Diese neueste Veröffentlichung aus dem unerschöpflichen Archiv des Bayerischen Rundfunks ist erneut ein Haupttreffer!
CD-Rezension:
Tschaikowsky Symphonie Nr.5
Liszt Mazeppa
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Zubin Mehta
BR Klassik 900207
von Peter Sommeregger
Der Dirigent Zubin Mehta, von Geburt Inder, studierte beim legendären Hans Swarowsky in Wien. Swarowsky, der selbst ein erfolgreicher Dirigent war, gilt als der Talentschmied von Dirigenten, aus seiner Schule gingen außer Mehta auch noch Claudio Abbado und Giuseppe Sinopoli hervor, um nur die bekanntesten zu nennen.
Jahrzehntelang leitete Zubin Mehta das Israel Philharmonic Orchestra, das er in den Kreis der bedeutendsten Orchester hievte, aber auch bei allen anderen Spitzenorchestern der Welt war und ist er ein gern gesehener Gast.
Sein auf dieser CD dokumentiertes Konzert mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks fand bereits 2013 in der Philharmonie am Münchner Gasteig statt. Das Eigenlabel des Bayerischen Senders ist in der glücklichen Lage, derartige akustische Schätze in großer Zahl jederzeit aus seinem Archiv veröffentlichen zu können. Mehtas Beschäftigung mit Peter Tschaikowskys reifer 5. Symphonie ist ganz unabhängig vom Konzertdatum eine bereichernde Ergänzung für Mehtas umfangreiche Diskographie.
Tschaikowsky schrieb diese, seine vorletzte Symphonie, nach der Rückkehr von einer kräftezehrenden, aber erfolgreichen Tournee durch europäische Musikmetropolen. Auch in diesem Werk bildet sich die aufgewühlte Seele seines Schöpfers greifbar deutlich ab. Klar in Form und Struktur ergibt sich ein Widerstreit zwischen rhythmischen und melodischen Kräften, die erst im Finale in eine scheinbare Beruhigung führen, man darf aber hier dem Komponisten nicht trauen, insgesamt ist auch diese Symphonie Ausdruck von Tschaikowskys zerrissenem Gemüt.
Franz Liszts Tondichtung „Mazeppa“ entstand bereits Jahrzehnte vor Tschaikowskys Symphonie, passt aber vom Stil gut in das Programm. Das bewegte Leben des ukrainischen Volkshelden eignet sich vorzüglich für große, temperamentvolle musikalische Tableaus und gibt dem Dirigenten wie dem Orchester ausgiebig Gelegenheit, zu brillieren. Auch in dieser Einspielung beweist der Klangkörper seine hohe Qualität, unter einem souveränen Dirigenten wie Zubin Mehta läuft es zu seiner Höchstform auf.
Diese neueste Veröffentlichung aus dem unerschöpflichen Archiv des Bayerischen Rundfunks ist erneut ein Haupttreffer!
Peter Sommeregger, 3. Mai 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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Buch-Rezension: Der Dirigent Hans Swarowsky (1899-1975) klassik-begeistert.de, 25. Januar 2023