toi-toi-toi“ an alle Verantwortlichen – Figaro è in marcia, der Figaro ist im Anmarsch – das wird, dem Untertitel der Oper entsprechend, sicher ein toller Tag!
Dr. Andreas Ströbl, 17. Januar 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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